Karnischer Höhenweg (KHW 403): Atemberaubende Ausblicke direkt am Hauptkamm der Karnischen Alpen. Etappen, Erfahrungen, GPS-Track, Höhenprofil, Karte, Hütten, Fotos und mehr…
Tourbeschreibung
Über die ganze Tour bieten sich phantastische Ausblicke direkt vom Höhenweg auf die karnischen Alpen und die umliegenden Gebirgsgruppen. Der Weg ist gleichzeitig ein Teil des Europäischen Fernwanderweges E10 und des roten Weges der Via Alpina. An Wegmarkierungen mangelt es hier also nicht. Einfach dem Weg KHW 403 folgen.
Naturgemäß bietet der karnische Höhenweg kaum Schatten so dass man selbst für ausreichenden Sonnenschutz sorgen muss. Die Wasservorräte sind in der Hitze schnell aufgebraucht und da man ja auf einem Höhenweg ist gilt es sehr vorausschauend die Wasserversorgung im Blick zu haben und den Wasservorrat rechtzeitig in den Hütten aufzufüllen. Die Hütten selbst sind von vielen Stellen auch aus dem Tal in einer Tagestour zu erreichen worauf sich einige Hütten auch eingestellt haben. Die Tretboote an der Obstanserseehütte lassen grüßen.
Für historisch Interessierte bieten sich viele Zeugnisse des ersten Weltkrieges am Weg. Immer wieder kommt man an alten Wegen und Stellungen vorbei. Schließlich verlief hier die Front zwischen Österreich und Italien. So ist der karnische Höhenweg nicht zu letzt auch Teil des Friedenswegesentlang der ehemaligen Frontlinie in den Alpen.
Map Data: © OpenStreetMap Mitwirkende
Papierkarten
- Kompass, 47, Lienzer Dolomiten Lesachtal – Karnischer Höhenweg, 1:50.000
- Freytag&Berndt, WK 182 (Lienzer Dolomiten – Lesachtal – Villgratner Berge)
- bei Verlängerung auch: KS 223 (Naturarena Kärnten – Gailtal – Gitschtal – Lesachtal – Weissensee – Oberes Drautal), 1:50.000
GPS-Karten:
- Freizeitkarte Alps (auf der Seite etwas nach unten scrollen bis zur Alpenkarte)
- OpenAndroMaps Alpen(mit farbigen Wegverläufen auf Basis Wegekategorien T1-T6)
Toursteckbrief
- Strecke: 68 km (alpiner Hauptweg)
- Höhenmeter: 5.930 m Aufstieg, 5.800m Abstieg (alpiner Hauptweg)
- Etappen: 6
- Gebirgsgruppe: Karnische Alpen
- Ausgangspunkt: Sillian
- Endpunkt: Plöckenpass
- Schwierigkeit: leicht-mittel (optional schwere Varianten)
- An- und Rückreise mit öffentlichen Verkehrsmitteln: Über Lienz kommst Du mit dem Zug zum Startpunkt in Sillian. Zurück geht es dann vom Plöckenpass mit einem Wanderbus entweder zurück nach Sillian oder nach Kötschach-Mauthen und von hier wieder nach Lienz. Der Wanderbus fährt allerdings nur einmal am Tag und so muss man gut planen wann die letzte Tagesetappe gestartet werden soll.
- Markierung: rot-weiß-rot, KHW 403
- Beste Jahreszeit: Mitte Juni – Ende September
- Trinkwasser: kaum Trinkwasser am Wegrand, daher immer an den Hütten ausreichend Wasser abfüllen
- Übernachten: Wildcampen verboten, aber ausreichend Hütten
Höhenprofil
Etappen
- ∎ Sillian – Sillianer Hütte (↑ 1344m ∅ 4-5h)
- ∎ Sillianer Hütte – Obstansersee-Hütte – Filmoor-Standschützenhütte (↑ 1031m ↓ 1125m ∅ 7h)
- ∎ Variante: über den Großen Kinigat (2.689m, T5, zzgl. 1,5h)
- ∎ Filmoor-Standschützenhütte – Porzehütte (↑ 400m ↓ 800m ∅ 3,5h)
- ∎ Porzehütte – Hochweißsteinhaus (↑ 1.440m ↓ 1428m ∅ 8h)
- ∎ Hochweißsteinhaus – Wolayerseehütte (↑ 780m ∅ 6h)
- ∎ Variante: Hochweißstein (2.694m) vom Hochweißsteinhaus (T5 (Klettersteig), 6,5h hin- und zurück)
- ∎ Wolayerseehütte – Plöckenpass – Sillian (↑ 270m ∅ 4:30h)
Wer gut zu Fuß ist kann Etappe 3 und 4 gut kombinieren. Ca. 10h bei 30km Wegstrecke sind dann eine lohnende Etappe bei guten Bedingungen.
Die oben aufgeführten Etappen sind die bekannten hochalpinen Etappen. Was viele nicht wissen: der Karnische Höhenweg geht nach Osten noch weiter!
- ∎ Wolayersee-Hütte – Zollnersee-Hütte (↑ 1.760m ↓ 1.980m ∅ 9 Std.)
- ∎ Zollnerseehütte – Naßfeld (↑ 1.120m ↓ 1.250m ∅ 9 ½ Std.)
- ∎ Naßfeld – Dolinza Alm (↑ 1.120m ↓ 1.270m ∅ 8 Std.)
- ∎ Dolinza Alm – Thörl bei Arnoldstein (↑ 1.030m ↓ 1.830m ∅ 7 Std.)
(Schwierigkeitsbewertung nach DAV-Wegekategorien, vor der Tour muss der aktuelle Zustand bzw. die aktuelle Schwierigkeitsbewertung eingeholt werden.)
Ansonsten kann man entlang des Karnischen Höhenweges auch immer wieder Klettersteige in die Route mit einplanen. Als Wanderer schaut man bei Abzweigungen im Gegenzug also lieber zweimal ob man den richtigen Weg einschlägt bevor man sich unverhofft auf einem Klettersteig wiederfindet.
Hütten
Hütte | Schlafplätze | Telefon |
---|---|---|
Sillianer Hütte | 72 | +43 664 5323802 |
Obstansersee-Hütte | 62 | +43 4848 5422 |
Filmoor-Standschützenhütte | 14 | +43 664 1127153 |
Porzehütte | 64 | +43 664 3256452 |
Hochweißsteinhaus | 68 | +43 676 7462886 |
Wolayerseehütte | 64 | +43 720 346141 |
Zollnersee-Hütte | 30 | +43 676 9602209 |
Refugio Nordio | 22 | +39 320 8151052 |
Tourbericht und Erfahrungen
Sillian – Sillianer Hütte
Nach der Anreise über Lienz nach Sillian geht es am Bahnhof los. Keine weite Wegstrecke aber doch mehr als 1300 Höhenmeter gilt es in der ersten Etappe zu bewältigen. Schon im Ort finden sich die ersten Wegweise zur Silianer Hütte und schon bald befindet man sich auf einen Bergpfad. Über die Leckfeldalm geht zum Karnischen Hauptkamm. Kurz nach der Alm passiere ich die Baumgrenze. Waren es im Tal schon 30″C bin ich froh jetzt wenigstens ein wenig Luftzug zu spüren.
Am Hauptkamm angekommen beginnt hier der eigentliche Karnische Höhenweg. Am Leckfeldsattel öffnet sich der Blick auf die Sextener Dolomiten. Da liegen Sie vor mir: Dreischusterspitze, die Drei Zinnen, der Paternkofel und viele mehr bieten eine tolle Gipfelparade.
Nach dem Bergsteigeressen auf der Hütte gehe ich wie so oft noch einmal ein wenig raus und genieße die Abendstimmung in den Bergen…
Sillianer Hütte – Obstansersee-Hütte – Standschützenhütte
Es ist viel los auf der Hütte und so gehe ich Dank meines eigenen Müslis mit Milchpulver durch das ich nicht auf das Hüttenfrühstück angewiesen bin weit vor allen anderen los und genieße die Morgenstimmung. Über die Hollbrucker Spitz (2.573m), Demut (2.592m) und Eisenreich (2.665m) sowie mehreren Zeugnissen des ersten Weltkrieges komme ich schnell an die Abzweigung zur Obstansersee-Hütte.
Die Sonne brennt schon jetzt unerbittlich. Um dem karnischen Höhenweg zu folgen müsste ich nicht unbedingt zur Hütte absteigen, aber meine Wasservorräte neigen sich schon dem Ende zu. Dort angekommen bin ich froh so früh losgegangen zu sein. Dies gibt mir jetzt die Möglichkeit diesem Massenauflauf, es war gerade Mittagszeit, für den Abend zu entgehen.
So steige ich nach einer kurzen Pause wieder zum Grat auf. Über die Pfannspitze (2.678m) geht es Richtung Kinigrat. Ich bin inzwischen aber doch schon recht lang unterwegs und so gehe ich direkt zur Filmoor-Standschützenhütte weiter.
Filmoor-Standschützenhütte – Porzehütte – Hochweißsteinhaus
Heute habe ich mir etwas vorgenommen. 1.855 Höhenmeter im Aufstieg, 2.288m im Abstieg auf 23km Wegstrecke. Bei gutem Wetter mache ich mich kurz nach 6:30 Uhr morgens auf den Weg, der Hüttenwirt prophezeit mir eine Tourdauer von 10-11h. Aber ich komme gut voran. Schon um 9:00 Uhr erreiche ich die Porzehütte, dem noch frischen Morgen sei Dank, und entscheide mich endgültig die lange Tour anzugehen. Im größten Notfall müsste ich eben im Mitterkarbiwak übernachten wenn das Wetter nicht hält.
Der Weg hoch zum Tillianer Joch mutet schon wie ein alter Karrenweg an. Oben dann die Gewissheit. Lt. einem Hinweisschild verlief hier einst eine der Hauptversorgungsrouten im ersten Weltkrieg. Im weiteren Verlauf ist unschwieriges Genusswandern auf dem Kamm angesagt. Nur die Sonne macht mir mal wieder zu schaffen. Wo war nochmal Schatten? Nichtsdestotrotz kommen mir hier Trailrunner entgegen. Der kurze Abstieg am Stollen (2.293m) hat es dann in sich. Weiter geht es wieder auf dem Höhenweg bis es nach der Hochspitzsenke (2.314m) an Seilen gesichert knackig zur Hochspitz hoch geht. An der Steinkarspitze öffnet sich dann der weite Blick nach Westen. Nach einer Schuttmoräne, 2-3 Wasserfällen erreiche ich nach 9h und 30km Wegstrecke auf dem Karnischen Höhenweg und einem Teil des Friedensweges das Hochweißsteinhaus.
Hochweißsteinhaus – Wolayerseehütte
Das Ofner Hoch ist schnell bestiegen. Im Anschluss führt der KHW 403 dann in Serpentinen auf eine Almhöhe. Währenddessen tauche ich in Wald ein. Schatten! Erst bei 1550m Höhe hat der Abstieg ein Ende. Ein weiterer Aufstieg, noch einmal 500m Abstieg, ein großes Schuttfeld und einige Stunden Sonne später bin ich kurz vor der Hütte.
Unterhalb des Monte Canale fallen mir dann zwei große Druckröhrenaustritte im Fels auf. Ob es da nicht eine großräumige Fortsetzung der Höhle gibt? Für eine Erforschung der Höhle müsste man aber entweder mehrere hundert Meter zum Einstieg klettern oder von oben abseilen.
Wie auch immer, die Etappe hat mir die letzte Kraft geraubt und nach einem letzten kurzen Anstieg zum Hochweißsteinhaus erreiche ich mein Tagesziel. Dort angekommen werde ich dann noch Zeuge eines Bergrettungseinsatzes. Eine junge Frau hatte einen heftigen Hitzschlag erlitten und musste mit dem Hubschrauber ausgeflogen werden…
Wolayerseehütte – Plöchenpass – Sillian
Vom Wolayersee geht es über das Valentintörl bis zur Unteren Valentinalm. Dabei sind einige unangenehme Schutthänge zu begehen die langsam wieder bewachsen werden. Der Schutt ist wohl noch nicht all zu lange vom Berg abgegangen. Nach dem Übergang und unendlich vielen Serpentinen geht es dann die letzten Meter auf einem Flurweg zur Alm und von hier mit dem Bus zurück nach Sillian. Wer noch weiter gehen will: Der Karnische Höhenweg hat noch ein paar weitere, etwas tiefer liegende, Etappen im Westen!
Wenn Du Erfahrungen auf dem karnischen Höhenweg mit Kindern suchst findest Du auf den Seite von 58°Nord einen schönen Artikel mit vielen Bildern.
Fazit: eine eindrucksvolle Hüttentour, der Karnische Höhenweg
Ich kenne bisher keinen vergleichbaren Höhenweg der so stringent immer einem Grat folgt. Die Hüttentour bietet neben dem Bergerlebnis auch einiges Geschichtliches. Obwohl der Karnische Höhenweg recht bekannt ist, ist er im Verhältnis gar nicht mal so überlaufen. Liegt vielleicht daran, dass im Norden Bergmassive wie der Großglockner, die Alpenüberquerung Berchtegaden-Lienz und im Süden die Dolomiten mit den Drei Zinnen und dem Dolomiten-Höhenweg 1 locken.
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