Die Garmin Instinct Solar verspricht eine tolle Outdoor-Uhr zu sein. Ob sie ihr versprechen in Akkulaufzeit und Outdoor-Funktionalität hält?
Die Zeit war reif. Überreif. Nachdem meine langjährig zuverlässige Outdoor-Uhr Ciclo XC1 auch nach einem Dichtungswechsel undicht wurde habe ich mich nach einer neuen Uhr umgesehen.
Das Ziel dabei: Eine Uhr für alles – Training, Wandern, Trekking, Paddeln. Ja, die eierlegende Wollmilchsau sollte es sein. Und das zu einem halbwegs annehmbaren Preis. Geworden ist es die Garmin Instinct Solar. Auch wenn sie immernoch einen stolzen Preis hat – wenigstens kostet sie weit weniger als die großen Geschwister der Fenix-Serie.
In diesem Artikel erfahrt ihr ob das die richtige Entscheidung war.
Technische Daten
Maße (lxbxh) | 45 x 45 x 15,3 |
Akkulaufzeit | 24 - ∞ Tage (je nach Modus) |
Trekking-Funktionen | Digitaler Kompass ✔, GPS-Glonass-Galileo ✔, Barometrische Höhenmessung ✔, Vertikalgeschwindigleit ✔, zukünftiges Höhenprofil ✔, Wettertrendanzeige ✔, Temperatur ✔, Sonnenaufgangs-/-untergangszeiten ✔, Pulsoximeter-Akklimatisierung ✔ |
Besonderheit | Smartwatch |
Gehäusematerial | Faserverstärktes Polymer |
Glasmaterial | Power Glass |
Akkuwechsel | Aufladen solar oder mit Spezialkabel |
Gewicht | 53g |
Temperaturbereich | -20 ºC bis 60 ºC |
Wasserdicht | 10 ATM |
Preis | 269,-€ |
Bei den Solar-Modi dienst als Grundlage: bei 3 Stunden/Tag im Freien bei 50.000 Lux. (zur Relation: wolkenfreier Sonnentag 100.000 Lux, bewölkter Himmel 20.000 Lux, Wintertag bei bedecktem Himmel ca. 3.500 Lux)
Praxistest
Wandern / Bergwandern
Zum Wandern stelle ich das Display vorher so ein, dass es mir zur Uhrzeit auch die aktuelle Höhe und das Barometer (zur Frühwarnung für einen Wetterumschwung) anzeigt. So habe ich alles was ich brauche auf einen Blick ohne groß Strom zu verbrauchen. Für mehr Details kann man sich noch entsprechende Widgets wie einen Kompass, Höhendiagramm oder den Verlauf des Barometers aktivieren
Für Tageswanderungen kann man auch getrost das vorinstallierte Aktivitätsprofil zum Wandern verwenden. Dabei wird der Track aufgezeichnet und es stehen verschiedene Ansichten mit Distanz, Höhenmetern usw. zur Verfügung. Der Akku macht das 3-4 Etappen mit, danach verlangt er nach frischer Energie.
Trekking
Beim Trekking geht es ja bekanntlich um mehrtägige autarke Touren. Für meine Touren zu verschiedenen Trekkingplätzen habe ich daher im Praxistest keine stromfressenden Aufzeichnungsprofile aktiviert. Da es zudem einige Höhenmeter zu bewältigen gab habe ich mir noch das Displaydesign wie oben beschrieben angepasst um die Höhe immer im Blick zu haben.
Meine Erfahrungen:
- Die Akkulaufzeit ist im Smartphone-Modus ohne Trackaufzeichnung wirklich bei ca. 20 Tagen oder mehr – mit der zwischenzeitlichen Solar-Laufzeitverlängerung hatte ich schnell auch gar keinen Bedarf mehr genau mitzuzählen.
- Die Höhenanzeige ist ausreichend genau, aber nicht präzise.
- Der Wecker weckt sehr sehr zuverlässig, wahrscheinlich sogar das Nachbarzelt
- Der Kompass zeigt die Himmelsrichtungen und die Gradanzeige an. Praktisch für den Notfall.
- Meine Route habe ich mir als Backup zur Wander-App auf der Uhr gespeichert. Im Navigationsmodus kann man ihm gut folgen.
- Temperatur und Wetteranzeigen sind ohne Bluethooth-Verbindung nicht vorhanden. Dafür kann man aber einen Wetterumschwung gut am Barometer erkennen.
- Die Anzeige von Sonnenauf- und Untergang auf dem Uhrendisplay ist sehr praktisch.
- Die Bedienung klappt auch bei Regen oder mit Handschuhen sehr gut, Die Tasten sind dafür genau in der richtigen Größe ohne dabei zu sehr aufzutragen.
- Das Display ist bei voller Sonneneinstrahlung genauso gut ablesbar wie bei wenig Licht und ist dabei reinen Sportuhren wie z.B. der Forerunner-Serie absolut überlegen. Wenn es richtig dunkel wird reichte schon eine Hintergrundbeleuchtung von nur 20%.
Paddeln
Wer beim Paddeln eine Uhr verwenden will dem sollte eines klar sein: Jeder Blick auf die Uhr unterbricht das Paddeln und damit den schönen „Paddel-Flow“. Und das um so mehr wenn man Paddeljacke/Trockenanzug mit Neopren- oder Latexmanschette trägt. Dann muss man sich entscheiden – Herzfrequenzmessung mit dem integrierten Sensor oder über der Jacke getragen Zugriff auf die Uhr. Das alles ist aber bei jeder Uhr so.
Was bei der Instinct Solar anders ist: Sie bringt sogar ein Kajak-Profil mit. Das ist aber am Ende auch „nur“ eine Aufzeichnung und Anzeige der Strecke bzw. Distanz. Daten wie eine Schlagzahl habe ich nicht entdecken können. Auf Seen ist die Funktion „Peilen und los“ praktisch – einfach den nächsten sichtbaren Punkt anpeilen und schon hält einen die Uhr auf Kurs.
Bei den Uhren die ich bisher beim Paddeln nutzen konnte hat mir die Instinct Solar tatsächlich noch am meisten Freude gemacht, an ein GPS-Gerät mit Annäherungsalarm und richtiger Karte wie dem eTrex 30x/32x kommt sie aber natürlich trotzdem nicht ran.
Training
Für das Trekking-Training bringt die Instinct Solar alles Notwendige mit, wer sportlich ambitioniert ist wird vielleicht den VO2max-Sensor vermissen. Dafür bringt die Uhr im Gegensatz zu reinen Sportuhren eine ganze Reihe spezieller Outdoor-Profile wie z.B. Kajakfahren, Trailrunning, Mountainbiking, Langlaufen oder Bergsteigen schon von Haus aus mit. Die vorinstallierten Trainingsprofile sind einfach zu verstehen und funktionieren zuverlässig. Bei Bedarf kannst Du sie auch anpassen oder Deine eigenen Profile erstellen.
Beim Start des Trainings darf man kurz warten bis das GPS-Signal zur Verfügung steht, da ist mein Smartphone tatsächlich einiges schneller. Nach ein paar Sekunden kann es dann aber losgehen. Der aufgezeichnete GPS-Track ist recht genau und hatte bisher auch noch keine Ausreißer oder Zacken.
Viel mehr Worte will ich hier gar nicht über die Trainingsfunktionalität verlieren, da gibt es sicher spezialisiertere Seiten im Netz.
Akkulaufzeit
Bei vielen Outdoor-Uhren frage ich mich ja wirklich ob die Entwickler selbst schon einmal mehrere Tage ohne Stromversorgung draußen verbracht haben. Die oft viel zu kurze Akkulaufzeit selbst ohne GPS-Nutzung hat mich die letzten Jahre immer wieder abgeschreckt.
Die Garmin Instinct Solar war die erste Uhr die mich in diesem Punkt tatsächlich überzeugen konnte.
Schon im Standardmodus mit Pulsmessung, Schrittzähler, Barometer usw. kommt die Uhr auch in der Praxis leicht auf 20 Tage und mehr. Je nachdem wie lange man sich bei Sonnenschein draußen bewegt verlängert sich die Laufzeit dann lt. Hersteller auf bis zu 54 Tage.
Im Energiespar-Uhrmodus sind dann sogar mit einer Ladung 56 Tage, bei genügend Sonnenlicht sogar unendlich viele Tage möglich. Zugegeben – diesen Zustand habe ich im Spätsommer bisher noch nicht erreicht.
Für Toureneinsätze reicht der Akku in der Praxis für mich auf jeden Fall lang genug um ohne extra Ladeequipment auszukommen. Erst bei der Verwendung des GPS reduziert sich die Laufzeit. Aber auch hier ist sie anderen Uhren noch weit voraus.
Letztlich führt die gewählte Hardware mit dem monochromen und transreflektivem Display sowie energiesparendem GPS-Sensor in der Praxis für wirklich lange Akkulaufzeiten. Durch die bewusste Wahl des gerade passenden Betriebsmodus kann man die Akkulaufzeit dabei auch noch gut steuern.
Fazit
Die Garmin Instinct Solar ist nach jahrelanger Ausschau inzwischen meine neue Uhr für den Trekking– und Outdooreinsatz. Durch die konsequente Auslegung auf ausdauernde Outdooraktivitäten hält sie lange durch, lässt sich gut bedienen, bietet genau die richtigen Funktionen und trägt sich dabei auch noch in einer angenehmen Größe am Handgelenk.
Pros
- Multifunktionalität (Höhenmesser, GPS-Tracker, Trainingsuhr, Barometer,…)
- gute Bedienung auch mit Handschuhen
- leicht
- moderate Größe
- Software mit Auswertungen für Datenjunkies
- Navi-Backup
- Display mit Outdoor-Funktionalität (Höhe, Sonnenauf- / Untergang, Barometer,…)
- lange Akkulaufzeit
Cons
- herstellerspezifischer Ladestecker statt USB-Anschluß
- barometrischer Höhenmesser etwas ungenau
- Synchronisation über Bluetooth sehr langsam
- Wettervorhersagen brauchen Netzempfang obwohl ein Barometer verbaut ist
- teuer
Die Garmin Instinct Solar ist für den Trekking-Einsatz für mich genau richtig und auch im Alltag und beim Training reicht sie mir allemal aus. Letztlich hat sie meine alte Ciclo XC1 nach 15 Jahren abgelöst. Mal sehen ob sie ein ähnlich stolzes Alter erreicht.
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