Oberstdorf-Meran: Eine traumhafte Alternative zum E5

Lechtaler Alpen

Oberstdorf-Meran, Alpenüberquerung individuell: in 17 Etappen geht es über die Allgäuer-, Lechtaler und Ötztaler Alpen auf einer Alternativroute zum berühmten E5 von Oberstdorf nach Meran. Abseits des Massentourismus in atemberaubender Berglandschaft geht es mehrfach über 3.000m hinaus. Lohn der längeren und anstrengenderen Route sind einsamere Wege und Hütten abseits ausgetretener Pfade und eine einzigartige Überquerung des Alpenhauptkamms.

Tourbeschreibung

Die Route führt uns fast ausschließlich durch alpines Gelände und bleibt erfahrenen Bergwanderern vorbehalten. Viele Streckenabschnitte sind „schwarz„, teils bis T6, eingestuft. Die Etappen führen nur an den ersten eineinhalb Tagen entlang des bekannten E5, danach führt die Tour als erstes über die anspruchsvollen aber genauso eindrucksvollen Berge der Lechtaler Alpen. Dabei gehen wir einige Tage auf dem Lechtaler Höhenweg und dem E4. Nach einer Talübernachtung in Imst geht es dann wieder in die Höhe. Auf dem Geigenkamm startet die Tour in die Ötztaler Alpen. Bis zur Überschreitung des Alpenhauptkammes bleibt man nun immer in der Höhe. Sagenhafte Bergwelt umgibt einen.

Bei Schlechtwetter muss man für die grandiosen Aussichten aber auch im Sommer mit Schneefall rechnen! Wer es nicht glauben mag kann sich auf den Fotos weiter unten vom Schnee überzeugen.

GPS-Track und Karte

Karte und GPS-Track E5-Alternative

Karte und GPS-Track E5-Alternative

Map Data: © OpenStreetMap Mitwirkende

 Papierkarten

  • Lechtaler Alpen – Hornbachkette, Kompass 24, 1:50.000
  • Ötztaler Alpen, Kompass 43, 1:50.000
  • Meran und Umgebung, Kompass 53, 1:50.000

GPS-Karte

  • Freizeitkarte Alpen (nach dem Öffnen des Linkes nach unten scrollen) – aber nur als Backup, die Karte ersetzt keine gute Wanderkarte!

Höhenprofil

Höhenprofil Oberstdorf-Meran-E5 Alternative

Höhenprofil Oberstdorf-Meran-E5 Alternative

Etappen

  • Oberstdorf – Kemptner Hütte (↑ 981m ↓ 1031m ∅  5h)
  • Kemptner Hütte – Frederik Simms Hütte (↑ 1125m ↓ 930m ∅ 6,5h)
  • Frederik Sims Hütte – Ansbacher Hütte  (↑ 1600m ↓ 1200m ∅ 8h)
  • Ansbacher Hütte – Memminger Hütte (↑ 1000m ↓ 850m ∅ 6h)
  • Memminger Hütte – Württemberger Haus – Steinseehütte (↑ 900m ↓ 1300m ∅ 9h)
  • Steinseehütte – Muttekopfhütte (↑ 1700m ↓ 1800m ∅ 9h)
  • Muttekopfhütte – Imst (↑ 1077m ↓ 11m ∅ 3h)
  • Imst – Umhausen – Erlanger Hütte (↑ 1856m ↓467m ∅ 7h)
  • Erlanger Hütte – Ludwigsburger Hütte – Frischmannhütte (↑ 1600m ↓ 2000m ∅ 8h)
  • Frischmannhütte – Hauerseehütte (↑ 1150m ↓ 800m ∅ 12h)
  • Hauerseehütte – Rüsselsheimer Hütte (↑ 1400m ↓ 1380m ∅ h)
  • Rüsselsheimer Hütte – Braunschweiger Hütte (↑ 1100m ↓ 1120m ∅ 7,5h)
  • Braunschweiger Hütte – Breslauer Hütte (↑ 1200m → 10,7km ∅ 10h)
  • Breslauer Hütte – Hochjochhospiz – Schöne Aussicht Hütte (↑ 1.1240m ↓ 1.113m ∅ 6,5h)
  • Schöne Aussicht Hütte – Vernagt  (↑ 510m ↓ 1.689m ∅ 5h)
  • Vernagt – Lodnerhütte (↑ 2096m ↓ 1520m ∅ 8h)
  • Lodnerhütte – Meran (↑ 910m ↓ 2863m ∅ 7h)

Tourbericht und Erfahrungen

Allgäuer Alpen

Oberstdorf – Kemptner Hütte

Es beginnt wie so oft – aufstehen nach wenigen Stunden Schlaf. Schließlich will ich die erste Nacht bereits auf der ersten Hütte übernachten. Mit dem Zug geht es dann über München nach Oberstdorf. Dort angekommen – Regen. Also erstmal rein in die Regenklamotten. Lieber warm als nass.

An der Talstation der Nebelhornbahn vorbei geht es zunächst gemütlich auf einer schmalen Straße an der Trettach entlang. Nach Spielmannsau geht es an einer Alm vorbei und dann rechts von der Materialseilbahn auf auf den Wanderweg. An einem Regentag wie heute quere ich viele Quellen bevor es nach einigen Serpentinen links am Bach entlang in den Sperrbachtobel hinauf geht. Hier liegt auch im August noch einiges an Altschnee. Ein Vorgeschmack auf die kommenden Etappen.

Erst kurz vor der Kemptner Hütte auf 1.846m öffnet sich der Tobel und gibt den Blick auf die umliegenden Gipfel Kratzer, Muttlerkopf und die Krottenspitzen frei. Eine beeindruckende Gipfelparade. Die Hütte selbst ist eine Großhütte in der im Gastraum leider nur wenig Hüttenromantik aufkommt. Der Lagerplatz war aber unschlagbar günstig und gerade am ersten Abend fällt man ja ohnehin schnell in die Falle.

Kemptner Hütte – Frederik Simms Hütte

Nach einer erstaunlich ruhigen Nacht im Großlager geht es in strömendem Regen los. Aber davor muss ich mir erst noch einen Weg durch die geführten E5-Gruppen die sich im Schuhraum gegenseitig auf den Füßen stehen Bahnen. Nach ein paar Minuten ist es geschafft. Ein Vorteil des Solowanderns: Man bestimmt sein eigenes Tempo vom ersten Augenblick selbst.

Der Weg hoch zum Mädelejoch ist steil und im Dauerregen verwandelt sich der Pfad schnell in eine wasserführende Rinne. Von überall kommt das Wasser inzwischen aus dem Berg während der Wind den Regen beständig versucht durch die Regenjacke zu drücken. Im Abstieg nach Holzgau nehme ich mir nur wenig Zeit die Wasserfälle und Ausblicke zu genießen, eine erste Rast mache ich unter einem kleinen Dachvorsprung auf der Roßgaualpe.

So geht es dann auf dieser Etappe auch weiter. Kurze Pausen im Wind- und Regenschatten von Hütten, Wasserfälle und im Tal dann breite Wege und Straßenabschnitte. Der Aufstieg zur Simmshütte geht dann über vielen Serpentinen zur schon lange sichtbaren Hütte. Dort angekommen ist es dann da. Das Hüttentrekking-Gefühl. Auf der kleinen Hütte stellt es sich sofort ein, man merkt dass man nicht mehr auf dem E5 unterwegs ist. Auch wenn es ein Regentag war: Genau so muss ein Tag in den Bergen sein!

Lechtaler Alpen

Frederik Simms Hütte – Ansbacher Hütte

Der Morgen beginnt bekannt. Es regnet. Also trinke ich auf der Hütte noch einen Tee ehe ich bei abklingendem Regen in den Tag starte. Ein paar Flecken blauer Himmel sind immerhin auszumachen.

Zur ersten Scharte geht es über Serpentinen hinauf. Die einzigen Wanderer denen ich heute begegne lasse ich schnell hinter mir. Über Blockwerk geht es weiter zum Kälberlahnzugjoch. Ab hier ist es ein Panoramaweg sondergleichen. Am Stierlahnzugjoch geht es dann kurz seilgesichert bergab bevor der steile Aufstieg beginnt. Ab ca. 2.600m ist der Weg schneebedeckt. Nicht gut. Steinmandl weißen mir den Weg zur Feuerspitze (2.852m), meine Spuren zurück werden schnell vom Neuschnee bedeckt. Mehr als einmal denke ich ans umkehren. Aber noch bevor ich meine Gedanken angeschlossen habe stehe ich am Gipfelkreuz

Unterhalb der Vorderseespitze verliert man schnell an Höhe. Die Samspitze im Blick beschließe ich meinen ersten Puffertag einzusetzen und zur Ansbacher Hütte und nicht weiter zu gehen. Davor geht es noch in dichtem Nebel über den Knappenboden und am Ende mit leichter Kraxelei auf die Samspitze (2.624m) – schneefrei wohlgemerkt. Ansonsten bietet sich auch der direkte Weg zur Hütte an.

Ansbacher Hütte – Memminger Hütte

Ausblick von der Memminger Hütte auf die Lechtaler Alpen

Ausblick von der Memminger Hütte auf die Lechtaler Alpen

Um 6:30 Uhr geht es in leichtem Nieselregen los. Über den Lechtaler Höhenweg bzw. de. E4 geht es dann in Schneeregen weiter. Das erste Mal denke ich darüber nach die Tour zu unterbrechen und in ein paar Tagen einen Neuanlauf zu starten. Kurz nach dem Winterjoch geht es dann nach links einen Hangweg (601) entlang. Der Ausblick würde bei gutem Wetter auf 3 Berge mit 2.700m Höhe fallen. Ich sehe – nichts…

Über weiche Schneefelder geht es weiter, an der Grießlscharte, mit 2.632m dem höchsten Punkt des Tages, geht es dann ca. 70 Höhenmeter an eiskalten Stahlseilen herunter. Zum Glück ist der Weg sehr gut markiert so dass ich auch bei Nebel nie die Orientierung verliere. Erst über Blockwerk, später dann über matschige Wiesen und einige Bäche geht es ins obere Parseiertal hinab. Der Parseierbach führt nach 3 Tagen Regen sehr viel Wasser, so dass ich ein wenig brauche bis ich eine geeignete Stelle zur Überquerung gefunden habe.

Der Aufstieg zur Memminger Hütte beginnt dann direkt mit Warnschildern: „Nur für Geübte, Schwindelfreiheit,…“ Die Schilder stehen hier nicht ohne Grund. Teils seilgesichert geht es steil bergauf. Zum Glück reißt das Wetter im letzten Stück auf und zahlreiche Murmeltiere begrüßen mich kurz vor der Memminger Hütte.

Nachdem ich mich mit dem Bergsteigeressen gestärkt habe und das Wetter tatsächlich hält steige ich noch schnell auf Seekogel (2.412m), dem Hausberg der Memminger Hütte, und genieße die Aussicht.

Memminger Hütte – Württemberger Haus – Steinseehütte

Die Nacht im Lager war unruhig. Großlager eben.  Dafür verspricht der Blick aus dem Fenster (wenn irgend möglich siche ich mir auch im Lager immer einen Platz am Fenster) einen guten Start in den Tag. Es ist trocken. Also schnell raus, vor der Hütte ein Müsli und kurz nach 7:00 Uhr geht es los. Meine Berge. Weit vor den anderen Hüttengästen gehe ich los. Unbeschreiblich die Berge für sich alleine zu haben während der Tag erwacht.

Heute geht es über die Seescharte oberhalb des Seeisees zunächst zum Großbergjoch. Im ersten Sonnenschein (!) eine kurze Rast. Die ersten Wanderer geführter Touren mit Gepäcktransport schließen auf. Egal, der Tag ist einfach zu schön. Nahezu auf einer Höhe geht es auf dem E4 den Kessel entlang, aber den Großbergkopf nehme ich natürlich noch mit. Während der Aufstieg nur selten die Hände benötigte wird der Abstieg über die Großbergscharte zur Schlüsselstelle des Tages. Unverhofft, da in der Karte nicht eingezeichnet, treffe ich auf viele ausgesetzte und seilgesichterte Stellen.

Am Lechtaler Höhenweg auf dem E4 - Regenwolken ziehen auf

Am Lechtaler Höhenweg auf dem E4 – Regenwolken ziehen auf

Von der Großbergspitze hat man dann schon das Württemberger Haus in Sicht, nach insgesamt 3:45h ist sie schließlich erreicht. Viel zu früh um den Tag hier zu beenden – zumal es sich hier eher nach Jahrmarkt denn nach Bergen anfühlt.

Über Lache und ausgesetztem Weg zum Gebäudjoch geht es weiter Richtung Steinseehütte. Tückisch der Fernblick. Schon nach 1h Aufstieg sieht man die Hütte. Die ist aber noch 4h entfernt…

Und diese 4h Stunden haben es nochmal in sich. Mir bleibt ein Klos im Halse stecken. Hier soll ich hoch? Zum Glück finden sich bald gummiummantelte seilgesicherte Abschnitte während sich unter mir ein 40cm großer Felsblock löst.

Steinseehütte – Muttekopfhütte – Imst

4° C zeigt das Thermometer. Obwohl ich im Trockenen losgehe und das Wetter aufklart finde ich mich doch schon bald im Schneetreiben wieder. Da befinde ich mich gerade an der östlichen Dremelscharte auf 2.470m. Also schnell über das Geröll- und den Schutt bergab bevor die Trittsicherheit endgültig ein Ende hat.

An der Hanauer Hütte musste ich mich dann aber endgültig entscheiden. Weiter im Schneetreiben, hier bleiben, oder nach Boden absteigen? Ich erinnere mich an die Worte der Hüttenwirten auf der Steinseehütte:

Die Kübelwände sind immer kritisch!

Ein Blick in die Karte verrät: Seilsicherungen auf über 2.600m. Ein Blick in die Landschaft: Der Schnee bleibt liegen! Na wenigstens ist die Entscheidung so schnell und einfach getroffen. Ich steige nach Boden ab und trampe von hier nach Imst. In der Touristeninformation findet sich schnell eine günstige Unterkunft für die Nacht und beim Supermarkt gebe ich mich erst mal der Völlerei hin. Das waren ja mal aufregende erste Tage von Oberstdorf nach Meran.

Ötztaler Alpen

Imst –  Erlanger Hütte

Heute lasse ich es gemütlich angehen. Natürlich könnte man auch an einem Tag von Imst über die Vordere Tumpen Alm aufsteigen. Da aber der größte Teil der Wegstrecke im Tal entlang geht entschließe ich mich nach einem köstlichen und langem Frühstück in der Pension mit dem Bus nach Umhausen zu fahren. Von hier steige ich dann zur Hütte auf.

Davor aber besorge ich mir noch in der Apotheke Ohrstöpsel. Ein absolutes MUSS für Übernachtungen im Lager. Wie konnte ich die nur zu Hause vergessen?

Erlanger Hütte am Wettersee

Erlanger Hütte am Wettersee

Der Weg verläuft erst auf einem Flurweg, später dann auf einem Bergpfad hoch in die Ötztaler Alpen. Oben erwartet mich erneut dichtes Schneetreiben. Erst am Abend reißt die Wolkendecke dann auf und gibt den Blick auf die sommerlich überzuckerten Berge frei.

Erlanger Hütte – Frischmannhütte

Bei diesen Wetterverhältnissen haben sich am Vorabend nur wenige Bergwanderer auf die Hütte verwirrt. Jetzt sitzen wir da und beraten bei einem Tee die Lage. Schnell sind wir drei (ja, mehr waren wir an diesem Morgen nicht) uns einig – wir gehen gemeinsam weiter. Für Solotouren gibt es bessere, sicherere Tage!

Über schneeverwehtes Blockwerk geht es also im Schneckentempo weiter. Wegmarkierungen? Fehlanzeige! Jetzt ist Orientierungssinn oder ein GPS-Gerät (dass ich damals natürlich noch nicht hatte) gefragt. Trotzdem schaffen wir es mit vereinten Kräften auf den 3..079m hohen Fundusfeiler. Was ein Ausblick, was ein Gefühl den Gipfel erreicht zu haben.

Wegweiser zur Ludwigsburger Hütte im Schnee

Wegweiser zur Ludwigsburger Hütte im Schnee

Irgendwann auf dieser Etappe habe ich im Osten die Stubaier Alpen gesehen. Immer wieder schweifte mein Blick vom Geigenkamm in die Stubaier, obwohl es mir hier nun wirklich nicht an schönen Bergen mangelte. So habe ich ganz nebenbei das Ziel der nächsten Tour schon gesetzt: Der Stubaier Höhenweg sollte es ein.

So konnte ich mich denn auch am Abend mit den Gedanken an den Stubaier Höhenweg ein wenig von der Frischmannhütte ablenken. Es wurde geraucht, bis mitten in die Nacht gesoffen und eigentlich so ziemlich alles veranstaltet was ich auf einer Berghütte so gar nicht brauchte. Also eher eine Absteige mit angeschlossenem Lager statt Berghütte. Bin ich froh dass ich das Gegröle aus dem Gastraum mit meinen Ohrstöpseln ausblenden kann.

Frischmannhütte – Hauerseehütte

Die Hoffnung auf einen schönen Tag treibt mich an. Während die anderen beiden absteigen und mit dem Bus nach Süden fahren will ich den Sonnentag nutzen und weiter zu Hauerseehütte. Teils geht es weglos durch die Schneeauflage, doch sobald es bergauf oder bergauf geht sind die Wegmarkierungen an den Felsen gut zu sehen. Strecke macht man so freilich nicht und zur Nachahmung würde ich die Etappe bei Schnee auch nicht wirklich empfehlen. Ein ums andre mal verlaufe ich mich letztlich gehe ich einen Umweg über die viel tiefere Stabelealm um im Anschluss wieder 500 Höhenmeterzur Hütte aufzusteigen.

Die Hauerseehütte ist heute eine Selbstversorgerhütte nachdem sie schon in den 40er Jahren von einer Lawine zerstört wurde. Der heutige Sitzecken-, Küchen- und Lagerraum war damals der Keller. Eine Wohltat nach der Frischmannhütte und wider erwarten war sogar ein Pärchen der Sektion auf der Hütte die sich liebevoll um uns gekümmert haben.

Hauerseehütte – Rüsselsheimer Hütte – Braunschweiger Hütte – Breslauer Hütte

Schnee schon wenig oberhalb der Hauerseehütte

Schnee schon wenig oberhalb der Hauerseehütte

Heute ist es dann soweit. Der Neuschnee zwingt mich zum Abstieg. Die eigentlich geplante Route würde auf über 3.000m führen und schon kurz oberhalb der Hauerseehütte auf 2.383m liegt Schnee. Ein wenig Schnee wie am Vortag wäre kein Problem, aber für die zu erwartenden Schneehöhen in höheren Lagen bin ich nun wirklich nicht ausgerüstet – es ist schließlich Sommer!

Ich steige also ab und nehme den Bus nach Vent. Etwas weiter südlich soll das Wetter etwas stabiler sein. – Und ich sollte nicht enttäuscht werden. Bei herrlichem Sonnenschein steige ich auf das Wilde Mannle (3.019m) auf. Von hier hat man einen traumhaften Ausblick auf Nordtirols höchsten Gipfel, die Wildspitze.

Im Aufstieg hatte ich allerdings eine Lektion gelernt. Ich hatte nur einen Liter Wasser dabei. Der war aber bei den inzwischen gestiegenen Temperaturen natürlich lange nicht genug, so dass ich sehr froh war als ich endlich Wasser aus dem Gletscherbach auffüllen konnte. Wahnsinn wie schnell man körperlich einbricht wenn man zu wenig trinkt… Seitdem fülle ich meine 2l Wasser deutlich früher wieder auf und sehe mir die Karten vor einer Tour noch besser auf mögliche Quellen hin an.

Wildspitze

Wildspitze (3.768m) vom Wilden Mannle (3.019m) aus

Breslauer Hütte – Vernagter Hütte – Hochjochhospiz – Schöne Aussicht Hütte – Vernagt

Nach mittlerweile 10 Tagen steht heute die nächste Entscheidung an. Gehe ich die ursprünglich geplante Tour über die Similaunhütte bis nach Meran oder steige ich über die Schöne Aussicht Hütte nach Vernagt ab? Ich habe viel erlebt, hatte traumhafte Tage auf dem Lechtaler Höhenweg und auf dem Geigenkamm, hatte aber auch 9 Regen- und Schneetage und musste meine Route dementsprechend bereits mehrfach den Verhältnissen anpassen.

Das Wetter macht mir die Entscheidung letztlich leicht. Es regnet und der Bergwetterbericht verspricht auch für die nächsten Tage Dauerregen. Ich überquere also den Alpenhauptkamm über die Schöne Aussicht Hütte (von wegen schöne Aussicht – mitten in den Wolken gehe ich!), steige in einer Monstertour direkt ab und gehe in einer anderen Alpenregion auf eine andere Tour. Irgendwann komme ich aber zurück und gehe auch die letzten geplanten Etappen über die Texelgruppe bis Meran.

Texelgruppe: Vernagt – Lodnerhütte – Meran

Die letzten Etappen hätten es natürlich noch einmal in sich gehabt. Der Abschnitt durchs Tal lässt sich bei Bedarf mit dem Bus um ein paar Kilometer abkürzen bevor es 2.100 Höhenmeter in einer Etappe bergauf geht. Von Vernagt aus geht es über die Laziner Rötelspitze noch einmal auf über 3.000m. Zur Übernachtung steuert man entweder die Lodnerhütte oder noch ein gutes Stück und weitere 800 Höhenmeter weiter das Dr.-Eugen-Guido-Lammer-Biwak an. Mit den letzten Impressionen der Ötztaler Alpen geht es dann am nächsten und letzten Tag bis zum Bahnhof in Meran bergab.

Fazit

Wer dem Trubel auf dem E5 entgehen und trotzdem von Oberstdorf nach Meran den Alpenhauptkamm überqueren will kann getrost diese Alternativroute gehen. Nur am Anfang teilen wir uns den Weg mit dem berühmten Fernwanderweg E5. Danach wirst Du mit stillen Höhenwegen in den Lechtaler- und den Ötztaler Alpen in atemberaubender Kulisse verwöhnt.

Die Tour ist insgesamt einiges anspruchsvoller als die „Kurzvariante“ E5 und wie Du in meinem Tourbericht siehst kann Dir das Wetter deinen Tourverlauf bestimmen. Alles in Allem ist die Tour aber eine super Alternative zum E5 um zu Fuß von Oberstdorf nach Meran zu gehen. Meine erste selbst geplante Alpenüberquerung. Es wird wohl nicht die letzte sein…

Du hast Lust auf mehr? Vielleicht ist ja die Tour von München nach Venedig oder von Berchtesgaden nach Lienz auch etwas für Dich. – Und wenn Du die Alternativroute gehst: Lass es mich wissen und schicke mir Deine Erfahrungen! Würde mich freuen wenn jemand die Tour bald schon komplett gehen kann!

 

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