Rondane-Durchquerung: Trekking im Rondane-Nationalpark

Rondane

Trekking im Rondane-Nationalpark – einsame Täler, hohe Berge, wilde Rentiere. Eine Durchquerung des Rondane von Süd- nach Nord.

Tourbeschreibung

Der Rondane-Nationalpark ist der älteste Nationalparkt Norwegens. Mit seinen 10 Gipfeln über 2.000 m, der höchste davon mit dem Rondslottet (Rondaner Schloss) mit 2.178 m, ist er nach dem Jotunheimen und dem Dovrefjell der Nationalpark mit den höchsten Gipfeln Norwegens. In ihm vereinen sich Hochgebirge mit ausgedehnten Hochebenen. Die höchsten Berge befinden sich zentral und im Norden.

Als eine der wenigen Regionen Norwegens in denen noch wilde, also nicht von den Samen domestizierte, Herden von Rentieren leben gilt das Rondane als „besonders wichtiger Lebensraum des einheimischen Rens“. Bis zu 4.000 wilde Rentiere leben hier.

Für Wanderer ist das Rondane gut erschlossen. Zahlreiche, im Sommer meist voll bewirtschaftete, Hütten liegen an gut markierten Wegen. Wahlweise kann man Berg- oder Talrouten für seine Trekkingtour wählen. Für diese Tour habe ich mich für eine gesunde Mischung durch das Rondane entschieden.

Rondane-Karte

Rondane – Karte und GPS-Track

Map Data: © OpenStreetMap Mitwirkende

Papierkarten

  • Rondane Turkart 1:100.000
  • Rondane Nord + Süd Turkart, 1:50.000

OSM-Karten

Toursteckbrief

  • Strecke: 91 km
  • Höhenmeter: Aufstieg 2.600 m, Abstieg 2.620 m
  • Start: Spranget oder Bølisætrin
  • Ende: Hjerkinn
  • Anschlusstour: Dovrefjell
  • Markierung: rotes T des DNT
  • Wegbeschaffenheit: meist sehr steinig, manchmal sumpfig, mehrere Flussüberquerungen (je nach Wasserstand im Sommer kein Furten)
  • Beste Jahreszeit: Juli-September, je nach Lage auch im Sommer Altschneefelder
  • Übernachten: Wildcampen dank Jedermannsrecht möglich, ansonsten an / in den Hütten des DNT
  • Trinkwasser: ausreichend frisches Wasser am Weg
  • Anreise: mit Zug bis Ringebu und weiter nach Bølisætrin mit Busline 206, alternativ mit Zug bis Otta und weiter mit Buslinie 205 nach Spranget (40 NOK)
  • Rückreise: mit dem Nachtbus NW431 oder Zug 21 (SJ Nord) Richtung Oslo zurück

Etappen

  • Bølisætrin – Eldåbu (↑ 435m ↓ 440m → 15,6km ∅ 7h)
  • Eldåbu – Rondvassbu (↑ 960m ↓ 660m → 29km ∅ 10h)
    • Variante: Spranget – Rondvassbu (↑ 100m ↓ 0m → 7km ∅ 2h)
  • Rondvassbu – Rondhalsen – Dørålseter (↑ 525m ↓ 650m → 17,1km ∅ 6h)
    • ∎ Variante: Rondvassbu – ▲ Rondslottet (2,178m) – Dørålseter (↑ 1.260m ↓ 1.390m → 23km ∅ 10h)
  • Dørålseter – Grimsdalshytta (↑ 760m ↓ 830m → 15,6km ∅ 7h)
  • Grimsdalshytta – Hjerkinn (↑ 580m ↓ 530m → 17,5km ∅ 6h)
  • (Schwierigkeitsbewertung nach DNT-Wegekategorien. Vor der Tour muss der aktuelle Zustand bzw. die aktuelle Schwierigkeitsbewertung eingeholt werden. Die Schwierigkeitsbewertung kann sich bei Regen schnell verändern (sumpfige Abschnitte, anspruchsvolles bis nicht mehr mögliches Furten)

Übernachten

Übernachten im Zelt ist Dank Jedermannsrecht in Norwegen fast überall erlaubt und auch im Rondane Nationalpark kein Problem. Wer die Tour ohne Zelt gehen will kann aber auch in Hütten übernachten. An einigen Hütten kann man auch für einen Obolus die sanitären Einrichtungen nutzen und direkt an den Hütten sein Zelt aufschlagen.

HütteZeltenSchlafplätzeTelefon
Eldåbu18-
Rondvassbu128+47 61 23 18 66
Øvre Dørålseter100+47 919 04 485
Haverdalseter44+47 917 08 358
Grimsdalshytta54+47 452 98 155

Tourbericht

Die Trekkingtour durch das Rondane stand unter einem guten Stern. Das Wetter versprach angenehme Temperaturen um die 20°, Regen war nicht in Sicht und die Ferienzeit war schon fast wieder vorbei so dass es nicht all zu voll werden sollte.

4 Jahre nachdem ich mich ich der Hardangervidda und rund um den Hardangerjokulen zuletzt im norwegischen Dauerregen wiederfand sah es dieses Mal also anders aus. Ich rieb ich mir tatsächlich erstmal die Augen als ich den Trekkingrucksack nach der Fahrt mit dem Bus vom Bahnhof in Otta nach Spranget doch tatsächlich bei Sonne aufsetzte.

Spranget – Rondvassbu

Der Bus nach Spranget bringt mich am frühen Nachmittag bis zum letzten Parkplatz bevor es endgültig nur noch aus eigener Kraft weiter geht. Was für ein Trubel. Im Sommer gibt es hier sogar einen MTB-Verleih und unzählige Tagesgäste machen sich auf den Weg zur Rondvassbu und den nahen Berggipfeln.

Um diesen Massen zu entgehen bietet sich der Weg westlich der Storula an. Nur ein paar Schritte und schon kann man die Szenerie (fast) alleine genießen während die Massen den Flurweg zur Hütte nehmen. Von jetzt auf gleich ist man im Fjell angekommen, der Weg wird immer schmaler und bald schon verliert er sich fast im Heidekraut. Macht aber letztlich nichts – mit ein wenig Navigationsgeschick fällt es nicht schwer einen Weg zur Rondvassbu zu finden auch wenn man mal vom „Hauptpfad“ abgekommen ist.

Nach 6-7km öffnet sich dann der Blick auf den Rondvatnet, noch ein paar Meter weiter kann man dann schon das ganze Panorama mit Hütte, Bergen und See genießen (siehe Titelbild). Wer mag kann hier schon die erste Etappe an der Hütte abschließen, gibt es doch sogar eine Zeltwiese für eine geringe Gebühr direkt an der Hütte. Für mich aber ist der Tag noch jung und das Wetter bietet es einfach an den Tag noch ein wenig zu nutzen.

Rondvassbu – Rondhalsen – Bergedalstjonnin

Nachdem ich schon am Nachmittag an der Rondvassbu ankomme und das Wetter stabil schön ist brauche ich nicht lange nachdenken wie es weiter geht. Es wird noch so lange hell sein dass ich einfach weitergehen muss.

So geht es also nach einer kleinen Pause direkt weiter über den Pass westlich des Rondvatnet. Wer mag könnte hier auch noch den 2.016m hohen Storsmeden besteigen. Mir aber reichen am ersten Tag die unzähligen aufs und abs auf den Geröllmoränen. Überhaupt zeigt sich im Aufstieg das Rondane das erste mal von seiner wahren Seite. Schutt und Geröll prägen den Weg. Die letzte Möglichkeit Wasser aufzufüllen gibt es bei ca. 1.400m, danach gibt es erst wieder nach dem Abstieg frisches Wasser. Zum Übernachten gäbe es hier oben aber ohnehin keine schöne Plätze.

Nachdem ich die Aussicht vom Pass auf ca. 1.640m noch ein wenig genieße steige ich noch ins Tal ab und finde am Bergedalstjonnin einen tollen Platz zum Übernachten. Dass zwei weitere Pärchen auf die gleiche Idee kamen stört nicht weiter, wir verteilen uns und unsere Trekkingzelte großräumig um den See. Nach einem erfrischenden Bad schlafe ich schnell glücklich ein.

Bergedalstjonnin – Dørålseter – Haverdalen

Nachdem ich schon früh gut schlafe wache ich genauso gut erholt schon früh wieder auf. So packe ich das durch den stetigen Wind trockene Zelt nach dem Porridge-Frühstück schon zeitig ein und mache mich auf den Weg. Eine tolle Stimmung so früh am Morgen.

Während es langsam wärmer wird führt der Weg nach einem kurzen Anstieg überwiegend bergab. Zunächst immer in Sichtweite zum Fluß Bergedalsbekken, teils mit tief ausgewaschener Schlucht, geht es schnell durch die lange karge Steinwüste des Bergdalen. Erst kurz vor den Dørålseter-Hütten kommt mit einem kleinen Birkenwäldchen wieder etwas Abwechslung auf. Aber ist das nicht gerade das was das Rondane ausmacht? Die karge von Steinen gesäumte Landschaft? Ich finde es jedenfalls herrlich.

Weiter geht es nach einer längeren Mittagspause. Vor mir liegt zum einen ein Anstieg, dabei aber vor allem der Durchstieg einer Schlucht voll von Blockwerk und Schneefeldern im nördlichen Abstieg. Von der oberen Dørålseter geht es zunächst gemächlich am Bach Storbekken in die Höhe. Bei 1.250m Höhe verzweigt sich der Bach, letzte Chance nochmal Trinkwasser aufzufüllen. Von nun an geht es direkt hinein eine reine Steinwüste. Was sag ich. Eine „Steinblock-Wüste“. Das Stygghøin, zwischen zwei Bergflanken gelegen, ist durch von Flechten besetztes Blockwerk geprägt. Auf beiden Seiten sieht man die Abbruchkanten. Im Umkehrschluss heißt das: Blöcke ohne Flechten liegen hier wohl noch nicht so lange. Zum Pause machen und verweilen lädt diese Gasse nicht ein…

Auf dem nordseitigen Abstieg geht es dann erst über ein paar Schneefelder, dann teils steil durch eine Schlucht ehe Bach und Weg mäßig fallend ins Tal führen. Einen ebenen und trockenen Schlafplatz finde ich erst im Haverdalen. Mitten im Birkenwald, aber direkt neben dem Bach den wir eben noch entlang abgestiegen sind. Das abendliche Bad ist also wieder gesichert.

Haverdalen – Grimsdalshytta – Gaudae

Erneut herrlich gestärkt durch eine Wäsche mit frischen Wasser geht es wieder früh los. Hell ist es im Sommer ja ohnehin fast den ganzen Tag auch wenn wir noch ein gutes Stück unter dem Polarkreis sind. Nach dem Überqueren der Hängebrücke über den Haverdalsai, deren Stufen sicher nicht schon immer so steil wie heute sind, geht es zunächst noch ein Stück flussaufwärts durch das Tal. Hier gab es wohl auch noch einige trockene Plätze für ein Zelt, zumindest treffe ich hier auf ein paar nicht ganz ausgeschlafene Trekker. Guten Morgen!

Für mich geht es aber durch den lichten Birkenwald noch einmal bergauf. Nachdem ich den Wald hinter mir gelassen habe finde ich mich dann in herrlichstem Fjell wieder. Der Wind bläst, der Weg führt abwechselnd durch Flechten, Heide, Sumpf und steinige Passagen. Kann es schöneres geben? Ich genieße es, doch schon bald geht es wieder ins Tal und damit in Richtung Grimsdalshytta bergab. Das letzte Stück geht es nochmal bergauf, aber insgesamt ist die Etappe mit ihren verhältnismäßig wenig Steinen schon jetzt eine Wohltat für die Füße.

Rund um die Grimsdalshytta verändert sich die Wegbeschaffenheit aber ohnehin auf einen Schlag. Oft hat es sandigen Untergrund, zumindest ein ausgetretener Pfad findet sich recht lange. So verlassen wir auch schon an der Hütte das Rondane und treten in den Dovre-Nationalpark ein. Schnell haben wir Ausblick auf den beeindruckenden Wasserfall Fallfossen im Norden. Er wird uns ein Stück auf unserem Weg begleiten wenngleich wir ihm nicht wirklich nahe kommen. Um so beeindruckender der Ausblick den wir trotz der Entfernung auf ihn haben.

Die Etappe führt dann noch einmal weiter in karge Höhen ehe ich direkt am Gaudae einen schönen Platz für die Nacht finde. Hatte ich schon erwähnt dass ein frisches Bad am Abend was tolles ist?

Gaudae – Hjerkinn

Die letzte Etappe führt dann nochmal durch herrliche Landschaft durchs Dovre. Zumindest bis zur Hütte Hageseter. Hört man die Nahe E6 auch schon bevor man die Hütte erreicht ein wenig ist sie auf dem restlichen Abschnitt bis nach Hjerkinn tatsächlich kaum noch zu überhören.

Das letztes Stück nach dem Überqueren der E6 ist ohnehin stark zugewuchert, versumpft und teils durch Baumhindernisse versperrt. Bei Regen, ich hatte also meine Regensachen doch nicht umsonst auf meiner Trekking-Packliste, links einen halb zerstörter Zaun, rechts die E6 in Hörweite und dann noch ein Hindernislauf. Ehrlicherweise kein schöner Abschnitt auf dieser ansonsten tollen Tour. Der Bahnhof entschädigt einen freilich wieder. Wunderschön in Stand gesetzt, ein großer warmer Warteraum, saubere Toiletten.

Fazit

Die Trekkingtour durch das Rondane ist eine tolle Tour für alle die Berge und Steine lieben. Trinkwasser und Übernachten sind kein Problem und hat man einmal den Hotspot rund um die Rondvassbu und die Gipfeltouren hinter sich gelassen findet man auch im Sommer ein ruhiges aber wirklich schönes Tourgebiet.

Wer die Tour noch verlängern will kann direkt eine Tour durchs Dovrefjell anschließen.

 

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