GR34 auf der Halbinsel Crozon: 90 von insgesamt 2000km Zöllnerpad. Malerische Buchen, steile Klippen und historische Verteidigungsanlagen.
Über den GR34
Insgesamt verläuft der GR34 über 2.000km von Mont St. Michel über Saint Malo und das Cap Frehel bis Saint-Brieuc immer entlang der Küste der Bretagne. Entstanden über die letzten Jahrhunderte ist der Küstenpfad auch als Zöllnerpfad bekannt. So hat man über die schmalen Pfade versucht Schmugglern das Leben schwer zu machen und sie direkt nach dem Anlanden aufzugreifen.
Später wurden an vielen Stellen der Küste entlang des heutigen GR34 militärische Anlagen eingerichtet. Erst gegen die Spanier, später auch gegen die Briten und letztlich im zweiten Weltkrieg gegen die Deutschen. Einige der Anlagen erleben seit den Anschlägen von 9/11 eine Renaissance und wurden teils nach Jahrzehnten wiederbelebt. So z.B. auch die Anlage am Point de Espagnols an der Meerenge gegenüber Brest auf Crozon.
Neben den historischen militärischen Anlagen ist aber vor allem die Küstenlandschaft selbst einfach eine Reise Wert. In moderatem Klima kann man hier schon früh im Jahr Wind und Wetter genießen. Dabei wandert man teils auf den Klippen hoch über dem Meer, nimmt jede Landspitze mit und ist kurz darauf kilometerweit auf Sandstränden unterhalb der Klippen entlang unterwegs. Wer den GR34 in ganzer Länge wandern will bräuchte wohl um die drei Monate.
Wenn man den Berichten auf verschiedenen Seiten folgt sind die schönsten Abschnitte des GR34:
- Rund um die Halbinsel Crozon
- Entlang der rosa Granitküste (Côtes d’Armor)
Hier sind die Etappenziele auch gut mit Unterkünften (Pensionen, Hotels, Campingplätze) ausgebaut – im Umkehrschluss heißt das auch dass an vielen anderen Küstenabschnitten noch kaum touristischer Betrieb herrscht.
Tourbeschreibung GR34 Crozon
Der GR34 um die Halbinsel Crozon ist von der Atlantikküste selbst und von zahlreichen, teils alten, militärischen Stellungen geprägt. Dabei wandert man im Süden an vielen geschützte Buchten, im Westen an der offenen Atlantikküste und nach Norden immer mehr an militärischen Stellungen entlang bis man letztlich im Norden Brest immer im Blick hat.
GPS-Track und Karte
Map Data: © OpenStreetMap Mitwirkende
Auf der Karte findet ihr den GPS-Track der Etappen, Übernachtungs- und Transfermöglichkeiten. Wo möglich findet ihr in den jeweiligen Markern auch noch Beschreibungen oder Links für weiterführende Informationen.
Papierkarten
- Ganz ehrlich? Nicht nötig. Ich hatte nur eine Touristenkarte aus der Auslage des Campingplatzes dabei. Für alles andere habe ich die Wander-App Locus Map 3 Classic mit den unten genannten Karten auf dem Smartphone verwendet.
OSM-Karten
- Freizeitkarte Nordfrankreich
- OpenandroMap
Toursteckbrief GR34
- Strecke: 90km
- Höhenmeter: 2.000
- Start: Telgruc-sur-Mer
- Ende: Le Fret
- Anreise:
- mit dem Auto: aufgrund der Entfernung am Besten in Verbindung mit einem Roadtrip in der Bretagne
- mit der Bahn: nach Brest, von hier aus weiter mit Linie 34 nach Telgruc-sur-Mer oder Le Fret
- Transfer: Linie 34 von Le Fret nach Telgruc-sur-Mer (2x täglich)
- Markierung: weiß-rote Markierung, durchgängig gut markiert
- Wegbeschaffenheit: Pfade, rund um Hotspots mit Parkplatz teils geschotterte Wege
- Beste Jahreszeit: Mai-Juni (Juli-August sicher überlaufen und oft auch einfach zu heiß)
- Übernachten: Wildcampen verboten, aber ausreichend Campingplätze direkt am Weg (im Frühjahr sind die kommunalen Plätze noch nicht geöffnet, alle anderen Campingplätze sind aber auch noch nicht überlaufen)
- Trinkwasser: keine natürlichen Trinkwasserquellen am Weg, am Besten in den Orten für den Tag auffüllen
Etappen
Die Etappen auf dem GR34 rund um Crozon richten sich in erster Linie nach den verfügbaren Campingplätzen. Schließlich ist Wildcampen oft nicht möglich und Trinkwasser ohnehin Mangelware. In der Vor- und Nachsaison sind auf der anderen Seite die Campingplätze auch wirklich alles andere als überlaufen so dass nicht wirklich viel gegen deren Nutzung spricht.
Variante mit 4 Wandertagen:
- Telgruc-sur-Mer – Morgat (→ 17,4km ↑ 540m)
- Morgat – Kernavén (→ 25km ↑ 1.130m)
- Kernavén – Trez Rouz (→ 20km ↑ 500m)
- Trez Rouz – Le Fret (→ 25km ↑ 630m)
Variante mit 5 Wandertagen:
- Telgruc-sur-Mer – Morgat (→ 17,4km ↑ 540m)
- Morgat – Kernavén (→ 25km ↑ 1.130m)
- Kernavén – Trez Rouz (→ 20km ↑ 500m)
- Trez Rouz – Roscanvel (→ 17,6km ↑ 530m)
- Roscanvel – Le Fret – Lanveoc (→ 12,8km ↑ 280m)
Tourbericht
Telgruc-sur-Mer – Morgat
Nach einer ruhigen Nacht auf dem noch fast leeren Campingplatz auf halber Höhe in Telgruc-sur-Mer geht es nach der langen Anreise endlich los. Noch ist Vorsaison und so bietet mir die Campingplatzbetreiberin an mein Auto bei ihr auf dem Platz stehen zu lassen. So kann ich direkt vom Platz aus loslaufen und mit jedem Schritt runter zum Meer steigt die Vorfreude auf die nächsten Tage die nicht enttäuscht werden sollte.
Schon auf den ersten Metern an der Küste stellt sich das „Trekking-Gefühl“ ein. Obwohl man hier nie wirklich weit von der Zivilisation entfernt ist. Meerblick, Brandung und Klippenlandschaft unternehmen alles dafür dass man sich auch auf diesem gut ausgebauten schmalen Wanderweg schnell wohl fühlt. Zwischen den Orten ist es zu dieser Jahreszeit (fast) menschenleer. Nur ein paar Taucher haben sich in die ein- oder andere Bucht verirrt.
Das Tagesziel, Morgat, ist im Sommer ganz offensichtlich ein Touristenmagnet. Im Frühjahr aber ist vieles Touristisches noch geschlossen und so ist der Ort auch nur wenig frequentiert. Beide Zeltplätze liegen ein wenig Abseits der Route was noch einmal ein paar Extrameter zur eigentlichen Etappe anfügt. Macht aber nichts, die Etappe ist ja ohnehin nicht all zu lang.
Morgat – Kernavén
Die zweite Etappe hat es dagegen das erste Mal in sich. Mehr a25km im ständigen Auf- und Ab. Am Ende stehen mehr als 1.000 Höhenmeter zu Buche. Und das nur um am Ende gerade mal 3km entfernt vom Ausgangsort den nächsten Zeltplatz zu beziehen. Wer weit kommen will ist hier wirklich fehl am Platz. Dafür erlebt man Küstenlandschaft in allen Facetten.
Auf dieser Etappe startet man z.B. erst noch durch einen dichten Pinienwald, sieht viele schöne Buchten mit zur Erkundung einladenden Grotten (zumindest bei Ebbe) und trifft das erste mal auf alte und neue Verteidigungsanlagen. Nach dem Pinienwald wandert man später auf dem Cap de la Chèvre durch wunderschöne ausgedehnte Heidelandschaft während einem der Wind um die Nase weht.
Direkt am Kap verbreitern sich dann die Wege zu aufgeschotterten Wanderpisten. Am südlichsten Punkt des Cap ist direkt neben historischen Einrichtungen und Gedenkstätten bis heute eine Militärbasis in Betrieb und in unmittelbarer Umgebung liegt ein Parkplatz für Tagesausflügler. Aber schon kurz danach habe ich den Weg wieder für mich alleine.
Wer mag kann auf der Etappe je nach Wasserstand später auch noch ein langes Stück direkt am Strand einbauen. Dafür muss aber der Pegel niedrig genug sein – ansonsten wird einem der Zugang zum Strand von Süden aus schwer gemacht.
Der Zeltplatz liegt nur wenige hundert Meter vom Strand entfernt und ist wohl vor allem für Surfer ein guter Standort. Als Wanderer war ich bei den wenigen Gästen eher ein Exot.
Kernavén – Trez Rouz
Direkt am Meer geht es los. Was kann es schöneres geben. Leider muss man aber doch nochmal ein paar Meter der Straße folgen bevor es dann wieder runter zum Meer geht. Ich genieße die frühen Morgenstunden und wandere kilometerweit direkt auf dem Strand entlang. Auf der einen Seite die ruhige See, auf der anderen Seite schroffe Klippen mit Brandungshöhlen die von der Kraft des Wassers zeugen.
So geht es dann auch den gazen Tag weiter. Strand wechselt sich mit Wegen hoch über der Küste ab. Immer wieder schöne Ausblicke auf das türkisfarbende Meer, tolle Felsformationen (Pointe de Dinan) und stumme Zeugen kriegerischer oder verteidigungsorientierter Aktivitäten der Vergangenheit (Site de Kerbonn, inkl. Museum) und Gegenwart (Pointe Du Toulinguet).
Nach dem Touristenort Camaret sur Mer geht es dann auf einem frisch freigeschnittenem Weg zum Trez Rouz, dem Roten Strand. Der Name ist hier Programm. Die Felsen sind hier auffallend rötlich.
Trez Rouz – Le Fret
Die letzte Etappe hält noch einmal alles auf einmal parat: Wunderschöne Küstenlandschaft, alte verfallene Militärstellungen, aktive militärische Sicherheitszonen, Heidelandschaft, einen malerischen Küstenort, Strände und am Ende ein ganzes Stück Straße.
Obwohl es auf der Karte so aussieht als würde man permanent durch dicht besiedeltes Gebiet laufen ist die erste Hälfte der Etappe bis Roscanvel dennoch recht abgeschieden. Klar geht es mal durch zivilisierte Gebiete aber bis zum Pointe des Espagnols wandert man auf weitgehend auf einsamen Pfaden.
Wer sich das letzte Stück Straße ersparen mag kann schon von Roscanvel aus einen Bus zurück nehmen, ich lasse es mir aber nicht nehmen noch bis nach Le Fret weiterzugehen. Nicht das überhaupt noch ein Bus an dem Tag gefahren wäre, ich wollte natürlich wissen ob sich der Abschnitt noch lohnt. Ehrlicherweise lohnt er sich nicht. Viel Straße, wenig aufregende Landschaft. Ist aber zu verschmerzen, die letzten Tage waren für eine spontane Tour wirklich überragend.
Zudem habe ich am letzten Abend dann auch noch erleben dürfen wie wertig all zu günstige Heringe sind. Kurz vor der Tour als Ersatz für die runden Heringe meines Tarptent Notch gekauft versagen die so schön glänzenden Y-Heringe endgültig. Zwei davon brechen schlichtweg beim Versuch sie in den harten Boden des Campingplatzes einzubringen unvermittelt ab. Macht nichts, ich weiß mir mit geschnitzten Heringen zu helfen – nach der Tour wurden die Heringe aber schnell durch hochwertige Heringe ersetzt.
Am nächsten morgen geht es für mich dann in aller Hergottsfrühe los. Der erst Bus fährt schon kurz nach 6:00 Uhr morgens und den will ich nicht verpassen. Nach wenigen hundert Metern erreiche ich die Haltestelle und der Bus bringt mich in einem Rutsch zurück nach Telgruc sur Mer.
Erfahrungen
Wie auf jeder Tour sammelt man auch hier Erfahrungen. Hier meine Erfahrungen auf meiner Tour auf dem GR34 rund um Crozon kompakt zusammengefasst:
- Glücklich ist wer Französisch kann – Englisch ist kaum verbreitet. Nur an den Campingplätzen spricht man ein wenig Englisch.
- Die Campingplätze haben Anfang Mai mit Ausnahme der kommunalen Plätze geöffnet und spontan einen Platz zu bekommen ist kein Problem. Die Rezeptionen sind aber meist nur morgens und Abends für je 2h besetzt.
- Trinkwasser am Weg gibt es nicht.
- Selbst in der Vorsaison sind viele Touristen-Hotspots starkt frequentiert und die Parkplätze gut gefüllt. Im Sommer ist hier sicher noch viel mehr los.
- Abseits der Touristen-Hotspots sind die Wege zu dieser Jahreszeit noch sehr einsam
- Von Roscanvel nach Le Fret verläuft der Weg viel auf Straßen. Wer die Tour ein wenig abkürzen will kann auch gleich hier einen Bus zurück nehmen.
- Je nach Tide kann man an vielen Abschnitten kilometerweit direkt am Strand entlang wandern.
Fazit GR34
Die Tour auf dem GR34 rund um Crozon ist eine schöne Frühjahrstour. Die Anreise ist natürlich recht lang so bietet es sich an die Tour mit einem Roadtrip oder mit dem Begehen von mehreren Abschnitten des GR34 zu verbinden.
Mir hat die Tour die Augen für neue Touroptionen in der Nebensaison eröffnet und wirklich viel Spaß gemacht. Da kann man auch gerne auf Campingplätze zurückgreifen wenn sie so leer sind wie auf meiner Wanderung rund um Crozon.
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