Bauanleitungen für 3 Dosenkocher ab 25 Cent. Welcher Kocher am Ende überzeugt seht ihr im Praxistest und im Vergleich zum bewährten Spirituskocher von Trangia.
Meine eigene Motivation einen Dosenkocher zu bauen? Ich plane eine Tour in einem Gebiet in dem ich schlicht keine Schraub-Gaskartuschen für mein Trekking-Kochset bekommen werde. Als Spirituskocher steht mir ein bewährter Trangia-Brenner zur Verfügung. Das Flammenbild ist aber so groß, dass ich dann auch gleich noch einen größeren Topf oder gar das Trangia Mini Kochset mitnehmen müsste. Am Ende ist mir dieses Kochset einfach zu schwer. Das muss leichter und kleiner gehen. Und was soll ich sagen – es geht kleiner und leichter, aber ist das auch sinnvoll?
Inspiration: Die besten Dosenkocher mit Video-Anleitung
Im Netz gibt es unzählige Videos über verschiedenste Bauarten von Dosenkochern. Ich musste also nicht lange suchen um Anregungen für meine Eigenbauten zu finden.
Hier die meiner Meinung nach 5 besten Dosenkocher-Videos: Playlist – Die 5 besten Dosenkocher
- Beer Can Stove: Der „Standard-“ Dosenkocher aus einer Bierdose. Einfach zu bauen, breite Flamme
- Soda Can Stove: Leicht zu bauen, gleichmäßiges Flammenbild, für kleine Töpfe geeignet.
- Penny Stove: Einfacher Kocher, gleichmäßiges Flammenbild
- Capillary Hoop Stove: Toller Kocher, aufwändig
- Tornado Cask Stove: Dosenkocher mit integriertem Standfuß und integriertem Topfhalter, sehr aufwändig
Wenn Du noch mehr Inspirationen suchst: Verschiedene Bauarten von Dosenkochern (en) bei Zenstoves
MYOG: Dosenkocher Bauanleitungen und Erfahrungen
Auf Basis der Videos oben habe ich hier 3 angepasste Bauanleitungen für den Bau simpler Dosenkocher für kleine Töpfe.
Achtung: Bitte beachtet die Sicherheitshinweise auf der Spiritusflasche und verwendet euren Kocher nur wenn ihr wisst was ihr da tut! Beim Bau des Kochers können scharfe Kanten entstehen. Am einfachsten kannst Du die Kanten mit Schleifpapier entgraten, unterwegs tut es auch mal ein Stein oder das Schleifen in Sand am Boden.
Wenn Du den Kocher zu Hause herstellst legst Du Dir am Besten bereit:
- Cutter-Messer (untzerwegs tut es auch ein einfaches Outdoor-Messer)
- Schleifpapier
- ein dickes Buch
- Lineal
- Pinnadel oder Bohrer
- Schere
- Zange (nur für Capillary Stove)
Vorbereitung und Grundbearbeitungsschritte
- Aluminium-Dose kaufen
Der Kocher soll ultraleicht sein und mit einem kleinen ultraleichten Topf zusammenarbeiten. In meinem Fall mit einem 550ml-Titan-Topf mit 96mm Durchmesser. Dafür muss der Kocher möglichst klein sein und darf kein zu breites Flammenbild erzeugen. Schließlich soll die Energie unter den Topf und nicht neben dem Topf Flammen schlagen.
Daher entscheide ich mich für 200ml Energydrink- oder Sektdosen. Wichtig: Achtet darauf, dass es eine Aluminium-Dose ist! Eisendosen sind zwar stabiler, würden aber schnell rosten.
- Aufdruck abschleifen
Dieser Schritt ist optional. Ich mache es, schließlich sieht das einfach schicker aus und der Aufwand hält sich in Grenzen. Mit einem 40er Schleifpapier ist die Dose in wenigen Minuten blank, mit einem 100er Schleifpapier erfolgt dann noch der Feinschliff. Das solltest Du aber auf jeden Fall noch machen solange die Dose noch gefüllt ist. Ist sie einmal leer lässt sie sich mangels Gegendruck nur noch schwer abschleifen.
- Inhalt trinken & Dose ausspülen
Gut, irgendwann ist es nun mal soweit. Zum Wegschütten ist der Inhalt auch zu schade, also runter damit. Der entscheidende Schritt ist aber das Ausspülen der Dose. Sonst werden die nächsten Schritte eine klebrige Angelegenheit.
- Dosenteile abtrennen
Zum Abtrennen der Dosenteile verwendest Du am Besten eine Cutter-Klinge. Um immer die richtige Höhe zu haben klemmst Du sie einfach zwischen die Seiten eines Buches. Zum Abtrennen drehst Du die Dose an der Klinge entlang. Nach ein paar Drehungen kannst Du die Dose entlang des Risses vorsichtig abtrennen. Wenn die Dose für diese Methode zu dick ist kannst Du auf gleiche Art die Schnittkante an der Dose anreißen und dann mit dem Cutter-Messer abtrennen. Mit der Schere folgt dann der Feinschliff.
Beer Can Stove – der bekannteste
1. Deckel entfernen: Am Einfachsten legst Du die Dose ab und drehst sie am Cutter-Messer entlang bis das Messer an der ersten Stelle durch ist. Danach kannst Du den Deckel einfach nach innen eindrücken. Alternativ kannst Du auch einfach einen Dosenöffner nehmen.
2. Oberteil abschneiden: Das Dosenoberteil bestimmt die Bauhöhe Deines Dosenkochers. Dazu stellst Du die Dose auf den Kopf uns reißt bei 4cm Höhe die Schnittlinie vorsichtig an und trennst das Oberteil ab.
3. Brennerdüsen formen: Die Düsen formst Du in dem Du vorsichtig mit der Klinge die Dose ein wenig gegen zwei Finger eindrückst. Dabei endet die Kerbe an der Falz des Oberteiles und wird zum Boden hin etwas größer. Im ersten Schritt einfach irgendwo beginnen, danach einfach immer eine Fingerbreite weiter drehen. Am Schluss dann nochmal Ungleichmäßigkeiten nacharbeiten.
4. Boden abschneiden: Dose auf den Boden Stellen und bei ca. 30-35mm abtrennen. Die richtige Höhe? Auf Höhe der Falz des Oberteils.
5. Zusammenstecken & Luftloch bohren: Als nächstes steckst Du das Oberteil mit den Brennerdüsen in das Unterteil. Wenn Du die beiden Stücke gerade abgeschnitten hast sollten die beiden Teile gut zusammenpassen. Letzter Schritt: bohre mit einer Pinnadel ein kleines Loch am oberen Rand des Innenteiles. Durch dieses Loch zieht sich der Kocher später Luft – schließlich steht von oben der Topf auf dem Brenner.
Der Beer Can Stove im Praxistest
Facts
- Gewicht – 8g
- Verbrauch: 9g / 400ml ≈ 23 g/l
- Zeit zum Kochen: 6:44 min/400ml
(bei 21° Lufttemperatur und 13° Wassertemperatur auf 290 NN)
Pros
- gut für große Töpfe geeignet
- kein Topfständer notwendig
- im Notfall unterwegs herstellbar
Cons
- Flammenbild sehr von der Genauigkeit der der Arbeitsschritte abhängig
- Kippgefahr – Der Topf steht direkt auf dem Brenner. Wenn er kippt, kippt auch der Kocher mitsamt dem brennenden Spiritus
- für kleine Töpfe ungeeignet, die Flammen schlagen mit zunehmender Dauer außen am Topf vorbei
Fazit
Der Beer Can Stove ist zwar der bekannteste Dosenkocher, aber auch mit kleinen 200ml Dosen schlagen noch Flammen an meinem Topf vorbei. Ohne Topf hat man eine sehr hohe offene Flamme. Da ich gerne in der Apsis koche probiere ich den nächsten Dosenkocher aus…
Dosenkocher nach Trangia-Prinzip – der effizienteste
Dieser Kocher, der genauso wie der Trangia Brenner auf Basis des Kapillareffektes zwischen Innen und Außenwand funktioniert, findet sich oft unter dem englischen Namen Capillary Stove. Wir brauchen für ihn 2 Dosen und hitzebeständiges Aluminium-Klebeband.
1. Brennerboden vorbereiten: Trenne den Dosenboden bei 20mm ab. Danach nimmst Du die zweite Dose und drückst mit ihrem Boden in den Brennboden. Damit weitest Du ihn um die Endmontage mit dem Dosenkopf zu vereinfachen.
3. Beschleunigerring herstellen: Trenne einen 30mm hohen Streifen Blech von der ersten Dose. Im Anschluss formst Du die Blumenform in dem Du den Blechring rundrum über eine Kante biegst.
4. Innenboden der zweiten Dose heraustrennen: Dose hinlegen und an einem Cutter-Messer mehrfach entlang drehen bis das Messer durch das Blech durch ist. Jetzt kannst Du den Boden nach innen eindrücken.
5. Brennerkopf vorbereiten: Trenne den Boden mit 40mm Höhe ab. Das ist unser späterer Brennerkopf. Im Anschluss stichst Du mit einer Pin-Nadel 16 Brennerdüsen. Schablone brauchst Du dafür keine. Fange einfach mit dem ersten Loch an, dann gegenüber, dann 90° versetzt und danach dann einfach immer mittig zwischen den Löchern bis das Lochbild komplett ist.
7. Innenwand vorbereiten: Trenne einen 38mm hohen Blechring von der Dose und schneide ihn einmal durch, so dass Du einen langen Blechtreifen hast. Diesen steckst Du jetzt in den Brennerkopf und passt den Durchmesser so an, dass die Innenwand möglichst eng an der Innenfalz anliegt und die Brennerdüsen zwischen Innen- und Außenwand sind. Hast Du den richtigen Durchmesser gefunden fixierst Du ihn mit Alu-Klebeband. Damit später auch Brennstoff zwischen die Wände kommt schneidest Du noch 3 Durchlässe in den unteren Rand
8. Vormontage: Stecke Innenwand und Beschleuniger in den Brennerkopf. Der Beschleunigerring sollte dabei ganz nach oben geführt werden. Am unteren Blechrand drehst Du das Blech mit einer Zange Rundrum leicht ein. Das hilft uns bei der Endmontage.
9. Endmontage: Stecke den vormontierten Brennerkopf in den Boden und prüfe den Sitz der Innenwand. Sie sollte rundrum genau in die Falz tauchen. Die Brennstoffdurchlässe sollten hoch genug sein, so dass auch wirklich Brennstoff fließen kann. Damit wir Undichtigkeiten ausschließen können kleben wir den Brenner jetzt noch von außen ab und falzen den Brennerrand mit einer Zange.
Der Dosenkocher nach Trangia-Prinzip im Praxistest
Facts
- Dosenkocher – 16g + 23g Topfstand
- Verbrauch: 8g / 400ml ≈ 20 g/l
- Zeit zum Kochen: 4:50 min/400ml
(bei 21° Lufttemperatur und 13° Wassertemperatur auf 290 NN)
Pros
- gleichmäßiges Flammenbild
- Leistungsfähig
- Sparsam im Verbrauch
- leichte Montage trotz im Verhältnis komplexem Aufbau
- kein Abschleifen nötig – Aufdruck wird durch Tape ohnehin verdeckt
Cons
- Aluminium-Tape nötig – nicht in jedem Haushalt vorhanden
Fazit Dosenkocher nach Trangia-Prinzip
Sehr schöner kleiner Kocher der sich Dank seines gleichmäßigen kleinen Flammenbildes perfekt für einen kleinen Topf eignet. Bei minimalem Verbrauch ist er dabei auch noch deutlich schneller als der Beer Can Stove.
Penny-Stove – der einfachste
Der kleinste und einfachste Dosenkocher im Bunde. Auf Basis des Penny-Stove-Prinzips brauchen wir nur zwei leere Dosen für den Kocher.
- Trenne zwei gleich hohe Bodenteile von Dosen ab (Höhe 25mm)
- Drehe in einem Boden die Wand rundherum mit einer Zange ein
- Stecke die beiden Hälften zusammen
- Stanze mit einer Pin-Nadel die 16 Brennerlöcher (alternativ bohren)
- Stanze mit einer Pin-Nadel in der Mitte Löcher zum Befüllen des Kochers
Zum Kochen füllst Du erst Spiritus ein und deckst dann die Fülllöcher mit einem Geldstück (Penny) ab – Daher auch der Name des Kochers. Dann musst Du den Kocher von unten erhitzen damit der Spiritus verdampft und die Brennerdüsen zünden. Dazu kannst Du z.B. den Boden einer Konservendose verwenden.
Der Penny Stove im Praxistest
Facts
- Gewicht – 9g + 23g Topfstand
- Verbrauch: 12g / 400ml ≈ 30 g/l
- Zeit zum Kochen: 3:50 min/400ml
(bei 21° Lufttemperatur und 13° Wassertemperatur auf 290 NN)
Pros
- sehr leicht zu bauen
- Leistung
Cons
- Topfständer notwendig
- sehr großes Flammenbild – nicht für kleinen Topf geeignet (evt. sind kleinere Löcher eine Abhilfe?)
- Anfangsleistung hängt von äußerem Vorheizen ab – kann auch schnell zu viel sein
- Vorheizen von außen notwendig – wenn das mal auf Tour gut geht…
Fazit Penny Stove
So einfach der Penny-Stove auch zu bauen ist, mir kommt er nicht mit auf Tour. Das Erhitzen von außen ist die erste Gefahrenquelle in der Apsis, das ungleichmäßige und Anfangs u.U. sehr große Flammenbild inkl. zu großer Hitzeentwicklung die zweite.
MYOG: Dosenkocher-Zubehör
Ultraleichte Spiritusflasche
Spiritus gibt es üblicherweise in praktischen 1l Haushaltsflaschen. Das würde dann also für ca. 21 l heißes Wasser oder ca. 52 Tourtage á 400ml Heißwasser reichen. Viel zu viel für viele Touren!
Also muss etwas leichteres her. Fündig wirst Du im Haushalt: Vor allem bei Waschartikeln (Fleckentferner o.ä.) und Hygieneartikeln (Reisegrößen) gibt es vieles in kleinen Kunststofffläschchen mit Schraub-, teilweise auch mit Sicherheitsverschluss. Wiegen fast nichts, wären ansonsten ohnehin irgendwann im Müll und eignen sich perfekt dafür um kleinere Mengen für die nächste Tour abzufüllen.
Wichtig: verwende NIE (!) Getränkeflaschen als Brennstoffbehälter und markiere Spiritusflaschen eindeutig, so dass es nicht zu einer Verwechslung mit einer Trinkflasche kommt!
Gewicht: 22g bei 91g Füllmenge
Transportbehälter- und Löschhaube
Da man einen Spiritusbrenner nicht einfach „abdrehen“ kann brauchen wir noch etwas zum Löschen der Flamme. Im Sinne des Multi-Use-Prinzips nutze ich dafür eine leere Plastikdose aus dem Kühlregal des Supermarktes als Löschhaube und gleichzeitig als Transportbox. Mit der Zeit bekommst Du aber ein gutes Gefühl für die nötige Menge Spiritus und kannst dann gut dosieren.
Gewicht: 14g
Windschutz
Als MYOG-Windschutz eignet sich Alufolie wunderbar. Einfach mehrlagig mit einem innenliegenden Draht passend für deine Kocher-Kopf-Kombination falten und fertig ist der UL-Windschutz für Deinen Dosenkocher.
Gewicht: 6g
Dosenkocher im Vergleich zu Toaks- und Trangia Kocher
Für den Vergleich habe ich die drei Dosenkocher mit den Kochern von Toaks und Trangia hinsichtlich Gesamtgewicht für eine Woche Ultraleicht-Trekking verglichen. Dafür habe ich 0,4l Heißwasserbedarf für Trekkingnahrung am Tag angesetzt. Bei der Füllmenge sind 25% Sicherheit zum Verbrauch einkalkuliert. Hier das Ergebnis:
Testsieger ist damit für meine Zwecke der Dosenkocher nach Trangia-Prinzip.
Hinsichtlich Sicherheit beim Kochen in der Apsis scheiden für mich der Beer-Can-Stove, Penny-Stove und Trangia allerdings ohnehin aus! Bei allen dreien schlagen selbst bei meinem größeren 900ml Topf zu viele Flammen am Topf vorbei. Der Beer-Can-Stove ist zusätzlich noch zu kipplig, der Penny-Stove unvorhersehbar im Flammenbild.
Fazit: Selbstbau lohnt sich, aber…
Das gesamte Dosenkocher-Kochset nach Trangia-Prinzip wiegt incl. Brenner und Brennstoff für eine Woche nur 197g. Im Vergleich zum Trangia Mini also mehr als 50% weniger und selbst mein leichtes Gas-Kochset wiegt aufgrund des Eigengewichtes der Gaskartusche rund 80g mehr. Damit wäre der Dosenkocher eine echte Alternative.
Aber ob sich das ganze auch wirklich lohnt den Kocher selbst zu bauen? Der Kocher von Toaks wiegt nur wenige Gramm mehr und wir sind hier ganz sicher schon im Bereich der Messgenauigkeit eigener Versuche. Es lohnt sich von demher vor allem wenn man sich das Geld sparen will oder einfach Lust auf MYOG hat. Am Ende ist ein Dosenkocher aber nur sinnvoll wenn er auch zum Topf passt und nicht die meiste Energie am Topf vorbei geht. Empfehlen würde ich die Dosenkocher daher ehrlicherweise nicht.
Den Dosenkocher habe ich übrigens als mein erstes eigenes MYOG-Projekt gebastelt. Damit bin ich jetzt auch selbst beim 11. Schritt meiner Ultraleicht Trekking – Anleitung angekommen.
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