Wandern im Tessin – besonders im Frühjahr Dank milder Temperaturen ein Wandergenuß zwischen großen Seen und leicht zu besteigenden Gipfeln.
Als Ausgangspunkt für einen einwöchigen Wanderurlaub bietet sich z.B. Agno am Nordufer des westlichen Lago di Lugano (Luganersee) an. Von hier erreicht man schnell die Wanderungen im Tessin die uns durch unterschiedlichste Landschaften (Palmen, Buchen, Kastanien, Birken und noch mehr verschiedenste Bäume und Pflanzen auf engstem Raum) und Schweiz-Italienische Bergdörfer führen.
Bereits im April konnte ich hier bis auf 1.700 m aufsteigen. Südseitig, versteht sich. Mit Altschnee in Senken und Rinnen ist so früh im Jahr natürlich immer zu rechnen, nordseitig liegt teilweise noch Schnee bis auf ca. 1.000 Höhenmeter herunter.
Wanderungen im Tessin
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Monte Boglia | ∎ T1-T2 | 7 h | 12 km | 1055 hm | 1.516 m |
Sighignola | ∎ T1-T3 | 9 h | 12.1 km | 1483 hm | 1.303 m |
Monte San Salvatore | ∎ T1-T2 | 8,5 h | 19,3 km | 1.160 hm | 912 m |
Monte Generoso | ∎ T1-T2 | 10 h | 14,5 km | 1650 hm | 1.704 m |
Salmone | ∎ T1-T2 | 9,5 h | 13,1 km | 1540 hm | 1.559 m |
- (Schwierigkeitsbewertung nach DAV-Wegekategorien und SAC Wanderskala, vor der Tour bitte den aktuellen Zustand bzw. die aktuelle Schwierigkeitsbewertung einholen!)
Monte Boglia (1516 m)
Direkt von Lugano aus geht es mit der Standseilbahn in zwei Etappen zunächst auf den Monte Bre (925m). Alternativ kann man die Wanderung auch nach einigen steilen und schmalen Serpentinen mit dem Auto am Wanderparkplatz im Bergdorf Bre auf 800 m Höhe starten.
Von hier beginnt bereits die gute Wegmarkierung auf den Monte Boglia. Durch das Dorf, das größtenteils aus den Steinen des Berges aufgebaut wurde, geht es auf zunächst ebenso steinigem Weg gemütlich nach oben. Die Steigung nimmt im weiteren Wegverlauf nur gerning zu, so dass die Tour allgemein recht moderat zu gehen ist. Durch größtenteils noch kahle Wälder führt der Weg schließlich auf den letzten Metern über einen einfachen „Gratweg“ auf den baumfreien Gipfel. Hier soll die Aussicht bei guten Wetter gerade hinunter auf Lugano sehr schön sein. Ich treffe jedoch bei Nebel ein der später in Regen überging.
Der nordseitige Abstieg führte mich mangels sichtbarer Markierungen weglos durch ca. 20 cm Schnee auf die Alpe Bolla die wohl erst später im Jahr den Betrieb öffnet. Von hier aus umrundet man den Berg dann auf einem schönen, wenn auch stark belaubten, Pfad und kommt dann wieder in Bre an. Zum Abschluss „erklimmen“ wir dann noch einmal über unzählige Stufen den Monte Bre (925m) mit seiner kleinen Gipfelkappe.
Sighignola (1314 m)
Vom Parkplatz unterhalb des alten Ortskerns geht es zunächst zur Kirche. Von hier weist uns ein kleines Holzschild an einer steinernen Treppe den Einstieg in den Weg.
Schnell wird aber klar dass diese Wanderung insgesamt nicht so gut beschildert sein würde. Zunächst führt der Weg über Wiesen bergauf, bis er ostseitig durch Kastanienwälder führt. Hier gilt es auf die spärlichen Holzschildchen zu achten. Erst inmitten der Strecke tauchen Sie dann wieder auf: die bekannten gelben Wanderwegschilder. Leider verliert sich jedoch der Weg in den Serpentinen mit dem noch hoch liegenden Herbstlaub. Markierungen an Bäumen sind spärlich. Erst nach einer halben Stunde weglosem Aufstieg kreuzen wir wieder einen Weg.
Erst kurz vor dem Ziel öffnet sich der Blick durch die Bäume immer wieder auf das Tal. Vom Aussichtspunkt des Sighihnola (1314 m) hat man dann aber eine atemberaubende Aussicht über den Luganer See, dessen Hausberge und bei guter Sicht bis tief hinein in die Schweizer Alpen. Den eigentlichen Gipfel krönt, wie sollte es anders sein, ein Kapelle. Da hier von italienischer Seite eine Straße bis zum Gipfelrestaurant führt trifft man hier wieder auf viele Menschen während die restliche Tour vollständig einsam sein kann.
Wieder liegt beim nordseitigen Abstieg noch Schnee und später dann ebenso hohes glitschiges Laub so dass Trekkingstöcke unabdingbar sind (bei Restschnee oberhalb 700hm besser den Anstiegsweg zurück nehmen). Auf dem Rückweg können wir dann immer wieder einen schöner Blick hinunter auf den See und auf Arognio genießen.
Monte San Salvatore (912 m)
Die Wanderung auf den Monte San Salvatore ist eine Aussichtswanderung über und rund um den „Zuckerhut“ von Lugano. Nach einem kurzen und steilen Aufstieg geht es einmal in einer großen „8“ rund um die Halbinsel des Lago di Lugano. Alte Bergdörfer, der botanische Garten San Grato und der Ausblick auf den Luganer See begleiten uns auf dieser abwechslungsreichen Wanderung im Tessin.
Der Weg ist ausgesprochen gut markiert und durchgehend sehr einfach zu gehen. Wer mag kann die zugegeben etwas längere Tour auch auf halber Höhe in Carona abkürzen. Dann sind es insgesamt nur noch rund 10km Wegstrecke und einige Höhenmeter weniger.
Durch sie niedrige Lage sprießen hier die Pflanzen auch im Frühjahr und überall ist das Ende des Winters zu sehen. Wenn sich auf dieser Tour nicht mal Frühlingsgefühle einstellen…
Monte Generoso (1704 m)
Die Wanderung auf den Monte Generoso beginnen wir in Rovio auf ca. 450hm. Auf dieser Tour liegen also mal noch so richtig viele Höhenmeter vor uns. Während der Weg im Sommer über einen wirklich anspruchsvollen Weg (T5) östlich von Rovio direkt auf den Gipfel führt wählen wir den sichereren Aufstieg im Frühjahr über den Bahnhof Bellavista (Schöne Aussicht).
Nach dem Gipfel geht es dann über das nördlich gelegene Al Pian da l’Alp (1.360m) zurück nach Rovio. Aber auch hier gilt: Bei zu viel Restschnee besser auf dem Hinweg zurück gehen!
Salmone (1559 m)
Die Wanderung auf den Salmone (1559 m) beginnt etwas östlich von Locarno in Verscio. Von hier geht es über einen einfachen Weg nordwestlich durch den Wald auf den Salmone. Der Weg ist überwiegend bewaldet, die Markierungen eher spärlich. Ein wenig Orientierungssinn oder eine Wanderapp darf man hier also gerne mitbringen.
Nach dem Gipfelaufstieg mit einem tollen Ausblick auf die nahen Berge und den Lago Maggiore führt uns der Weg dann Richtung Osten zunächst zur Forcala di Dunzio und dann wieder südlich zurück zum Ausgangspunkt in Verscio. Faszinierend bei dieser Tour ist die Durchquerung mehrerer Vegetationsstufen die auch schon im Frühjahr für Abwechslung sorgen. – Auch wenn es in den oberen Regionen zu dieser Jahreszeit natürlich noch etwas karg ist.
Als Einstiegsalternative kann man auch an der Bushaltstelle Loco westlich des Salmone auf 676m Höhe starten. Die konditionell anspruchsvolle Wanderung wird dann um 400 Höhenmeter verkürzt.
Tipp: Wenn ihr schon in der Nähe seid lohnt sich auf jeden Fall auch noch ein Abstecher in die atemberaubende Maggiaschlucht am Ponte Brolla!
Fazit: Wandern im Tessin ist eine Reise wert
Während in den nördlichen Alpen die meisten Bergpfade noch tief im Schnee versinken können wir im Tessin bereits im Frühjahr erste Bergluft beim Wandern schnuppern. Gerade abgetaute Wege laden uns zu einigen einfachen Gipfeln bis 1.700 hm mit schönen Ausblicken auf die umliegenden Berge und Seen ein.
Für alle die schon früh im Jahr die ersten Bergwanderungen unternehmen wollen bietet sich also das Tessin an. Ob als Vorbereitung für eine Alpenüberquerung, zum Trekking-Training oder einfach „nur“ aus Lust am Wandern. Bei den nordseitigen Abschnitten sollte man aber den Restschnee im Auge behalten und bei Bedarf eine südseitige Abstiegsvariante vorziehen.
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