Laugavegur: 52km Trekking-Traum in Island

Trekking auf dem Laugavegur

Der Laugavegur ist wohl die bekannteste Trekkingtour Islands. Auf dem Weg der heißen Quellen nach Landmannalaugar durchwandert man eine abwechslungsreiche Landschaft vulkanischen Ursprungs. Für mich ist er das Mittelstück einer zusammenhängenden Tour der drei Trekkingtouren Fimmvörðuháls, Laugavegur und Hellismannaleið.

Tourbeschreibung

GPS-Track und Karte

Karte und GPS-Track Laugavegur

Karte und GPS-Track Laugavegur

Map Data: © OpenStreetMap Mitwirkende

Papierkarten

  • Sérkort 4 – Landmannalaugar, Porsmörk, Fjallabak – Island Wanderkarte 1:100.000 / 1:50.000

OSM-Karten

Toursteckbrief

  • Strecke: 52 km
  • Höhenmeter: 1.960 m
  • Start: Þórsmörk
  • Ende: Landmannalaugar
  • Anreise:
    • mit dem Flugzeug nach Kevlavik (KEF), von hier mit dem Flybus zum BSI in Reykjavik, von hier tägliche Busverbindungen (letzter Bus nach Landmannalaugar ca. 16:00 Uhr, nach Thorsmork (Þórsmörk) ca. 19:30 Uhr)
    • mit dem Hiking pass von Reykjavik Excursions (Linie 9) nach Þórsmörk und mit der Linie 11 nach Landmannalaugar
    • mit Trex und Sterna zwischen Reykjavik und Þórsmörk auf Linie T11/T12 sowie mit der Linie T21-24 nach Landmannalaugar
  • Brennstoff-Bezug: in Reykjavik, z.B. an der Tankstelle neben dem BSI oder am Campingplatz
  • Markierung: blau markierte Pflöcke
  • Wegbeschaffenheit: einfacher Trekkingpfad, teils mehrspurig ausgetreten, hin- und wieder Schotterpisten; Weg teils rutschig, in höheren Lagen bis über den Sommer schneebedeckt; mehrere Furten auf dem Weg
  • Gefahren:
    • durch vulkanische Aktivität und starken Regen können die Flüsse schnell stark anschwellen und das Furten unmöglich machen, unbedingt Warnhinweise auf vedur.is und an den Hütten im Blick halten
    • vor Gefahren jeder Art, auch durch vulkanische Aktivitäten, könnt ihr euch auf safetravel.is informieren
  • Beste Jahreszeit: Mitte Juli – Mitte August
  • Übernachten: Wildcampen im Natursschutzgebiet nicht erlaubt, ausreichend Zeltplätze an den Hütten
  • Trinkwasser: teils ist das Wasser in den Flüssen trinkbar, führt aber viel Sediment mit; bei vulkanischen Aktivitäten kann das Wasser verunreinigt sein; Wasser am besten direkt an den Hütten auffüllen

Höhenprofil

Im Höhenprofil des Laugavegurs findet ihr zu Beginn auch gleich noch das steile Profil des Fimmvorduhals bevor es ab Porsmörk dann auf dem Laugavegur nach Landmannalaugar geht. Er ist dabei von Süd- nach Nord moderat ansteigend bevor es auf den letzten Kilometern wieder etwas bergab geht.

Laugavegur Höhenprofil

Höhenprofil von Laugavegur und Fimmvorduhals

Etappen

Ob man nun den Laugavegur von Nord nach Süd oder andersherum läuft bleibt jedem selbst überlassen. Während in den meisten Büchern die leichtere Route von Nord nach Süd beschrieben ist (weniger Höhenmeter) entscheide ich mich dafür die Trekkingtour von Süd nach Nord zu gehen. Warum? So hast Du mit Landmannalaugar ein echtes Highlight am Ende der Tour.

Laugavegur in vier Tagen

  • Þórsmörk – Emstrur (↑ 600m → 14,5km ∅ 6h)
  • Emstrur – Hvanngil – Álftavatn (↑ 190m → 16km ∅ 5,5h)
  • Álftavatn – Hrafntinnusker (↑ 520m → 11,5km ∅ 5,5h)
  • Hrafntinnusker – Landmannalaugar (↑ 150m → 11km ∅ 4h)

Wie Du siehst sind die Etappen recht kurz und am Ende bleibt noch recht viel vom Tag übrig. Du kannst Dich also entweder genüsslich den Rest des Tages entspannen, am jeweiligen Etappenziel noch Wanderungen in die Umgebung anhängen oder die Etappen zusammenlegen. Ganz schnelle gehen die Tour in zwei Tagen, ich gehe es etwas ruhiger an:

Laugavegur in drei Tagen

  • Þórsmörk – Emstrur – Hvanngil (↑ 760m → 27,5km ∅ 10h)
  • Hvanngil – Álftavatn – Hrafntinnusker (↑ 550m → 15km ∅ 7h)
  • Hrafntinnusker – Landmannalaugar (↑ 150m → 11km ∅ 4h)

Laugavegur an einem Tag – ein Ultramarathon

Keine Sorge, ich bin dem Trekking treu geblieben und wechsle so schnell nicht ins Trailrunning-Lager. Ihr solltet aber wissen dass es alljährlich einen Ultramarathon auf der Strecke gibt. Die Ausreisserin hat darüber auch in ihrem Blog berichtet. Vor allem vor dem eigentlichen Rennen und natürlich am Marathontag selbst wuseln überall um euch herum nicht nur die geführten Touren sondern eben auch die Läufer, Streckenposten und Begleiter. Ich würde den Tag also eher meiden.

Reisebericht und Erfahrungen

Vom Fimmvorduhals kommend übernachte ich direkt am Einstieg des Laugavegur in Husadalur am Rande der grünen Oase Þórsmörk. Husaladur selbst besteht aus ein paar Hütten und einem Zeltplatz für die vielen Wanderer. Das Gebiet rund um Þórsmörk ist für isländische Verhältnisse eine wahre grüne Oase und so gibt es hier zahlreiche markierte Wanderwege die Dank der langen Tage auch Abends noch zu einer kleinen Runde einladen.

Þórsmörk – Emstrur – Hvanngil

Früh breche ich am nächsten morgen auf. Schließlich erwarte ich viele Wanderer auf der Strecke und will dem Massenansturm entgehen in dem ich vor allen anderen aufbreche.

Zunächst geht es durch einen Birkenwald durch das grüne Þórsmörk bergauf. Die erste Herausforderungen ist dann die Furt der Þröngá. Kalt ist es, aber was ist schon eine Tour ohne eine Furt? Nachdem die Füße getrocknet sind geht es weiter und bald mit etwas Abstand entlang der Schlucht Markarfljotsgljufur nach Norden. Teilweise geht man hier auf Sand was das Gehen natürlich etwas erschwert. Im Sandar treffe ich dann auf die Wanderer die am Morgen in Emstrur gestartet sind. In Zweierreihen laufen Sie mit leichtem Tagesgepäck. Gepäcktransport machts möglich. So eine Völkerwanderung habe ich auf einer Tour noch nicht gesehen.

Den Canyon des Gletscherflusses Fremri-Emstrua überquert man über eine Brücke. Im kurzen steilen Anstieg danach sind die schwierigsten Stellen mit Ketten gesichert bevor es dann auf einem Pfad weiter bergauf nach Emstrur führt. Hier mache ich eine ausgedehnte Mittagspause bis ich nach Hvanngil aufbreche.

Ein kurzes Stück geht es auf einer Hochlandstraße nach oben bevor der Weg nach rechts abbiegt. Am Hatfell vorbei geht es weitestgehend eben durch eine beeindruckende Aschewüste. Wer sich bis jetzt noch nicht in einer anderen Welt fühlte sollte es spätestens jetzt merken. Für Ungläubige wartet am Ende dann auch ein Wegweiser nach Mordor. Es geht noch ein Stück auf einer Hochlandstraße F261 entlang (keine Angst, das ist eine Schotterpiste mit extrem wenig Verkehr) bevor die zweite Furt des Tages ansteht.

Ich wundere mich ein wenig. Die Hochlandpiste quert den Fluss an einer Stelle mit reißender Strömung. Ich entscheide mich schließlich weiter flussaufwärts zu gehen und an einer deutlich breiteren Stelle zu furten. Eine gute Entscheidung. Auch hier steht mir das eiskalte Wasser bis übers Knie.

Das letzte Stück ist dann schnell gelaufen. Die Hütte und der Zeltplatz in Hvanngil ist erfreulich wenig bevölkert so dass der Abend schön gemütlich ausklingt.

Hvanngil – Hrafntinnusker

Von Hvanngil geht es in nur 4km nach Álftavatn. Auf dem Weg die Furt durch den Bratthalskvisl. Was ein Gewusel hier. Nach der langen Etappe vom Vortag bin ich etwas später losgegangen und bin nun mitten im Strom der Wanderer aus Álftavatn. Etwas abseits der Menschenmassen quere ich das nur wadentiefe Wasser und verlasse den Tumult schnellstmöglich. Um die Hütte liegen noch viele bunte Zelte, also immer noch einiges mehr los hier. Die Übernachtung in Hvanngil war also die richtige Entscheidung.

Vom Álftavatn geht es dann nach Osten weiter. Noch ein Stück über die Ebene bevor es in einer weiteren Furt durch den Gletscherbach Grashagakvisl gehen soll. Auch hier wieder ein sehr hoher Wasserstand. Gerade wenn ich alleine bin freue ich mich wenn just in diesem Moment von der anderen Seite ebenfalls jemand zum queren ansetzt und man im Notfall nicht alleine ist.

Im Anschluss dann das anstrengendste Stück des Tages. Es geht insgesamt knapp 500 Höhenmeter an den Hängen des Jökultjungur nach oben wo uns ein atemberaubender Ausblick erwartet. Bis zum Fimmvörduhals kann man nach Süden sehen. Nach Norden sieht man die ersten bunten Rhyolithberge und dampfende Quellen die uns den ganzen weiteren Tag begleiten werden.

Die letzten Kilometer gehen über viele viele Rinnen und genau so viel Schneefelder. Hier ist Vorsicht geboten, schließlich fließen hier teils Bäche darunter und nicht jede Schneedecke ist automatisch auch tragend! Zum Zeltplatz in Hrafntinnusker geht es nochmal einige Meter bergauf.

Hrafntinnusker liegt sehr frei im Wind und so solltest ihr euch nicht schämen euer Zelt in einer der vielen Steinburgen aufzubauen. Euch weht noch genug Asche ins Zelt, versprochen. Am Abend gehe ich dann noch zu den nahen Solfataren im Westen der Hütte. Immer wieder beeindruckend.

Hrafntinnusker – Landmannalaugar

Die letzte Etappe des Laugavegur führt nach Landmannalaugar. Viel hatte ich davor schon über diese beeindruckende Gegend gelesen und gehört, aber es gibt nichts schöneres als jetzt selbst in diese Welt einzutauchen.

Aber jetzt geht es erstmal auf den Panoramagipfel Söðull (dt. Sattel, 1.132m). Von hier überblickt man weite Teile der heutigen und fast die ganze Etappe des Vortages auf dem Laugavegur. Im Abstieg kommt man dann am Denkmal für einen leider verstorbenen Wanderer vorbei. Kurz vor Hrafntinnusker erfror er in einem Blizzard. Für uns alle eine tragische Erinnerung und Mahnung uns gut auf diese Tour vorzubereiten, täglich den Wetterbericht zu beachten und unsere Ausrüstung auch auf schlechtestes Wetter hin auszulegen.

Am Ende des Plateaus geht es über große Schneefelder zur heißen Quelle Storihver mit Schlammtöpfen, fauligem Schwefelgeruch und einer dampfenden Quelle. Und genau so geht es dann weiter. Die Dampffahnen der Solfataren an der Brennisteinsalda sind von weitem zu sehen und ständig gibt es etwas Neues zu entdecken. Ein bunter Mix, aus Solfataren, Rhyolitgestein und Lavafeldern.

Kurz vor dem Ende des Laugavegur genießt man dann den Ausblick über das Lavafeld Laugahraun, auf den Blahnukur und zurück nach Brennisteinsalda. Der Hauptweg führt im Westen durch das Lavafeld. Alternativ könnt ihr aber auch noch direkt auf den Blahnukur steigen oder durch die Schlucht Grænagil zum Zeltplatz wandern.

Hinter dem Lavafeld Laugahraun endet der Laugavegur in Landmannalaugar

Hinter dem Lavafeld Laugahraun endet der Laugavegur in Landmannalaugar

Nur einen Haken hat die Etappe. Sie ist mit ihren 11 km recht kurz und ich erreiche schon Mittags den Zeltplatz in Landmannalaugar. Also baue ich mein Zelt auf, esse ein wenig und gehe dann mit leichtem Gepäck noch auf den Blahnukur.

Landmannalaugar

Landmannalaugar ist Treffpunkt vieler Wanderer und Tagesgäste und Ausgangs- oder Endpunkt mehrerer Trekkingtouren. Die Landschaft um die Hütten ist geprägt von rhyolitgefärbtem Gestein, aktiven Quellen und Lavafeldern. Wahnsinnig intensive Farben umgeben einen. Vom Zeltplatz aus führen mehrere Wanderwege, z.B. auf den Blahnukur, in das abwechslungsreiche Gebiet.

Der Zeltplatz selbst ist auf den großen Ansturm ausgerichtet. Beim Check-In (ja, das ist wirklich mehr ein Check-In als eine normale Anmeldung), erhältst Du ein Armband damit Du in die Sanitäranlagen kommst, es gibt einen großen Parkplatz für die Autos und Busse der Tagesgäste und auch ein kleiner Laden fehlt hier nicht. Herzlich willkommen zurück in der Zivilisation. Ansonsten ist der Platz für Zelte, naja, eher bedingt geeignet. Du musst schon zwischen den Schotter- und Matschflächen nach einem wirklich guten Platz suchen.

Blahnukur

Der Blahnukur ist ein eiszeitlicher Vulkan mit grandioser Aussicht in der Nähe von Landmannalaugar. Er besteht überwiegend aus blaugrauem Pechstein was ihn in der Umgebung auch farblich abhebt. Entstanden ist er in der Eiszeit. Dabei ist er unter der Eisdecke ausgebrochen. Erst nach der Eiszeit und seiner aktiven Zeit ist der Vulkan dann in der heutigen Form frei von Schnee und Eis gewesen.

Von Landmannalaugar aus laufen wir zunächst einfach nach Süden und folgen dann der Beschilderung. Kurz bevor es nach Westen in die Schlucht Grænagil weitergeht biegen wir links ab und queren den Fluss über eine kleine Fußbrücke. Kurz danach beginnt der Aufstieg. Schon bald können wir nach Landmannalaugar zurückblicken. Zunächst noch über halbwegs festen Untergrund wird der Weg bald schon zu einem Weg mit kleinen Sedimenten. Immer wieder rutscht man wieder ein wenig zurück. Nach 372 Höhenmetern ist der Gipfel auf 943m erreicht. In vielen Serpentinen geht es bergauf bevor es dann auf einem Grat einmal in großem Bogen zum Gipfel geht.

Auf dem Gipfel des Blahnukur angekommen wird man mit einer überwältigenden Aussicht belohnt. Rundum Berge aus beigem und rötlichem Rhyolitgestein, Dampfsäulen, Flüsse und Gipfel der umliegenden Berge. Wer mag, kann von hier in einem Rundweg durch die Schlucht Grænagil und am südlichen Rand des Lavafeldes Laugahraun wieder den Rückweg antreten oder einfach den Weg des Aufstiegs wieder absteigen.

Wer den Vulkan als Einstieg in den Laugavegur gehen will kann im Abstieg kurz vor der Schlucht nach Westen auf den Laugavegur abbiegen. Genauso kann man den Blahnukur natürlich auch als krönenden Abschluß des Laugavegur besteigen. Dann spart man sich auch den relativ langen Weg durch das Lavafeld Laugahraun nach Landmannalaugar.

Tipps für Deine Tour

  1. Nutze den Tag! Die Sonne geht kaum unter – gute Chancen den geführten Touren aus dem Weg zu gehen.
  2. Übernachte im Zelt – die Hütten sind mehr als voll und müssen weit vorher reserviert werden. Mit Zelt bist Du flexibler. Bitte bleibe aber trotzdem auf den offiziellen Zeltplätzen, der Laugavegur liegt komplett in einem Naturschutzgebiet.
  3. Schaue Dir die Anleitung zum Furten an – Du wirst mehr als einmal einen Fluss überqueren!
  4. Meide den Tag des Ultramarathons. – Außer Du willst diesen verrückten Lauf von der Nähe sehen.
  5. Rechne mit jedem Wetter – In Deinem leichten Rucksack bist Du für wirklich jedes Wetter gewappnet.
  6. Verlängere die Tour mit Fimmvörðuháls und / oder Hellismannaleið. – So verlängert sich Dein Trekking-Traum.
  7. Genieße jeden Augenblick – eine so beeindruckende Landschaft siehst Du so schnell wahrscheinlich nicht wieder.

Fazit: Trekking-Traum Laugavegur

Zugegeben, das Naturerlebnis beim Trekking wurde durch die Menschenmassen die sich den Laugavegur entlang wälzen ein wenig getrübt. Gerade durch den Gepäcktransport von gewerblichen Tourenanbietern gleichen manche Wegabschnitte eher zweispurigen Flurwegen und wirklich alleine ist man hier nie. Man begegnet dabei auch zahlreichen völlig unzureichend ausgerüsteten Tageswanderern ohne jeglichen Wetterschutz, nur mit Kamera bewaffnet.

Die Natur selbst ist es, die den Weg dennoch empfehlenswert macht. In Europa wird man vergleichbares wohl anderswo vergeblich suchen. Also wenn Du schonmal hier bist, schau Dir vielleicht gleich noch weitere Trekkingtouren in Island an!

Ich bin froh den Laugavegur gegangen zu sein. Das Naturerlebnis war es wert und die Abschnitte vor und nach dem Weg, Fimmvörðuháls und Hellismannaleið, gaben mir genug einsame Landschaft die mich auf Trekkingtouren so reizt.