Trekking- und Wandermesser: Das Angebot am Outdoor-Messern ist verlockend. Welches Messer man wirklich zum Wandern und Trekking braucht erfahrt ihr in diesem Artikel.
Trekkingmesser-Funktionen
Was braucht man beim Trekking überhaupt an Funktionen? Wenn man ehrlich zu sich selbst ist, dann ist das nicht wirklich viel. Auch wenn ein scheinbar in vielen ein archaisch verankerter Wunsch nach einem „richtigen“ Messer für alle Lebenslagen verankert ist. Beim Trekking sind wir aber ja weder auf Survivaltrainining noch auf monatelanger Expedition in der Wildnis.
Die wenigen Funktionen die man wirklich braucht:
- Messer
- Schere
- Pinzette
Das war es schon! – Alles weitere ist schon eher „Nice to have“:
- Schraubenzieher
- Kugelschreiber
- Nagelfeile
- Zahnstocher
- Feuerstahl
- Hammerfläche
- …
Reine Komfortfunktionen die man eher selten beim Trekking braucht sind z.B. Dosen-, Flaschenöffner oder Korkenzieher. Denn mal ehrlich – wer schleppt denn Dosen und Weinflaschen im Trekkingrucksack mit? Maximal kommen diese Werkzeuge also nur bei Zwischenstops oder am Ende einer Tour zum Einsatz – und in dem Fall finden sich eigentlich immer auch andere Möglichkeiten eine Flasche zu öffnen.
Messerarten
Wer sich ein wenig mit Messern beschäftigt wir schnell fest stellen dass man aus Messern eine richtige Wissenschaft machen kann. Zu vielfältig die Einsatzmöglichkeiten und Anwendungsfälle. Aber was für Bushcraft oder Survival sinnvoll sein kann ist als Wandermesser meist überdimensioniert. Ich stelle euch hier daher nur die gängigsten und sinnvollsten Messerarten zum Trekking vor.
Schweizer Taschenmesser
Ein Taschenmesser besitzt wohl jeder von uns: viele Funktionen im Taschenformat auf kleinstem Raum vereint. Dabei gibt es leichte Varianten mit minimaler Ausstattung bis hin zu großen Taschenmessern mit allen nur erdenklichen Funktionen.
- günstig
- jede nur erdenkliche Ausstattungsvariante erhältlich
- schlecht zu reinigen
- i.d.R. kleine und schmale Klinge oder hohes Gewicht
Für eine Trekkingtour nutze ich oft ein Victorinox Signature. Klein, leicht und mit ausreichenden Funktionen für die allermeisten Touren.
Multitools
Multitools vereinen die einfache Messerform mit einem Werkzeugkoffer. Bithalter, Schraubendreher, Feile, Zange, Sechskantschlüssel,… – braucht man alles nicht auf einer Trekkingtour. Wenn wir uns ansehen was aus unserer Trekking-Packliste während der Tour eine Reparatur benötigen könnte stellen wir schnell fest dass man nahezu alles mit ein wenig Tape provisorisch bis zum Tourende reparieren kann. Für die meisten anderen Fälle hält ein Multitool aber auch nicht das richtige Werkzeug bereit.
Auf Tour unterwegs habe ich noch nie (!) ein Multitool vermisst.
Swisscard
Die Swisscard ist die ultraleichte Version der Multitools. Ohne unnötige Werkzeuge wie Bithalter, Zange und Säge vereint sie die wichtigsten Funktionen im Scheckkartenformat:
- Brieföffner
- Nagelfeile mit Schlitzschraubendreher
- Schere
- Kugelschreiber
- Pinzette
- Zahnstocher
Die Swisscard war jahrelang Teil meiner Standardausrüstung im Erste-Hilfe-Pack und einziges „Messer“ auf Tour. Leichter und mit einem richtigen, wenn auch kleinem, Messer ist heute z.B. das Victorinox Classic und das Victorinox Signature.
Feststehende Messer
Feststehende Messer wie z.B. Fahrtenmesser sind schnell einsatzbereit, haben i.d.R. eine breite Klinge und sind für den Outdoor-Alltags-Einsatz zum Schnitzen, Kochen und Hacken gleichermaßen ausgelegt. Aber so sehr man sich auch für solche Messer begeistern kann – man braucht sie nicht wirklich beim Trekking.
So habe ich mein Fahrtenmesser schon lange nicht mehr auf eine Tour mitgenommen. Es wiegt einfach viel zu viel.
- robustes Messer für verschiedene Anwendungen
- breite Klinge
- teilweise mit Zusatzfunktionen wie z.B. Zündstahl, Hammerfunktion
- feste Klinge = notwendige Klingenscheide = Gewicht
Letztlich eignen sich feststehende Messer eher zum Bushcrafting als zum Trekking. Sie können wirklich viel, aber die Funktionalität braucht man beim Trekking einfach nicht. Dafür sind sie dann einfach zu schwer.
Klappmesser
Klappmesser können Kompaktheit und Leichtgewicht mit den Vorteilen eines feststehenden Messers vereinen. Die gewichtstreibende Scheide entfällt, dafür braucht es einen Feststellmeachanismus damit das Messer während der Verwendung nicht wieder einklappt.
Prominentestes Beispiel sind sicher die Opinel-Messer. Mit den Dejo-Messern gibt es inzwischen auch leichtgewichtige Alternativen. Sie haben aber eine sehr schmale Klinge was den Einsatz als Streichmesser schwierig macht.
- im Verhältnis zu feststehenden Messern leichter und kompakter
- eignen sich zum Kochen und Schnitzen
- wenn leicht, dann meist schmale Klinge
Klappmesser nutze ich auf Touren auf denen ich täglich Verpflegung frisch nachkaufen und zubereiten kann. Sie eignen sich super zum Kochen und taugen auch mal für gelegentliche Schnitzereien eines Herings. Auf längeren Touren wenn ich auf Trekkingnahrung zurückgreife sind aber selbst Klappmesser überdimensioniert.
Rechtliche Bestimmungen – Was ist erlaubt?
Messer fallen grundsätzlich erstmal unter das Waffengesetz. Zusätzlich greift noch das Versammlungsgesetz da hier oft verschärfte Regelungen für das Mitführen gefährlicher Gegenstände greifen.
Achtung: Die Zusammenfassung auf dieser Seite erfolgte zwar nach bestem Wissen und Gewissen, ist aber nicht rechtsverbindlich. – Schließlich gibt es gerne auch mal unterschiedliche Auslegungen der Gesetze und letztlich ändern sich rechtliche Bestimmungen ja gerne auch mal.
Am besten führst Du Dein Messer auf der An- und Abreise und in Ortschaften nicht direkt griffbereit und für jeden sichtbar am Gürtel sondern im Rucksack verstaut. Zum einen braucht man es auf einer Trekkingtour ohnehin nicht wirklich jederzeit griffbereit, zum anderen provozierst Du so auch gar nicht erst kritische Blicke und Fragen. Um Versammlungen wie Demonstrationen, Fußballspiele usw. darfst Du mit Messer im Gepäck gerne einen Bogen machen. In einigen Ländern Europas wie z.B. in Norwegen und Spanien ist das offene Tragen von Messern auch explizit verboten.
Deutschland
In Deutschland ist das Führen von Messern nach § 42a (WaffG) u.a. verboten für:
- feststehende Messer mit mehr als 12cm Klingenlänge
- Messer mit einhändig feststellbarer Klinge (Einhandmesser)
- Hieb- und Stoßwaffen mit Waffeneigenschaften (z.B. zweischneidiger Schliff)
Ausnahmen gibt es nur bei berechtigtem Interesse z.B. für Sport oder einen anderen allgemein anerkannten Zweck. Ob Trekkingtouren hier darunter fallen? Ich weiß es nicht, hatte aber auch noch nie den Bedarf ein entsprechendes Messer mitzuführen.
Im Umkehrschluß sind erlaubt:
- feststehende Messer, die keine Waffeneigenschaften erfüllen und deren Klingenlänge kleiner zwölf Zentimeter ist
- Einhandmesser ohne Verriegelung
- Klappmesser, die zweihändig zu bedienen sind (mit und ohne Arretierung)
Europa
Eine gute europaweite Übersicht zu den rechtlichen Bestimmungen findet ihr in einem Ratgeber von Victorinox. Die ist zwar von 2013, aber als erste Orientierung immer noch ein guter Einstieg in die Recherche vor der eigenen Tour.
Wenn wir uns die Regelungen verschiedener Länder Europas ansehen zeigt sich schnell dass sich die Waffengesetze sehr stark unterscheiden. So ist in Tschechien und Österreich fast jedes Messer erlaubt, während man in Großbritannien den Eindruck gewinnt dass man am Besten gar kein Messer mitnehmen sollte – zumindest wenn man auch mal eine Stadt besichtigen will.
Da wir ein Trekkingmesser aber ja nicht nur für eine Tour kaufen und gerne in verschiedene Länder reisen habe ich mal versucht den kleinsten gemeinsamen Nenner für den Outdoor-Einsatz zu finden:
Was ist in Europa erlaubt wenn es um Messer für´s Trekking geht?
- feststehende Messer oder zweihändig zu bedienende Klappmesser mit einer Klingenlänge von max. 8 cm
- keine Springmesser oder andere waffenartige Messer (Dolche, Fallmesser, Stiletto, usw.)
Vor Deiner Reise solltest Du zur Sicherheit aber immer nochmal kurz die aktuellen Bestimmungen in deinem Zielgebiet ansehen.
Fazit: wenig Messer reicht völlig aus
Das beste Trekkingmesser ist das Messer das am besten zu dem wirklichen Einsatz auf Tour passt und dabei den Rucksack nicht unnötig beschwert. Dafür kann man getrost auf zahlreiche Funktionen von Multitools und Taschenmessern verzichten. Die allermeisten davon braucht man auf den Touren die wir als Freizeit-Trekker unternehmen ohnehin nicht – schließlich sind wir beim Trekking ja auch nicht im Survival-Training oder auf Expedition.
Für die allermeisten Trekkingtouren reicht ein ultraleichtes Taschenmesser mit Schere, Messer und Pinzette aus!
Key-Facts zur Trekking- und Wandermesser-Auswahl:
- Messer mit feststehender Klinge >8cm und Einhandmesser kommen aus rechtlichen Einschränkungen in den meisten Ländern Europas und wegen ihrem Gewicht ohnehin nicht in Frage.
- Messer mit feststehender Klinge brauchen immer auch eine Scheide und sind damit bei gleicher Klingenlänge in aller Regel schwerer als Klappmesser.
- Wer auf Trekkingnahrung setzt braucht kein großes Messer. Für alles andere reicht eine ultraleichte Swisscard (mit Kugelschreiber aber ohne richtiges Messer) oder ein Victorinox Classic (mit Messer aber ohne Kugelschreiber) unterwegs absolut aus.
- Wer auf einer Hüttentour oder auf einer Alpenüberquerung unterwegs ist kommt ebenfalls mit den ultraleichten Tools aus.
- Je mehr man mit frischen Lebensmitteln kochen will, desto eher macht ein Klappmesser Sinn. In dem Fall nehme ich dann im Erste-Hilfe-Päckchen die Swisscard und ein leichtes Fahrten- oder Klappmesser mit.
Mehr zur leichten Trekking-Küche findest Du hier: