Die Grayl Ultrapress ist ein Wasserfilter zu einem hohem Preis. Ob sie den Preis rechtfertigt? Erfahrungen und Review im Praxiseinsatz.
Technische Daten
- Gewicht: 380g (nachgewogen)
- Volumen: 500ml
- Außenmaße: 24,8 x 7,5 cm (HxD)
- Filterleistung: 3l/min
- Reichweite einer Kartusche: 150l
Wirkung lt. Hersteller:
- Entfernt durch Wasser übertragene Krankheitserreger (99,99 % der Viren, 99,9999 % der Bakterien, 99,9 % der Protozoen-Zysten), einschließlich Rotavirus, Hepatitis A, Norovirus, Giardiasis, Kryptosporidium, E. Coli, Cholera, Salmonellen, Dysenterie
- Filtert Partikel (Sediment, Mikroplastik)
- Adsorbiert mit Aktivkohle viele Chemikalien, Pestizide, Herbizide, Schwermetalle, VOCs, Aromen und Gerüche
Erfahrungen im Praxiseinsatz
Die Grayl Ultrapress stand ehrlicherweise gar nicht auf meiner Einkaufsliste. Letztlich versagte aber auf einer meiner Trekkingtouren in Schweden mein leichter Sawyer-Mini nach einigen Jahren seinen Dienst so dass ich mir kurzfristig vor Ort eine Alternative für besiedelte Gebiete (im konkreten Fall für den Höga Kustenleden) zulegen durfte. Die Wahl ist dann spontan im Laden auf die Grayl Ultrapress gefallen. Schließlich verspricht sie auch das Filtern von Viren und nach einigen Tagen Trinken von ungefiltertem Wasser aus Seen am Pilgrimsleden, die ganz sicher auch als Badesee dienten, war mir das gerade recht.
Wasser filtern
Vor dem Filtern des Wassers steht das Auffüllen der Flasche mit Wasser. Das klappt Dank der großen Behälteröffnung denkbar einfach, selbst bei stehendem Gewässer und flachen Bächen. Einfach ein wenig in das Wasser eintauchen und schon ist die Flasche befüllt. Das kenne ich von leichteren Filtern mit kleinsten Faltflaschen-Öffnungen auch schon deutlich komplizierter.
Wenn die Flasche befüllt ist setzt man einfach den Behälter mitsamt Filter ein und drückt die Einheit in die Trinkflasche. Dabei wird das Wasser dann durch den Filter in das Trinkwasser-Resservoir gedrückt.
Befüllen. Drücken. Trinken – so einfach kann Wasserfiltern sein.
Im Anschluss kann man das Wasser dann entweder direkt über die Trinköffnung trinken (erst ab der aktuellen Variante!) oder in seine Trinkblase umfüllen. Das Wasser schmeckt dabei erfreulicherweise tatsächlich auch nicht nach Chemie.
Filterkartusche wechseln
Nach rund 150l gefiltertem Wasser muss die Filterkartusche ausgetauscht werden. Das ist auf den ersten Blick eine nicht ganz günstige Angelegenheit. – Schließlich kostet eine Kartusche ca. 35€. Auf der anderen Seite sind es aber eben auch „nur“ 23 Cent/l für eine wirklich sehr umfangreiche Reinigungsleistung die so von kaum einem anderen Wasserfilter überhaupt bewältigt wird.
Ob man diesen Wirkungsumfang überhaupt braucht? Das hängt letztlich von der Wasserqualität in euren Tourgebieten ab.
Das Wechseln der Filterkartusche selbst ist denkbar einfach:
- Lasche des Filters nach außen ziehen
- Filter im Uhrzeigersinn abdrehen
- Kartusche durch neue Kartusche ersetzen
Was ich etwas schade finde: Wir müssen immer die ganze Kartusche statt nur den Filtereinsatz wechseln. Schließlich gibt es eigentlich keinen ersichtlichen Grund auch den Kartuschenbehälter wegwerfen zu müssen. Das einzige Verschleißteil ist hier m.E. die Dichtung, die könnte man aber genauso bei Bedarf auch separat auswechseln.
Trocknen
Zum Trocknen des Filters kann man ganz einfach ein paar Mal den feuchten Filtereinsatz in die leere Flasche drücken. Dabei wird dann schon die meiste Restfeuchtigkeit aus dem Filter herausgepresst. Danach ist der Filter nach ca. einem Tag an der frischen Luft durchgetrocknet. Wer auf Nummer Sicher gehen will kann den Filtereinsatz aber natürlich zu Hause auch ganz einfach offen lagern.
Transport
Durch die Flaschenform des Grayl Ultrapress Wasserfilters lässt er sich trotz der stattlichen Größe i.d.R. sehr einfach zum Transport verstauen. Er passt z.B. ganz einfach in die Seitentaschen des Rucksackes oder beim Radfahren in handelsübliche Flaschenhalter.
Wenn man das Gewicht lieber näher am Körper tragen will kann man ihn durch die Flaschenform auch sehr leicht von oben in eine Ecke des Rucksacks schieben.
Alternativen
Alternativen mit vergleichbarer Filterwirkung und Usability zu finden ist tatsächlich gar nicht so einfach.
Ich selbst bin erst bei einem deutlich teurerem Wasserfilter, dem MSR Guardian, fündig geworden. Der kostet zwar 340€ und bringt 490g auf die Waage, hat auf der anderen Seite aber auch eine deutlich längere Lebensdauer. Eine Ersatz-Filterpatrone für den Guardian reicht bei einem Preis von 160€ dann auch gleich für 10.000l.
Wer auf Usability und neutralen Geschmack verzichten und dabei auch noch Gewicht einsparen mag kann aber natürlich auch zu einem leichten mechanischem Filter (z.B. Saywer Mini, Katady BeFree) und einer Behandlung des gefilterten Wassers mit Micropur Forte greifen.
Wenn ihr weitere Alternativen mit vergleichbarer Wirkung kennt gebt mir gerne Bescheid!
Fazit
Die Grayl Ultrapress ist eine kostspielige aber wirkungsvolle Variante Wasser zu filtern. Sie entfernt im Gegensatz zu vielen anderen Filtern neben Protozoen und Bakterien auch eine ganze Reihe von Viren. Daher eignet sie sich vor allem wenn man beim Wasser entsprechende Verunreinigungen mit Viren erwartet. Für viele unserer Outdoor-Anwendungsfälle reichen aber einfachere, leichtere und günstigere Outdoor-Wasserfilter wie der Sawyer Mini oder die Katadyn BeFree-Flasche aus.
Pro
- leichtes Befüllen der Flasche
- robust
- schnelles Filtern
- entfernt auch viele Viren und Chemikalien
- kein chemischer Geschmack
- integrierte Trinkflasche
- Schmutzwasserbehälter mit 68 mm Öffnungsdurchmesser
- einfache Anwendung
Con
- sehr teuer
- schwer
- unnötig viel Müll beim Kartuschenwechsel
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