Mehrtägige Wanderung mit Zelt im Spessart: 3 Trekkingplätze, 4 Etappen und unendlich viel Wald. Eine schöne Trekkingtour im Mittelgebirge.
Tourbeschreibung
Auf der „Spessartrunde“ habe ich 3 der 4 Trekkingplätze im Spessart zu einer schönen, konditionell durchaus anspruchsvollen, kurzen Trekkingtour miteinander verbunden. Möglichst viel Wald sollte es sein, Orte habe ich soweit wie möglich gemieden. Der Spessart, mit dem größten zusammenhängenden Laubmischwald in Deutschland, hat es mir dabei schon in der Planung leicht gemacht. Natürlich überquert man auch hier immer mal wieder eine Straße, aber insgesamt sind wir für heimische Verhältnisse schon recht lange abseits von Ortschaften unterwegs. Quellen zur Wasserversorgung können wir hier obendrein auch noch gut in die Tour mit einbauen.
Bei der Wegführung habe ich mich an markierten Wanderwegen im Spessart orientiert. Sogar Teilstrecken von bekannten Wanderwegen wie dem Eselweg oder vom Schneewittchenweg konnte ich mit einbauen. Die noch etwas längere Variante des letzten Tages verläuft auf einem Abschnitt des Hessenweg 9.
GPX-Track und Karte
Map Data: © OpenStreetMap Mitwirkende
OSM-Karten
- Freizeitkarte Deutschland
- OSM Topo
- OpenAndroMap Bayern
Toursteckbrief
- Strecke: 80 km
- Höhenmeter: ↑↓ je 2.300 m
- Start und Ende: Lohr am Main
- Anreise: mit der Bahn, ansonsten mit Auto und Parken auf „Parkplatz an den Mainwiesen“
- Markierung: keine durchgehende Markierung, die Route führt über Abschnitte mehrerer markierter Wege
- Wegbeschaffenheit: Wald- und Flurwege, selten Wanderpfade
- Beste Jahreszeit: April – Oktober
- Übernachten: Trekkingplätze im Spessart (ebenerdige Plätze mit Feuerstelle, 10€ pro Zelt)
- Trinkwasser: einige Quellen am Weg, ggf. Wasser aufbereiten oder in Orten ausreichend nachfüllen
Etappen
- Lohr am Main – Rothenbuch I (↑ 785m ↓ 540m → 24 km ∅ 8h)
- Rothenbuch I – Lahnwiese (↑ 635m ↓ 575m → 21,3km ∅ 7h)
- Lahnwiese – Jagdpfad (↑ 450m ↓ 560m → 19,8km ∅ 6:15h)
- Jagdpfad – Lohr am Main (↑ 390m ↓ 590m → 13,6km ∅ 4:45)
Tourbericht
Es ist das erste Jahr der Corona-Pandemie und so hatte ich einige geplante Touren natürlich verschoben- Diese war war eine davon. Schließlich wollte ich eigentlich schon im Frühjahr als Trekking-Training für größere Sommerunternehmungen in den Spessart. Jetzt ist es eben eine spontane Herbsttour geworden. Die Vorfreude auf der Anreise war so aber vielleicht sogar nochmal ein wenig größer.
Lohr am Main – Rothenbuch I
Den öffentlichen Nahverkehr meide ich in diesem ersten Corona-Herbst noch und reise mit dem Auto an. Die Tour ist aber auch mit einer Zuganreise ohne große Umwege möglich. Schnell finde ich einen Parkplatz in einem Wohngebiet in der Nähe des Wanderweges und schon kann es losgehen. Es beginnt gleich auf einem schönen Waldweg mit einigen Höhenmetern. Fühlt sich gut an wieder unterwegs zu sein.
Nach rund 300 Höhenmetern erreiche ich dann den ersten Aussichtspunkt. Hinter einem Kreuz öffnet sich der etwas zugewachsene Blick ins noch nebelverhangene Maintal. Weiter geht es über die Einöde Margarethenhof und kurz zwischen Feldern hindurch. Danach wechseln Wald- und Weg-Charakter immer wieder. Mal traumhaft schöner Laub- und Mischwald, mal Nadel-Monokultur. Mal ein toller schmaler Pfad auf natürlichem Waldboden, mal kilometerlang befestigte Flurwege. Der Spessart wird eben schon seit langem auch bewirtschaftet.
Neben den unterschiedlichen Weg- und Waldformen fällt noch etwas auf: Pilze. Überall Pilze. Klar, es ist ja auch Herbst. Ich kann mich aber nicht erinnern dass ich jemals so viele Pilze an allen möglichen Stellen gesehen hätte. Wer sich mit Pilzen auskennt könnte sich wahrscheinlich die ganze Tour über nur von Pilzen ernähren.
Trinkwasser fülle ich dann am Oberlauf des Bomigsees kurz vor dem Etappenziel, dem Trekkingplatz Rothebuch I, auf. So richtig groß ist die Schüttung aber nicht, das Wasser dürfte wohl schon etwas länger stehen. Ich entscheide mich also das Wasser zu filtern und werfe zur Sicherheit auch noch eine Mikropur-Tablette hinterher.
Rothenbuch I – Lahnwiese
Es war eine aufregende Nacht. Immer wieder faszinierend nachts dem Wald zu lauschen. Überall ein rascheln und wühlen, Tierlaute hier und da, ein wildes Vogelkonzert am frühen Morgen. Und: „Wurfgeschosse“. Im Herbst fallen Eicheln eben von den Bäumen ab. Ich bin froh mein leichtes Tarptent Notch mitgenommen zu haben und nicht einfach unter freien Himmel zu übernachten.
Am frühen Vormittag erreiche ich Rothenbuch. Erstmal Trinkwasser auffüllen. Es gibt ein Gemeindezentrum neben dem Schlosshotel und einen Supermarkt. Beide sind aber leider geschlossen (das Gemeindezentrum wg. Corona, der Supermarkt anscheinend für immer?). Nach einem netten Gespräch mit Anwohnern geht es dann aber mit aufgefüllten Wasservorräten wieder weiter.
Hinter den Sportplätzen wandere ich dann wieder in den Mischwald des Spessarts. An der B26 treffe ich auf den Eselsweg, einem 112km langen Wanderweg. Ihm folge ich dann fast bis zum Etappenende bis zum Waldhaus Engländer. Ein kleines Stück muss ich dabei gleich am Anfang wegen Waldarbeiten leider der Straße folgen.
Am Nachmittag steige ich dann noch einmal ins Tal ab, hier wartet mit der Amphibienfreistätte Speckkahl noch einmal ein Naturschutzgebiet mit versumpften Urwiesengründen, moorigen Flächen und einigen kleinen Bächen auf uns. Kurz vor dem Aufstieg fülle ich dann wieder die Wasservorräte auf.
Am Trekkingplatz Lahnwiese angekommen zieht der Himmel dann schnell zu, aber ich schaffe es gerade noch rechtzeitig das Zelt zwischen den Apfelbäumen aufzubauen.
Lahnwiese – Jagdpfad
Am dritten Tag sollte es Wald pur geben. Nachdem ich bei leichtem Nieselregen starte folge ich am Anfang wieder Flurwegen. Wie schön häufiger stoße ich hier im Spessart dabei auch immer wieder auf alte Geschichten und Sagen. Heute auf die von alten Schmugglerpfaden und den Schneewittchenweg.
Auf dem Weg dorthin verpasse ich wohl einen Abzweig und finde mich auf einmal auf einem alten Rückeweg talabwärts wieder. Die Richtung stimmt aber und da der nächste Weg talabwärts näher als der Rückweg ist entschließe ich mich einfach weiter zu gehen. Was für ein wilder Wald, was für Pilze.
Etwas später folge ich dann dem Birklebach ins Tal und gehe ein Stück entlang der Bäche und Feuchtwiesen. (Alternativ hatte ich geplant über den Heinrichtstaler Forst noch einen weiteren Aufstieg mitzunehmen, aber der immernoch anhaltende Nieselregen hat mich dann doch die leichtere Wegführung nehmen lassen.) Noch ein Stück am Aubach entlang und dann geht es auch schon in den nächsten Aufstieg. Immerhin 100m geht es fast schnurstracks geradeaus nach oben.
Der weitere Weg folgt dann im Wesentlichem dem Schneewittchenweg. Auch hier wieder das übliche Bild – mal super schöne Waldwege, mal breite Forststraßen. Aber immer dabei der herrliche Wald.
Am Ende der Etappe geht es dann oberhalb von Frammersbach entlang noch einmal an einem Skilift vorbei. Ein paar hundert Meter weiter und ein kleines Stück abseits des Weges erreiche ich dann in einer kurzen Regenpause den noch recht neuen Trekkingplatz Jagdpfad. Schnell aufbauen. Ein paar Minuten späte liege ich dann auch schon zufrieden im Zelt und koche mein Wasser auf dem Soto Windmaster für das Abendessen während es sich draußen schön einregnet.
Jagdpfad – Lohr am Main
Vom Trekkingplatz Jagdpfad geht es am frühen Morgen in Richtung Partenstein. Schnell erreiche ich die gleichnamige Burgruine und steige nach einem kleinen Rundgang in den Ort ab. Eine tolle Stimmung. Unten die Bahnlinie, auf halber Höhe Nebelschwaden und unter mir der aufwachende Ort. Im Tal angekommen orientiere ich mich mit meiner Wander-App um den richtigen Abzweig zum nächsten Aufstieg nicht zu verpassen.
Ein wirklich schöner Aufstieg. Erst noch über einen Flurweg wird der Weg immer schmaler um letztlich einfach ein toller Waldweg zu werden. Erst kurz vor dem höchsten Punkt geht der Weg dann wieder in einen Flurweg über. Ihm folge ich dann auf dem Schneewittchen-Wanderweg am Rexroth Schlösschen vorbei durch einen tollen Mischwald bis zum Etappen- und Tourende in Lohr am Main.
Erfahrungen
- Die Trekkingplätze im Spessart sind im Gegensatz zu manch anderen Regionen glücklicherweise noch nicht über Monate im Voraus schon ausgebucht. So konnte ich auch noch spontan losziehen. Die Verfügbarkeit der Plätze könnt ihr online beim Buchen einsehen.
- Es gibt einige Quellen auf der Tour, teils haben sie aber nur eine sehr geringe Schüttung. Im Sommer werden sicher einige davon auch mal ganz trocken fallen. Ihr solltet also immer reichlich Wasser auffüllen. Meinen Wasserfilter habe ich auf meiner Tour im Herbst täglich verwendet.
- Neben super schönen Waldwegen gibt es hier auch viele befestigte Flurwege. Das solltet ihr bei der Schuhwahl auf jeden Fall berücksichtigen. Aber vielleicht findet ihr ja auch noch eine bessere Route mit weniger Flurwegen?
- Feuerholz war rund um die Trekkingplätze zum Ende der Wandersaison schon recht knapp, nur an einem Platz war noch ein wenig Vorrat da. Zur Sicherheit solltet ihr euch also auf jeden Fall einen Trekkingkocher mit einpacken.
Fazit
Im Spessart finden wir ein schönes Waldgebiet zum Trekking im Mittelgebirge. Dank der Trekkingplätze ist auch das Übernachten kein Problem. Wer gerne auch mal ein gutes Stück auf Flurwegen unterwegs sein mag findet hier ein tolles Gebiet für eine Tour über ein verlängertes Wochenende.
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