Erste Hilfe Set Wandern & Outdoor – Inhalt und Tipps für den Notfall

Erste-Hilfe Set Wandern

Zum Glück selten genutzt und doch mit das wichtigste für unterwegs: Ein Outdoor – Erste Hilfe Set. Was man beim Wandern, Trekking und Bikepacking mitnehmen sollte, wie man es verpackt und was es sonst noch zu beachten gibt.

In diesem Artikel findet ihr alles darüber wie ich mein leichtes Erste-Hilfe Set fürs Wandern, Trekking oder Bikepacking zusammenstelle.

Wichtig: Ein Erste-Hilfe Set muss immer zur jeweiligen Tour und den Tourmitgliedern passen!

Ein gewisses „Basis-Set“ ist bei mir immer gleich, aber je nach Gebiet, Schwierigkeitsgrad oder auch Vorerkrankungen und Allergien der Tourmitglieder kann das Set auch variieren.

Erste Hilfe Set

Inhalt

Auch wer für die Basis zu einem fertigen Outdoor-Erste-Hilfe-Set greift sollte den Inhalt immer an seine eigenen Bedarfe und die erwarteten Risiken auf der Tour anpassen. Ich habe mir daher ein kleines Set zusammengestellt das als Grundset auf alle Touren mitkommt das ich dann je nach Tour bei Bedarf noch ergänze.

Basis-Set:

  • Pflaster in unterschiedlichen Größen (ggf. Hypoallergen, viele Menschen haben eine Pflasterallergie)
  • Verbandspäckchen (klein+groß)
  • Schere und Pinzette (Swisscard)
  • selbsthaftende Binde zur (Gelenk-)Stabilisierung
  • Tape oder Heftpflaster
  • Wunddesinfektionsmittel (Minifläschchen oder Alkoholpads)
  • Schmerzmittel (z.B. Ibuprofen, ASS oder Paracetamol)
  • Wund- und Heilsalbe
  • Biwaksack aus Alu (Ersatz für Rettungsdecke, separat verpackt)
  • Signalpfeife
  • Notfalllicht (wird durch eure Stirnlampe ersetzt wenn die Stromversorgung sichergestellt ist)
  • Liste mit lokalen Notrufnummern
  • bei mehreren Personen:
    • Einmalhandschuhe (nur zum Selbstschutz, sind nicht steril!)
    • Dreiecktuch und Wundauflage

Auf Solotouren wiegt mein ganzes Erste Hilfe Set aktuell inkl. Packtasche mit diesem Inhalt nur 104g + 108g für den Biwaksack (zzgl. Stirnlampe). Bei Touren mit mehreren Personen wird das Set dann ggf. noch erweitert.

Optional je nach Tourengebiet und Tourdauer:

  • Mittel gegen Übelkeit
  • Mittel gegen Durchfall
  • Insektenschutzmittel
  • Zeckenzange
  • Breitband-Antibiotikum (in Rücksprache mit dem Hausarzt und nur bei zivilisationsfernen Gebieten)
  • Entkeimungsmittel zur Wasseraufbereitung

Optional je nach Tourcharakter:

  • Samsplint / Alu-Polsterschiene (z.B. wenn das Risiko für Knochenbrüche steigt, große Gruppen, unwegsames Gelände, Expeditionen)
  • Dreiecktuch, Wundauflagen und weitere Verbandspäckchen (z.B. beim Bikepacking oder Bergtouren wg. der erhöhten Gefahr)

Optional je nach persönlichem Bedarf

  • Medikamente für bekannte gesundheitliche Einschränkungen / chronische Krankheiten, z.B.
    • Antihistaminikum bei Allergien
    • Blasenpflaster (wobei meiner Meinung nach dann entweder die falschen Socken und / oder die falschen Schuhe gewählt wurden)

Tasche

Der Packbeutel als eigener Abschnitt? Ja! Wir sind schließlich Outdoor unterwegs und da ist ein beschädigtes oder nasses Erste Hilfe Set nicht wirklich sinnvoll. Bei allem Streben nach Gewichtsreduzierung wie beim Ultraleicht-Trekking, bei der Ersten Hilfe geht erstmal Sicherheit vor.

Ein Erste-Hilfe Set sollte immer wasserdicht, robust und am besten für jeden leicht erkennbar sein. Das Volumen variiert je nach Inhalt zwischen 0,5-1l.

Die leichtesten Varianten aber nur mit manueller Beschriftung oder Aufklebern als Erste-Hilfe Set erkennbar:

  • Zip-Lock-Beutel (mit Abstrichen in der Robustheit, muss ggf. regelmäßig ausgetauscht werden; 5g)
  • Smartphone-Hüllen
  • wasserdichte Packbeutel

Besser aber nicht ganz so leicht zu finden:

  • leichte wasserdichte Erste-Hilfe Sets, rot, mit fertiger Beschriftung (den Inhalt kannst Du ja dann anpassen)

Ich nutze für das Outdoor Erste-Hilfe Set inzwischen einen wasserdichten Packbeutel mit Rollverschluß den es praktischerweise mal als Outdoor-Erste-Hilfe Set gab (18g).

Beschaffung und Pflege

Fertige Erste-Hilfe Sets gibt es im Handel en masse. Meist sind sie aber nicht für Deinen eigenen Bedarf befüllt. Am besten suchst Du Dir einfach eine robuste, leichte und wasserdichte Erste-Hilfe Tasche und bestückst es dann einfach selbst.

Tipp: Alles was Du für Dein Outdoor – Erste Hilfe Set benötigst bekommst Du im Versandhandel oder in Deiner Apotheke auch in kleinsten Mengen zu günstigen Preisen!

Beispiele :

  • Alkoholpads zum Desinfizieren: 0,03 € / Stk.
  • Alkohl-Tinktur zum Desinfizieren: 1,50 € / 6ml
  • Wund- und Heilsalbe; 1,60 € / 3,5g

Damit immer alles einsatzbereit ist prüft man die Haltbarkeit des Sets am besten mind. einmal im Jahr. Damit wir das nicht vergessen setzen wir uns einfach einen Serientermin zum Jahreswechsel in den Kalender. Hier haben die meisten von uns genug Zeit ggf. bald ablaufende Teile auszuwechseln.

Tipps für den Notfall

Das beste Erste Hilfe Set hilft nichts wenn man es im Notfall beim Wandern oder anderen Outdoor-Aktivitäten nicht benutzen kann, die lokale Notrufnummer nicht kennt oder sich nicht verständlich machen kann…

Vorbereitung auf den Erste Hilfe Fall

  1. Frischt regelmäßig eure Erste-Hilfe Fähigkeiten auf. Wer mag kann dazu auch einen richtigen Outdoor-Erste Hilfe Kurs besuchen. Hier wird dann speziell auf outdoorspezifische Notfälle eingegangen, die „Basics“ sollten aber natürlich trotzdem nicht fehlen.
  2. Macht euch mit dem richtigen Verhalten im Notfall vertraut. Eine schöne Zusammenfassung findet ihr z.B. auf der Seite zur Ersten Hilfe am Berg des DAV. Für unterwegs könnt ihr euch ein pdf des DAV mit den wichtigsten Erste-Hilfe Maßnahmen auf dem Handy abspeichern.
  3. Macht euch mit dem persönlichen Gesundheitsinfos jedes Gruppenmitgliedes und dem Umgang im Notfall damit vertraut. Dazu gehören u.a. Allergien, Unverträglichkeiten, regelmäßig benötigte Medikamente, bekannte Krankheiten und Blutgruppe.
  4. Frischt eure Impfungen auf und prüft ob ihr für euer Tourgebiet vielleicht sogar eine neue Impfung braucht.
  5. Prüft die Netzabdeckung in eurem Tourengebiet. Wenn ihr kein Netz haben werdet, überlegt euch einen Notfallplan (z.B. satellitengestützte Notrufsender, Notsignale)
  6. Speichert euch die lokalen Notrufnummern mit Landesvorwahl im Handy unter „AA“ (z.B. AA Bergrettung) ein. So müsst nicht lange suchen. Der direkte Weg über lokale Rettungsdienste spart im Notfall Zeit zumal die lokalen Leitstellen auch ortskundiger sind.
  7. Installiert euch vor der Tour
    1. die App Echo112. Über diese App könnt ihr eure Koordinaten direkt an einen Server senden und den Anruf an die 112 aufbauen. Rettungsdienste können eure Position mit eurer Handynummer sofort auf der Karte sehen.
    2. lokale Rettungsapps (z.B. SOS EU ALP) wenn vorhanden
    3. eine Wander-App (z.B. Locus, Orux,…) mit der ihr eure Koordinaten im Notfall selbst sofort parat habt. Mit GPS-Koordinaten werdet ihr ggf. schneller gefunden als mit einer vagen Ortsbeschreibung.
  8. Lernt die wichtigsten Vokabeln für einen Notruf in Englisch und bei Bedarf auch in Landessprache.

Notrufnummern in Europa

Europaweit gilt die 112 als Notrufnummer. In vielen Regionen gibt es darüber hinaus aber auch regionale Nummern die ggf. noch schneller und spezifischer helfen können. Vor allem sind das die Bergrettungen der Alpenländer:

Italien118
Österreich140
Österreich - Vorarlberg144
Schweiz1414
Schweiz - Wallis144
Liechtenstein117
Frankreich15

SOS – Signal

Das SOS-Signal ist ein internationales Notsignal. Dabei steht SOS für „save our souls“ oder „save our ship“. Für den SOS-Notruf werden Morsezeichen verwendet wobei das Signal am besten akustisch (Signalpfeife) oder optisch (Nachts mit Licht, tags z.B. durch Winken) abgesetzt wird.

SOS-Signal

SOS-Signal

Die Zeichen werde dabei ohne Pause direkt hintereinander gesendet, hat man 3x das komplette SOS-Signal wiederholt (· · · − − − · · ·      · · · − − − · · ·      · · · − − − · · ·)  kann man eine Pause einlegen. Im Notfall würde ich das Signal im Idealfall bis zum Eintreffen der Helfer mit kurzen Abständen aufrechterhalten.

Alpines Notsignal

Wenn in den Alpen, z.B. auf einer Hüttentour oder einer Alpenüberquerung, keine Chance auf das Absetzen eines Notrufes mit dem Handy besteht kommt das alpine Notsignal zum Einsatz. Analog zum SOS-Signal kann es akustisch (Signalpfeife) oder optisch (Nachts mit Licht, tags z.B. durch Winken) abgesetzt werden.

 

Alpines Notsignal

Alpines Notsignal

Das Notsignal sind 6 Zeichen innerhalb von einer Minute gefolgt von einer Minute Pause, als Antwort folgen 3 Zeichen innerhalb einer Minute gefolgt von einer Minute Pause. Das ganze dann nach der Pause wieder von vorne.

Nach einer Antwort solltet ihr das Signal bis zum Eintreffen der Rettungsmannschaft weiter aufrechterhalten. So seid ihr leichter auffindbar da ihr ihr mit dem Signal ja auch euren Standort markiert.

Fazit

Ein Outdoor Erste Hilfe Set fürs Wandern, Trekking oder Bikepacking kostet weniger als 20€ und wiegt gerade mal um die 100g. Kein Grund also es zu Hause zu lassen oder es bei allem Drang zur Gewichtsreduzierung einzusparen.

Auch wenn ich aus meinem Erste Hilfe Set bisher nur die Pflaster benötigt habe gehört es zu meiner Standard-Ausrüstung beim Trekking. Dabei variiere ich die Bestückung des Sets je nach Tour, Tourengebiet und Mitstreitern und so kann für manche Touren auch mal mehr sinnvoll sein. Für Deine Tour solltest Du es genauso machen – die Gefahren abschätzen, ggf. auch einfach mal Deinen Arzt befragen und Dein Set mit Deinen Tourpartnern gemeinsam abstimmen.

Gut vorbereitet wünsche ich euch dass ihr euer Erste-Hilfe Set am Ende aber gar nicht erst brauchen werdet. 😉

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