Bergans Helium 55 im Praxistest

Bergans-Helium-55

Ein Leichtgewicht für leichtgewichtige Trekkingtouren, der Bergans Helium 55 Rucksack mit nur 1000g. Ein Leichtrucksack der sich dennoch bequem tragen und einstellen lassen soll. Hat es sich gelohnt?

Ja, es hat sich gelohnt. Natürlich ist das Material des Bergans Helium 55 nicht so robust wie das dicke Gewebe des Deuter-Rucksackes. Nach zwei Wochen hartem Einsatz in Island (viel scharfkantiger kann Gestein ja kaum sein als das Lavagestein Islands) hat der Rucksack aber keine Schäden genommen und seitdem sind noch einige Trekkingtouren in Norwegen, Deutschland und auf dem GR221 dazugekommen. Bei der Traglast muss man sicher auch Abstriche machen, aber da ich über die Jahre meine Ausrüstung ohnehin immer weiter optimiert habe kommt mir das sogar entgegen.

Technische Daten

  • Gewicht: 1000g (nachgewogen)
  • Füllvolumen: 55l
  • Außenmaße: 58-84 x 31 x 24 cm (H x B x T)
  • Ausführung: Frontloader
  • Gewicht pro Liter Volumen: 18,1g/l
  • Traglast: max. 15kg (eigene Erfahrung)

Ausstattung

  • abnehmbares, höhenverstellbares Deckelfach
  • Trinksystemvorbereitung
  • Schlüsselhalter im Deckelfach
  • Stockhalterung
  • Mesh-Seitentaschen
  • Rückenlänge, Lageriemen, Hüftgurte und Brustgurt verstellbar
  • koppelbare Kompressionsschnüre

Praxis-Erfahrungen

Ich habe den Bergans Helium 55 inzwischen u.a. auf dem Laugavegur in Island, quer durch die Hardangervidda und auf dem GR221 verwendet. Dabei hat er sich für meine Anforderungen absolut bewährt.

Meine Trekking-Ausrüstung nimmt er gut auf. Bei knapp 15kg Gesamtgewicht ist aber Schluss mit einem bequemem Tragekomfort. Das habe ich auf meiner Tour über den Fimmvorduhals deutlich gespürt. Wegen Wasserknappheit am Pass habe ich hier für zwei Tage Wasser eingepackt und lag dann wohl mit Verpflegung für 12 Tage bei ca. 18kg Gesamtgewicht. Da haben die Schnallen dann gekämpft und die doch dünnen Gurte und Riemen war an der Belastungsgrenze. So begleitete mich ein Quietschen des Rucksackes den ganzen Tag.

Tipp von User bandit_bln im UTF um das Quietschen in den Griff zu bekommen: „Etwas Babypuder auf das Gestänge, die Höhenverstellung 10x komplett hoch und runter, bis sich das Puder auf ganzer Länge auf dem Stoff innen verteilt hat.“

Leichter Regen perlt am Rucksack gut ab. Den Inhalt muss man natürlich trotzdem wasserdicht mit einem Rucksackliner oder einzelnen Packbeuteln verpacken aber es bricht auch keine Panik aus wenn es mal ein wenig nieselt. Der Stoff trocknet außerdem auch sehr schnell. Überrascht war ich von der Robustheit des Gewebes. Gerade in Island hatte ich mich schon darauf eingestellt dass der Rucksack einige Schrammen davon trägt. Schließlich ist das Vulkangestein oft scharfkantig. Dank halbwegs pfleglichem Umgang mit dem Rucksack hat er tatsächlich aber keine Schramme davon getragen.

Besonders gut gefällt mit an dem Rucksack der Zugriff auf die Ausrüstung über den langen mittigen Front-Reißverschluss. Ich brauche kein extra Bodenfach aber eben einen schnellen Zugriff auf den Rucksackinhalt. Mal benötigt man schnell die nächste Kleidungsschicht, mal einfach nur die Verpflegung und am Abend will man sein Zelt schnell aufbauen. Mit dem Reißverschluss ist letztlich alles schnell erreicht und genauso schnell wieder im Rucksack verstaut. Das endlose Kramen im Rucksack nach dem richtigen Beutel hat beim Helium 55 also ein Ende.

Der Frontreißverschluss ermöglicht einfaches Packen und jederzeit Zugriff auf den Rucksackinhalt

Der Frontreißverschluss ermöglicht einfaches Packen und jederzeit Zugriff auf den Rucksackinhalt

Die Deckeltasche dürfte für meinen Geschmack dagegen gerne etwas größer ausfallen. Sie ist schon etwas knapp und reicht gerade so für ein paar Riegel, Mütze und Handschuhe.

Taschen an den Hüftflossen sucht man vergeblich, dafür kann man aber z.B. eine Kameratasche direkt an den angebrachten schmalen Riemen befestigen. Die Tasche meiner Sony RX100 III hätte ich ohnehin dabei – letztlich also an der richtigen Stelle nochmal Gewicht gespart. Trotzdem fehlen die Taschen bei langen Tagesetappen einfach.

Insgesamt verzichtet Bergans bei dem Rucksack zum Glück auf überflüssige Halterungen und Bänder die das Gewicht nur unnötig in die Höhe treiben würden. Auf Trekkingtour hat mir bis jetzt trotzdem noch nichts gefehlt.

Alternativen & Vergleich

Nach einigen schönen Touren an der Grenze der Traglast des Bergans Helium 55 war ich wieder auf der Suche nach einer Alternative. Hier die Rucksäcke auf die ich in der gleichen Gewichtsklasse dabei gestoßen bin:

  • Exped Lightning 60 (höhere Traglast bei fast gleichem Gewicht)
  • Gregory Paragon (schwerer, Tragesystem im Ladentest nicht tragfähig genug)
  • Exped Thunder (ähnlich dem Lightning, etwas schwerer dafür mit großem Frontzugang; als 50 und 70l – Variante)
  • Deuter Aircontact lite 50+10 (deutlich schwerer, Tragesystem im Ladentest nicht tragfähig genug)
  • Lightwave Wildtrek 60 (schwerer, kein Ladentest möglich)
  • Osprey Exos Pro 55 (980g, DWR Imprägnierung, aus Recyclingmaterial produziert)

Fazit Bergans Helium 55

Der Bergans Helium 55 war einige Zeit mein Rucksack für autarke Trekkingtouren bis max. 12 Tagen oder 15kg solange Trinkwasser täglich aufgefüllt werden konnte. Für mehr Traglast inklusive Lebensmitteln würde ich ihn nicht mehr nehmen. Ich habe den Wechsel aber nicht bereut und freue mich über ein weiteres gespartes kg Ausrüstungsgewicht. So war er lange fester Bestandteil meiner Trekking-Packliste für Trekkingtouren in Island oder Norwegen. Abgelöst wurde er aufgrund der höheren Traglast inzwischen durch den Exped Lightning 60.

Pro

  • Gewicht: 1000g für 55l Rucksack
  • Funktionell – keine unnötigen Riemen und Halterungen die ich nicht benötige, Trotzdem ein Deckelfach für alles was schnell gehen muss
  • Einstellungsmöglichkeit – Trotz des geringen Gewichtes kann der Rucksack auf die Rückenlänge eingestellt werden
  • Zugang zum Hauptfach – der durchgehende 2-Wege-Reissverschluß am Hauptfach ermöglicht jederzeit den Zugriff
  • schmale Riemen am Hüftgurt – für mich die perfekte Befestigungsmöglichkeit für die Kameratasche

Con

  • Traglast – bei 15kg ist wohl Schluss in Komfort und Langlebigkeit
  • Robustheit – auch wenn er noch keinen Schaden genommen hat, 12 Jahre wie seinem Vorgänger traue ich dem Rucksack bei mir nicht zu
  • keine Hüfttaschen – hätte ich nicht gedacht, aber sie fehlen einfach für Riegel o.ä.
  • bei etwas höheren Lasten quietscht das Tragegestell

 

Das könnte Dich auch interessieren: