Höga Kustenleden – 128km entlang Schwedens wildester Küste

Höga Kustenleden

Der Höga Kustenleden führt uns über 128km entlang der der steilsten Ostküste von Schweden. Etappen, Karte und Tipps zum Höga Kustenleden.

Tourbeschreibung

Die Höga Kusten liegt zwischen Hornöberget im Süden und Örnsköldsvik im Norden rund 500 km nördlich von Stockholm. Sie ist Schwedens steilste und höchste Küste. Entstanden ist sie durch eine Landhebung nach der Eiszeit. Kein Wunder also dass man hier immer wieder auch hoch über dem Meeresspiegel auf glattgeschliffene Steine, wie man sie eigentlich von Meeresufern kennt, trifft. Im Jahr 2000 wurde die Höga Kusten sogar zum UNESCO-Weltnaturerbe deklariert.

Der Höga Kustenleden führt uns dabei auf 128 km durch das abwechslungsreiche Gebiet entlang der Ostsee. Der höchste Punkt, immerhin 286m, liegt im 1984 eingerichteten Skuleskogen Nationalpark. Bei gutem Wetter hat man von hier aus eine atemberaubende Aussicht auf die zahlreichen Schären.

Karte und GPS-Track Höga Kustenleden

Karte und GPS-Track Höga Kustenleden

Map Data: © OpenStreetMap Mitwirkende

Papierkarten

  • Calazo, C26, Höga Kusten 1:50.000

OSM-Karten

Toursteckbrief

  • Strecke: 128km
  • Höhenmeter: 3.150 hm im Auf- und Abstieg
  • Höchster Punkt: Skuleberget (286m)
  • Start: Örnsköldsvik
  • Ende: Hornöberget
  • Anreise:
    • mit dem Zug nach Örnsköldsvik, dann von Nord- nach Süd wandern
    • mit dem Auto über die E4 (Parken am Startpunkt Hornöberget möglich)
  • Rückreise: mit Buslinie 50 nach Örnsköldsvik, von hier weiter mit Zug
  • Markierung: Orange an Bäumen und Pfosten, zusätzlich blau-weiße Schilder „Höga-Kusten-Leden“
  • Wegbeschaffenheit: sehr unterschiedlich – von Straßen bis Blockwerk
  • Beste Jahreszeit: Mai – Oktober
  • Übernachten: im Zelt, in Sheltern
  • Trinkwasser: am Besten in Orten und öffentlicher Infrastruktur auffüllen; ansonsten aus Bächen, dann aber mit Wasserfilter
  • lokale Informationen: Einer der zwölf schwedischen „Signaturleder“

Etappen

  • Hornöbergert – Lövvik (9,8km)
  • Lövvik – Fjärdbotten (9,6km)
  • Fjärdbotten – Gavik (12,8km)
  • Gavik –  Lappudden (11,5km)
  • Lappudden – Ullånger (15km)
  • Ullånger – Skoved (10,5km)
  • Skoved – Skuleberget (6,8km)
  • Skuleberget – Kal (9,2km)
  • Kal – Näske (8,6km)
  • Näske – Köpmanholmen (6km)
  • Köpmanholmen – Sandlågan (12,7km)
  • Sandlågan – Svedje (1,6km)
  • Svedje – Örnsköldsvik (4km)

Wie ihr seht sind die offiziellen Etappen teils recht kurz geraten und meist ohne all zu große Anstrengungen zu bewältigen. Auf 13 (!) Etappen teilt sich die Wegstrecke auf, die wir aber natürlich ganz nach Belieben in unserer Planung oder einfach spontan vor Ort zusammenlegen können. 5-7 Tage dürfen wir realistisch für die Tour einplanen.

Übernachten

Übernachtungsgelegenheiten gibt es beim Trekking auf dem Höga Kustenleden zum Glück mehr als genug. Dank zahlreicher Shelter und Jedermannsrecht in Schweden findet sich eigentlich immer ein schönes Plätzchen für die Nacht.

Shelter mit Feuerstelle

Shelter mit Feuerstelle

Sogar im Skuleskogen Nationalpark gibt es gleich mehrere Shelter und Flächen zum Zelten für die Übernachtung. Ein paar kleine Dinge gibt es dabei aber zu beachten:

Als Feuerholz dürfen nur mitgebrachte Scheite verwendet werden, oder – falls vorhanden – das bereitgestellte Holz neben der Feuerstelle. Zelten ist nur an speziell dafür vorgesehenen Plätzen und nur vom 1. Mai bis 30. September erlaubt.

Tourbericht

Nachdem ich bereits den Pilgrimsleden gewandert bin und einige Tage im Jämtland unterwegs war stand zum Abschluss noch der Höga Kustenleden an. Nach ein paar Stunden transfer kam ich am Vorabend in Örnsköldsvik an wo ich mich im Gästehaus (Gästhamn) direkt am Hafen für eine Nacht einquartiert habe. Von hier sollte es dann am nächsten Tag auch direkt losgehen.

Örnsköldsvik – Sandlågan

Vom Ortszentrum in Örnsköldsvik geht es dann auch direkt los. Von der Bushaltestelle im Zentrum braucht man nur noch zur Promenade gehen und schon stößt man auf den etwas unscheinbaren Startpunkt des Höga Kustenleden.

Startpunk Höga Kustenleden

Startpunk Höga Kustenleden

Von hier ab ist der Weg an allen Weggabelungen mit gut erkennbaren blau-weißen Schildern markiert. In der Stadt verwirren einen die Schilder am Anfang noch ein wenig, hält man sich aber immer Richtung Skischanzen ist der Einstieg dennoch schnell geschafft. Von hier aus geht es erstmal steil bergauf. Entgegen einigen GPS-Tracks von diversen Portalen und Influencern geht es hier erstmal recht nah an der unteren Skischanze und etwas später auf einem Flurweg an drei weiteren Schanzen weiter oben entlang.

Marmorfelsen auf dem Höga Kustenleden

Marmorfelsen auf dem Höga Kustenleden

Vom eigentlichen Einstieg in den Höga Kustenleden, mit einem großen Schild markiert, an führt der Weg über den typischen roten Marmor durch dichten Wald zunächst bergab zu den ersten Seen. Durch ein erstes Naturreservat geht es über Granit und Waldwege durch den Wald zum Hörnsjön. Über schöne Waldwege mit zahlreichen Blaubeeren am Wegesrand wandere ich nach Hörnett und über die Schwenkbrücke über den Moälven weiter.

Doch schon bald bin ich erneut ein wenig verwirrt – die Wegmarkierungen passen einfach so gar nicht zu meinen GPS-Track. Egal. Es ist wirklich schön hier, ich werde den richtigen Weg schon finden. Tatsächlich führt uns der Weg das erste Mal über uralte Marmorkiesel bergauf. Anfangs habe ich die zum Wandern unangenehmen Kiesel noch verflucht, aber schnell ist mir der Zusammenhang bewusst geworden – hier war also vor vielen vielen Jahren die Küste bevor sich das Land angehoben hat!

Zelten am Shelter Sandlågan

Zelten am Shelter Sandlågan

Ab Utby bin ich mir dann auch endgültig sicher wieder auf dem richtigen Weg zu sein. Von hier ab verläuft der Weg dann aber leider vor allem über Flurwege und Straßen weiter. Nach einigen Kilometern auf einer schmalen Straße geht es dann kurz nach Sandlågan wieder auf einen schönen schmalen Waldweg. Kurz darauf ist dann auch schon das Shelter Sandlågan erreicht. Ein paar wenige Zeltmöglichkeiten gibt es auf dem Kieselstrand. Zum Glück habe ich ein freistehendes Kuppelzelt im Trekkingrucksack. So geht der Zeltaufbau schnell und einfach und schon bald genieße ich mein Abendessen bei herrlicher Aussicht auf die Meerzunge.

Sandlagan – Skuleskogen

Ab 4:30 Uhr wecken mich die Seevögel. Jeder auf einem eigenen Fels im Wasser haben sie sich ganz offensichtlich einiges lautstark zu erzählen. An ausschlafen ist bei dem Lärm nicht zu denken. Bis dahin war es aber eine erholsame Nacht bei leisen Wellengeräuschen.

Steiniger Waldweg

Steiniger Waldweg

Also breche ich schon am frühen Morgen weit vor den anderen rund um das Shelter in Sandlagan auf. Ein schöner schmaler Pfad führt erst an der Küste entlang und biegt dann bald auf einen Anstieg auf 50m über der Küste ab. Der Weg ist dabei gar nicht so leicht zu gehen – freigelegte rundgeschliffene Steine zwischen ausgeprägtem Wurzelwerk sind jetzt nicht der beste Boden um zügig voranzukommen. Diese Kombination sollte wir heute noch ein paar mal erleben. Doch davor komme ich erst noch am geschlossenen Shelter in Bodviken vorbei wo sich nur ein einziger Wanderer gerade Wasser fürs Frühstück über dem Feuer kocht. Ein toller Platz zum übernachten, insgesamt sogar nochmal ein Stück schöner als Sandlagan wie ich finde.

Nach einem weiteren kleinen Anstieg halte ich dann Ausschau nach der eingezeichneten Quelle. Diese ist aber ganz offensichtlich erst kürzlich versiegt. Also gehe ich weiter und freue mich an der nächsten Bucht dann doch noch auf den kleinen Bach zu treffen. Also filtere ich erstmal einiges an Wasser und nutze dabei erstmals meine neue Grayl Ultrapress.

Meerblick am Höga Kustenleden

Meerblick am Höga Kustenleden

Im Anschluss geht es dann in den nächsten Anstieg auf ca. 110m Höhe. Wieder ist der Weg voller Wurzeln und rundgeschliffenen Steinen. Kurz bevor es bei Hålviksvägen wieder in die Zivilisation geht mache ich dann am herrlich gelegenen Shelter eine kurze Trinkpause. Von hier hat man eine tolle Aussicht auf die Bucht.

Über Köpmanholmen, wo ich im Garten Försöksodling (schöner Platz mit Trinkwassersäule) Pause mache, geht es dann vor allem auf Straßen weiter Richtung Nordeingang des Skuleskogen Nationalparks. Insgesamt sind es von Hålviksvägen aus ca. 12km Auf Feldwegen und Straßen. Evt. könnte man sich dieses Stück mit einem Bus auch abkürzen?

Wegmarkierung "Höga Kustenleden" am Nationalparkeingang

Wegmarkierung „Höga Kustenleden“ am Nationalparkeingang

Der Nationalpark entschädigt dafür vom ersten Augenblick an für die Strapazen des Tages. Ein toller wilder Wald und Steilfelsen direkt am Meer sind die ersten Eindrücke gegen Ende des Tages. Ich entscheide mich noch einmal am Meer, genauer gesagt an der Meeresbucht Näskefjärden, mein Zelt aufzuschlagen und nutze dafür den Zeltplatz Salsviken.

Tipp: An den Nationalparkeingängen gibt es eine kostenlose gute Karte mit Beschreibungen des Nationalparks und Übernachtungsmöglichkeiten in mehreren Sprachen!

Skuleskogen – Docksta

Die Etappe beginnt direkt nach dem Zeltplatz mit einem schönen Weg entlang von Klippen aus rötlichem Nordingrå-Granit. Ein toller Einstieg in den Tag und die Durchquerung des Skuleskogen Nationalparks. Und der hat lt. hoegakusten.com einiges zu bieten:

… eine erstaunliche dramatische Mischung aus Urwäldern, verwunschenen Seen, tosendem Meer, tiefen Schluchten, hohen Bergrücken und einem meilenweiten Blick.

Und ich wurde nicht enttäuscht. Zwar hat sich für mich der „meilenweite Blick“ in dichtem Nebel versteckt, dem Tourgenuß hat das aber nicht geschadet. Nach wenigen hundert Metern geht es in den ersten großen Anstieg des Tages. Auf 250m geht es direkt vom Meeresspiegel aus hoch. Auf dem Weg geht es wie gewohnt auf steinigen Wegen durch den Urwald entlang, sind Abschnitte im Moor über ausgelegte Bohlen zu queren und Seeufer auf Blockwerk zu umrunden. Und das ganze in unwirklichem Nebel. Einfach herrlich.

Nebel am Tärnättvattnen

Nebel am Tärnättvattnen

Am Tärnättvattnen ist etwas mehr als die Hälfte des Aufstieges geschafft. Ein toller Platz und so säumen auch einige Zelte das Ufer rund um das Shelter. In der Feuerstelle glimmt die letzte Glut der Nacht ein wenig auf.

Jetzt wird es aber nochmal richtig anstrengend. Über blankgeschliffenen Marmor geht es steil bergauf, bald aber geht es nur noch über Blockwerk weiter. Anstrengend ist es, aber die Natur entschädigt einfach für alles. Und dann stehe ich auf einmal schon in der Schlucht Slåttdalsskrevan. 210m lang, 7m breit und 40 m tief mit senkrechten Wänden liegt sie vor mir.

Slåttdalsskrevan

Slåttdalsskrevan

Nach der beeindruckenden Durchquerung der Schlucht steige ich dann gleich noch zum Aussichtspunkt auf. Vielleicht habe ich ja Glück und der Nebel lichtet sich? Von hier soll man ja bei gutem Wetter eine weite Aussicht über die Höga Kusten haben. Heute wird das aber wohl nichts mehr. Nach einer kleinen Pause breche ich zum Abstieg auf.

Es folgt ein steiler Abstieg über Blockwerk und schon bald geht es wieder über Bohlen durch den Wald und sumpfige Abschnitte. Dazwischen immer wieder anstrengende Geröllhalden. Am südlichen Eingang des Skuleskogen Nationalsparks angekommen genieße ich noch einmal den herrlichen Blick auf das bottnische Meer.

Ein kleines Stück geht es die Straße entlang bevor der Höga Kustenleden dann wieder auf einen schönen Wanderweg abzweigt. Hier ist es es dann wieder recht einsam, ich treffe keinen einzigen Wanderer mehr an diesem Tag. Kurz vor Docksta holt mich dann aber die Zivilisation wieder ein. Die Nahe E4 macht sich lautstark bemerkbar und ist bis zum Ende der Etappe unser Begleiter. Kaum an der Bushaltestelle angekommen beginnt es dann wie vorhergesagt stark zu regnen.

Für mich ist die Tour hier zu Ende. Zu schlecht die Wettervorhersage und zu knapp die verbleibende Zeit für die übrigen Etappen. Dennoch eine schöne abwechslungsreiche Tour. Küstenwanderwege haben einfach was.

Erfahrungen

Ich bin im Sommer knapp die Hälfte des Höga Kustenleden gewandert. Hier meine Erfahrungen:

  • Die Übernachtungsmöglichkeiten sind tatsächlich ideal und die vielen Shelter machen es einem wirklich leicht. Auf der anderen Seite ist man auf dem Höga Kustenleden aber nie wirklich allein. Ein Zelt solltet ihr also auf jeden Fall zur Sicherheit dabei haben.
  • Es gibt hier wirklich tolle, wilde, Wegabschnitte. Genauso gibt es aber auch einige lange Abschnitte auf Straßen und Flurwegen. Das sollte euch einfach bewusst sein und auch bei eurer Schuhwahl berücksichtigen.
  • Wenn Du das Gebiet der Höga Kusten mit weniger Zivilisation erleben willst kannst Du auch einfach ein paar Tage direkt im Skuleskogen Nationalpark verbringen. Unzählige Wege rund um und quer durch den Nationalpark sowie zahlreiche Shelter bieten sich für eine mehrtägige Tour an!
  • Die OSM-Daten und viele veröffentlichte GPS-Tracks passen in der Nähe von Örnsköldsvik nicht ganz zur tatsächlichen Wegführung des Höga Kustenleden vor Ort. Ich habe in meinem Track (siehe Karte und GPS-Track) versucht die aktuelle Wegführung bestmöglich abzubilden. Stellt euch aber bitte dennoch darauf ein vor Ort in diesem Abschnitt ein wenig mehr Ausschau nach den Schildern zu halten.
  • Natürliche Wasserquellen waren bei mir rar gesät, einige sind im Sommer wohl einfach trocken gefallen. Daher besser etwas mehr Wasser und einen Outdoor-Wasserfilter mitnehmen bevor es bis zur nächsten Quelle oder dem nächsten Ort zu knapp wird.
  • Seevögel haben ein echt lautes Organ… – Wenn ihr durchschlafen wollt packt euch bitte Ohrstöpsel ein! Vor allem früh morgens, und ich meine wirklich früh (so ca. ab 4:30 Uhr), teilen sich die Seevögel gerne lautstark allen anderen mit.
  • Die Verbindungen mit Bus und Bahn sind, vor allem im nördlichen Teil und an Start- und Endpunkt, gut ausgebaut und super pünktlich.

Fazit

Der Höga Kustenleden ist auf einigen Abschnitten wirklich toll. Vor allem durch den Skuleskogen Nationalpark befinden wir uns tatsächlich auf gut markierten, wenn auch teilweise durchaus beschwerlichen, Wegen inmitten einer Wald-Wildnis wie wir sie sonst wohl selten in Europa finden.

Dennoch will ich euch nicht verschweigen dass der Weg streckenweise eben auch über eher langweilige Forstwege, kilometerweit über asphaltierte Straßen und teils sogar parallel zur viel befahrenen, autobahnähnlichen, E4 führt.

Wer sich darauf einlässt findet im Höga Kustenleden natürlich dennoch einen schönen Küstenpfad. Man sollte aber eben nicht all zu viel Abgeschiedenheit und durchgehend naturbelassende Wege erwarten.

 

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