Picogrill 85: ultraleichter falbarer Hobokocher, leistungsstarkes Kochen ohne Brennstoff-Schlepperei – und warum man ihn dennoch oft nicht einsetzen kann…
Technische Daten
Der Picogrill 85 trägt sein Gewicht schon im Namen. Denn die 85 steht für 85 Gramm. Das ist schonmal ein Wort. Geliefert wird der kleine faltbare Hobokocher in einer Einsteckstasche und mit einem Drahtbügel der als zusätzliche Topfauflage und als Klammer beim Transport dient.
Lieferumfang mit Daten:
- Gewicht: Kocher-Gewicht 86g, Drahtbügel: 12g, Beutel: 26g
- Material: Edelstahl
- Kochermaße: Ø 12 x 14 cm
- Packmaß: 21 x 14 x 0,4 cm
- Lieferumfang: Holzkocher, Drahtbügel, Beutel, Kurzanleitung
Hinweis: alle Gewichte nachgewogen
Hauptzweck des Picogrills ist der Einsatz als Hobokocher, wer mag kann ihn aber auch als Topfständer und Windschutz für einen Spirituskocher verwenden.
Erfahrungen mit dem Picogrill 85
Ich habe den Picogrill 85 jetzt ein paar Mal zum Kochen bzw. zum Erhitzen von Heißwasser für Trekkingnahrung, Tee und Porridge verwendet.
Vorbereitung
Da ein Hobo Flammen schlägt, Funkenflug nicht ausgeschlossen werden kann und auch mal Glut oder gar ein brennendes Stück Holz herausfallen kann solltest Du auf jeden Fall zuallererst eine brandsichere Kochstelle suchen.
Ob sich das überhaupt lohnt oder man besser gleich wegen Waldbrandgefahr einen anderen Kocher wählt verrät Dir ein Blick auf den Waldbrand-Gefahrenindex des Deutschen Wetterdienstes.
Als Brennstoff reichen kleine trockene Holzstücke (keine Kiefer- und Tannenzapfen, das enthaltene Harz rußt), Rinde, Reisig usw.. Also eigentlich so ziemlich alles was man bei uns ohnehin überall findet. Vor dem eigentlichen Kochen wird also erstmal ein wenig Kleinholz gesammelt.
Da bei diesem Test des Kochers schon Waldbrandstufe 4 herrschte habe ich den Test gleich auf einem Grillplatz durchgeführt. Sicher ist sicher.
Leistung
Wie hat sich der Picogrill im Test geschlagen?
- Anheizen: 1:30 min
- Zeit bis zum Kochen von 0,5l Wasser: 6:10 min
An die Kochzeit eines Gaskochers kommt der Picogrill 85 damit natürlich nicht, aber er braucht sich nicht vor einem Spirituskocher wie dem Trangia oder einem Dosenkocher zu verstecken.
Das schöne dabei: Für diese Leistung brauchst Du keinen Brennstoff und auch keinen Brennstoffbehälter tragen. Das Nachlegen von kleinen Holzstücken klappt erstaunlich gut durch die oberen Seitenöffnungen.
Stabilität
Ich verwende den Picogrill 85 als Kochset zusammen mit zwei Töpfen:
- Evernew Ti Ultralight Mug Pot 900 ml, Ø 11 cm: steht nur stabil auf dem kleinen Hobo wenn man den Drahtbügel als Topfauflage nutzt; viel Wärmeverlust da der Topf den Kocher nur teilweise bedeckt
- Trangia Mini Aluminium Topf 800ml, Ø 15 cm: passt von der Größe her perfekt; da er aus Aluminium ist macht man sich damit aber den Gewichtsvorteil wieder zu nichte
Für den Dauereinsatz würde sich die Zusatzinvestition in einen passenden ultraleichten Topf sicher lohnen.
Reinigung und Transport
Ein Hobo rußt. Vor allem bei feuchtem Holz. Dank Edelstahl und wenn man ihn am Ende gut ausbrennen lässt dann bleibt am Picogrill selbst aber kaum Ruß zurück. Einmal kurz die Asche ausschütteln, mit Laub oder Moos abwischen und schon ist er sauber genug um wieder in der Hülle zu verschwinden.
Anders sieht es da schon beim Topf selbst aus. Der kann u.U. sehr stark verkohlen so dass hier oft schon ein wenig mehr Aufwand zur Reinigung nötig ist. Alternativ lebt man einfach mit der „Kohle-Patina“ und packt ihn in einen Packbeutel.
Um noch einmal 14 Gramm Gewicht zu sparen kann man auf Tour die mitgelieferte Packtasche durch einen 3l Ziplock-Beutel ersetzen. Ist ja schließlich ein ultraleichter Kocher.
Picogrill 85 im Vergleich
Viele im Handel erhältliche Hobokocher sind weit schwerer als der kleine Picogrill. Dennoch gibt es einige weitere sehr leichte Hobokocher:
- MYOG-Dosenhobo
- Bushcraft Essentials Bushbox Ultralight (71g, steckbar, große Bodenöffnungen)
- Vargo Hexagon Titan Holzofen (125g, falt- und steckbar, große Bodenöffnungen)
Viel interessanter fand ich aber den Kochervergleich verschiedener Brennstoff-Kochsets:
Wie ihr seht hat der Picogrill hier wirklich gut abgeschnitten obwohl ich der Flammen wegen schon meinen etwas größeren 0,9l Topf einkalkuliert habe. Selbst wenn man noch eine hitzebeständige Bodenplatte oder Carbonfilz als Unterlage mitnimmt wird er wohl auf längeren Touren bei den leichtesten Kochsets landen.
Fazit: Der Picogrill 85 – Hobokocher trumpft auf
Ich kannte Hobokocher schon lange, aber erst bei der Recherche zu meinem Artikel über verschiedene Trekking-Kocher habe ich die Möglichkeiten eines Hobos so richtig realisiert. Eine geeignete Kochstelle und Brennholz vorausgesetzt spart man sich mit ihm das Schleppen von Brennstoff und Dank des wirklich ultraleichten Eigengewichtes des kleinen Picogrill 85 ist dieser Kocher über die gesamte Tourdauer im Gewicht einfach fast unschlagbar. Im Test macht das Kochen auf ihm auch noch richtig Spaß.
Pro
- ultraleicht
- Kochen auf Feuer hat was
- kein Brennstoff zu tragen
- kleines Packmaß
- leicht faltbar
- Kocher leicht zu reinigen (einfach ausklopfen)
Contra
- nur auf feuerfestem Untergrund zu verwenden
- Ruß am Topf
- verbrannte Finger beim Topfhandling (besser einen Topf mit langem Griff oder Henkel verwenden)
- nur bei sicheren Bedingungen (Waldbrandgefahr) zu verwenden
- Feuergeruch und Rauch hilft nicht beim Wildcampen
Die Rußentwicklung und die Waldbrandgefahr schränken den Einsatzbereich für mich aber schon sehr ein. Das gilt allerdings für alle Hobokocher.
Sauberer und sicherer sind Holzvergaser-Kocher. Sie haben weniger Lagerfeuerromantik, sind aber eine echte Alternative wenn es einfach nur ums Kochen geht.
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