Mit dem Kanu bis zu 154 km auf der Altmühl. Alles was Du für Deine Kanutour mit Kajak, Kanadier oder Faltboot durch das Altmühltal brauchst: Flussbeschreibung, Wehre, Übernachtungs- und Transfermöglichkeiten, Gewässerkarte.
Flussbeschreibung
Bootswandern auf der Altmühl ist für jeden etwas. Als langsamster Fluss Bayerns mit sehr gut ausgebauten und beschilderten Umsetzstellen eignet sie sich für Einsteiger und Familien genauso wie für erfahrene Wasserwanderer für eine mehrtägige Kanutour.
Dabei geht es durch das Altmühltal vorbei an eindrucksvollen Kalkfelsen im fränkischen Juragestein, Trockenhängen und Wiesenlandschaften. Highlights gibt es gleich mehrere: Die „Zwölf Apostel“ bei Solnhofen sind das landschaftliche, die Durchfahrung von Eichstätt das kulturelle und die Befahrung der Bootsrutschen bei Hagenacker und der Hammermühle das sportliche. Es ist also für jeden etwas dabei.
Trotz der starken Eintrübung der Altmühl ist ihre Wasserqualität besser als ihr Ruf. Im Oberlauf gibt es sogar einige Flussbäder und auch die großen (Bade-) Seen Altmühlsee und Brombachsee werden von ihr gespeist. Die Trübung rührt letztlich von der Einspülung von Sediment aus dem Jura her. Trotzdem leidet die Altmühl natürlich in den Sommermonaten unter Düngenmitteln der bewirtschafteten Flächen im Altmühltal.
Im 20. Jahrhundert wurde die Altmühl im Abschnitt von Gunzenhausen bis Trechtlingen übrigens sogar „korrigiert“ um den Einfluss von Hochwasser auf die landwirtschaftlich genutzten Flächen zu reduzieren. In den letzten Jahren hat man glücklicherweise die Altmühl wieder renaturiert so dass die Altmühl nun wieder weitestgehend in ihrem natürlichen Flussbett verläuft.
Die Dörfer und (Klein-) Städte an der Altmühl sind allesamt gemütlich und laden mit ihren Wirtschaften auch gerne zu einer kulinarischen Reise durch regionale Küche und Braukunst ein.
Von Dietfurt bis Kelheim ist die Altmühl auf ca. 34 km im Main-Donau-Kanal aufgegangen und damit eine Bundeswasserstraße. Wenig attraktiv fürs Kanuwandern und daher hier im folgenden auch nicht weiter beschrieben.
Gewässerkarte
Karte: © OpenStreetMap Mitwirkende
Auf der interaktiven Flusskarte findet ihr Wehre, Übernachtungs- und Transfermöglichkeiten. Wo möglich findet ihr in den jeweiligen Markern auch noch Beschreibungen oder Links für weiterführende Informationen.
Papierkarte
- Wassersport-Wanderkarte Nr. 4 (Deutschland Südost), Maßstab 1:450.000, Jübermann
- inkl. Karten von Altmühl, Naab und Regen im Maßstab 1:100.000
- mit Skizzen der Wehre
Gewässerführer
- DKV-Gewässerführer für Nord-Bayern
Kanusteckbrief Altmühl
- Flusscharakter: ruhiger, langsamer Wanderfluss, ideal für Einsteiger geeignet
- Quelle: Rothenburg ob der Tauber
- Mündung: Donau (Kelheim)
- Flusskilometer: 225, davon 154 (ab Gunzenhausen) sinnvoll befahrbar
- Regeln: ganzjährig befahrbar; befahren von Altwasser, Nebenflüssen und Flachwasser an der Altmühlseeinsel verboten
- Besonderheiten: Ferienwochen und lange Wochenenden im Sommer meiden, im Sommer teils sehr niedriger Wasserstand und verkrautet
- Einstieg: Treuchtlingen, ggf. auch schon in Gunzenhausen
- Parken: Parkplatz Zentrum West Gunzenhausen, Parkplatz Stadthalle Treuchtlingen
- Schönster Abschnitt: Treuchtlingen – Eichstätt
- Hindernisse: viele leicht zu umtragende Wehre, gut ausgebaute Umsetzstellen, Durchfahrt des Herzogsstegs in Eichstätt wg. Baufälligkeit gesperrt, umtragen rechts möglich
- Übernachten: viele Bootsrastplätze und Campingplätze
- Transfer: im Abschnitt Gunzenhausen bis Eichstätt am Besten mit der Bahn (in Eichstätt vom Stadtbahnhof zunächst zum außerhalb liegenden DB-Bahnhof, von hier dann mit RB/RE weiter), von Eichstätt bis Beilngries mit dem Regionalbus 9232 oder mit dem Bus 9226 nach Ingolstadt (Busfahrpläne RBA) und von hier weiter mit der Bahn
- Schutzgebiet: Naturpark Altmühltal, Zelten nur an ausgewiesenen Stellen
- Infobroschüre: vom Naturpark Altmühltal(inkl. Kanuverleiher)
- Wassertemperatur: Wassertemperaturen obere Donau
- Pegelstände: Wasserstand im Bereich obere Donau (Pegel an der Altmühl: Aha, Treuchtlingen, Eichstätt, Beilngries)
Etappen
Wie immer beim Kanuwandern sind Etappenempfehlungen schwer. Je nach Boot, Pegel, Konstitution oder Lust und Laune auf Abstecher an Land kann die Etappenlänge immer stark variieren. Als grobe Orientierung hier eine Etappeneinteilung mit mehr als ausreichend Zeit für Besichtigungen an Land:
- Gunzenhausen – Treuchtlingen (→ 24,6km)
- Treuchtlingen – Pappenheim – Solnhofen (→ 15,4km)
- Solnhofen – Hammermühle – Hagenacker – Dollstein – Breitenfurt (→ 15,1km)
- Breitenfurt – Eichstätt – Inching – Walting (→ 22,4km)
- Walting – Gungolging – Kipfenberg (→ 18,5km)
- Kipfenberg – Ilbling – Kinding – Kratzmühle – Beilngries (→ 16,3km)
Erfahrungen Kanuwandern Altmühl
Seitdem ich mit dem Kajakfahren angefangen habe wollte ich unbedingt nochmal die Altmühl befahren. Schon früher war ich hier ein paar mal mit Freunden mit einem geliehenen Kanadier unterwegs, aber dieses Mal sollte es mit dem Nortik Fold erstmals im Kajak auf den langsamsten Fluss Bayerns gehen.
Da die Altmühl nicht weit weg ist entschied ich mich dazu die Tour auf mehrere Etappen aufzuteilen – so habe ich auch die verschiedensten Transfermöglichkeiten bei der Recherche und in der Praxis kennengelernt.
Pegel:
- Treuchtlingen: 87cm
- Eichstätt: 125cm
- Beilngries: 50cm
Gunzenhausen – Treuchtlingen
Am kostenlosen Parkplatz direkt neben der Altmühl stelle ich das Auto ab. Das Nortik Fold ist schnell aufgebaut und schon befinde ich mich auf der Altmühl.
Die Etappe lohnt sich erst seitdem die Renaturierung abgeschlossen ist. Heute führt sie in zahlreichen schmalen Schleifen durch die Wiesenlandschaft des Altmühltals. Mit Seekajaks wäre man hier fehl am Platz. Nach einer langen Etappe kann man entweder in Treuchtlingen übernachten oder mit dem Zug zurück nach Gunzenhausen fahren.
Treuchtlingen – Pappenheim – Solnhofen
In Treuchtlingen geht es erst so richtig los. Von hier ab beginnt für mich der schönste Abschnitt der Altmühl. Ob mit Zug oder Auto angereist geht es direkt am Parkplatz der Treuchtlinger Stadthalle hinter dem Wehr in die Altmühl. Immer tiefer tauchen wir mit jedem Paddelschlag in den Jura des Altmühltals ein.
Wer in Solnhofen übernachten will kann sein Zelt kurz hinter Ausstieg und Wehr auf der Altmühlinsel beim Kanuzentrum Aktivmühle aufschlagen.
Sehenswürdigkeiten:
- Pappenheim: altes und neues Schloss der Grafen von Pappenheim
- Solnhofen: Steinbrüche, Fossilienmuseum, Fundstätte des Archöopterix (Urvogel)
Solnhofen – Hammermühle – Hagenacker – Dollstein – Breitenfurt
Von Solnhofen aus geht e schnell auf die vermutlich schönste Felsformation des Altmühltals zu, die “Zwölf Apostel”. Vom Boot aus sehen wir diese imposanten Kalkfelsen des Jura. Direkt an der Altmühl schmiegen sie sich förmlich an den Flusslauf.
Kurz darauf dann die „sportlichen Höhepunkte“ der Tour, die beiden Wehre “Hammermühle” und “Hagenacker”. Da ich mit Faltboot unterwegs bin trage ich um, aber für alle mit Festboot bietet sich hier die Gelegenheit die Bootsrutschen zu nutzen.
Ein weiteres Highlight auf dieser Etappe ist die Fahrt vorbei am 45m hohen Burgsteinfelsen. Ein Kletterfelsen direkt an der Altmühl. Es bleibt gerade noch genug Platz für den Altmühlradweg zwischen Fels und Altmühl und nicht selten kann man aus dem Boot die Kletterer beobachten die ihrerseits die Altmühl immer im Blick haben.
Der kleine Campingplatz in Breitenfurt ist perfekt auf Bootswanderer ausgelegt. Mit eigener Einstiegsstelle, Trinkwasserversorgung, Sanitäranlagen und Feuerstelle bietet er eigentlich schon alles was das Herz begehrt. Ich kam spät an, fand schnell einen schönen Platz direkt am Fluss und zahlte dann problemlos am nächsten Morgen.
Sehenswürdigkeiten und Besonderheiten
- Zwölf Apostel
- Burgsteinfelsen
- Bootsrutschen Hagenacker und Hammermühle
Breitenfurt – Eichstätt – Inching
Auf dieser Etappe ist von allem etwas dabei. Trockenhänge, Jurafelsen, historische Bauten und jede Menge christliche Stätten reihen sich hier nur so aneinander. Ich paddle hier an einem Sonntag und so begleiten mich in den frühen Morgenstunden zahlreiche Glockenklänge auf der Altmühl.
Kein Wunder, ist Eichstätt doch seit jeher Bischofssitz und Heimat zahlreicher Klöster und einer katholischen Universität. Da die Stadt im zweiten Weltkrieg zudem kaum Schäden davon trug ist sie bis heute als wunderschöne barocke Stadt erhalten. Hier lohnt es sich auf jeden Fall ein wenig Zeit in einen Stadtrundgang zu investieren.
Aber selbst wer lieber nur im Kanu die Stadt durchquert kommt an vielen tollen Gebäuden, Kirchen inkl. Foltergalgen direkt an der Altmühl vorbei.
Kurz vor dem Etappenziel wartet dann mit der Altmühlbrücke Pfünz noch ein historisches Highlight auf uns. Im 15. Jahrhundert erbaut ist sie eine der ältesten Steinbrücken Bayerns und der Name selbst deutet darauf hin dass hier bereits zur Römerzeit die Altmühl überquert wurde. Zusätzlich kann man sich hier auch noch das teils wiederaufgebaute Römerkastell Vetoniana ansehen.
Sehenwürdigkeiten:
- Willibaldsburg
- Dom
- Barockstadt
- Altmühlbrücke Pfünz
- Römerkastell Vetoniana
Inching – Walting – Gungolging – Kipfenberg
Kurz nach dem Wiedereinsetzen in die Altmühl geht es vom Bootsrastplatz Inching zunächst in breitem Flussbett weiter zum Wehr in Walting. Hier setzen wir links um und freuen uns auf eine ansonsten umtragefreie Bootstour auf dieser Etappe.
Vor Gungolding durchquert man das Naturschutzgebiet „Gungoldinger Wacholderheide“. Der Bootsrastplatz in Gungolging ist im Verhältnis klein, aber mit allem nötigen ausgestattet was man so braucht. Wer zuvor in Eichstätt übernachtet hat findet hier auch einen sehr schönen Lagerplatz.
Noch im leichtem Morgennebel geht es an den Felsen nahe des Bootsrastplatzes vorbei während der Fluss immer breiter wird und auch die Fließgeschwindigkeit (!) zunimmt. In Kipfenberg haben wir dann endgültig den Limes mitsamt verschiedensten historischen Stätten erreicht.
Sehenswürdigkeiten:
- Gungoldinger Wacholderheide
-
Arnsberger Leite
-
Römer und Bajuwaren Museum
-
Burg Kipfenberg
Kipfenberg – Ilbling – Kinding – Kratzmühle – Beilngries
Die Bundesstraße kommt schon kurz nach Kipfenberg immer näher und schon bald kündigt sich die nahe Autobahn A9 an. Hoch über dem Altmühltal quert sie die Altmühl von Nord- nach Süd und lässt uns an ihrem Verkehrslärm teilhaben.
Aber schon kurz nach der Autobahnbrücke lassen wir die störenden Geräusche hinter uns und spätestens in der Schwallstrecke bei Kinding, hier ist die Altmühl ein letztes Mal sehr flach, befinden wir uns wieder im „Paddelflow“. Kurz danach verlässt die Altmühl auch wieder die Staatsstraße so dass wir gemütlich die letzten Meter auf der Altmühl bis Beilngries in weiter Wiesenlandschaft paddeln.
Der Ausstieg in Beilngries befindet sich ein gutes Stück hinter dem Campingplatz auf der linken Seite, von hier sind es nur noch wenige hundert Meter bis zur Bushaltestelle am Realschulzentrum. Wer von hier den Bus zurück in Richtung Eichstätt / Walting nehmen will muss aber den Fahrplan sehr genau lesen. Der (Schul-?) Bus fährt weder jeden Tag, noch überhaupt in jedem Monat!
Fazit
Die Altmühl ist der perfekte Einsteigerfluss ins Kanuwandern und Dank der abwechslungsreichen Landschaft auch für jeden erfahrenen Paddler eine Bootstour wert.
Am lohnendsten ist dabei der Abschnitt von Treuchtlingen bis Eichstätt. Wer die Einsamkeit liebt der wird aber auch schon ab Gunzenhausen oder weiter bis Beilngries sein Paddelglück auf der Altmühl finden.
Ganz nebenbei hat sich bei der Tour auch mein Nortik Fold als Tourenkajak für Touren mit leichter Ausrüstung erfolgreich beweisen können. Auch wenn man aufgrund des teils niedrigen Wasserstandes mit einem Faltboot hier schon Vorsicht walten lassen sollte. Vor allem bis Breitenfurt gibt es einige sehr flache Stellen so dass ich diesen Abschnitt mit dem Fold bei noch niedrigerem Wasserstand eher nicht nochmal fahren würde. In dem Fall sind Festboote oder Schlauchkajaks sicher besser zum Paddeln auf der Altmühl geeignet.
Wer die Altmühl eher in der Nebensaison befährt kann hier das Flusswandern absolut in Ruhe genießen!
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