Die Drei Zinnen: Sehnsuchtsort und geschichtsträchtiger Gebirgsstock in den Sextener Dolomiten. Auf einer kurzen Hüttentour verknüpfen wir eine Drei Zinnen – Umrundung mit der anspruchsvollen Wanderung auf die Schusterplatte.
Tourbeschreibung
Die Drei Zinnen sind ein markanter Bergstock in den Sextener Dolomiten. Gerade die Nordwände, die ihr auch hier auf der Seite sehen könnt, gehören mit Sicherheit zu den bekanntesten Landschaftsbildern in den Alpen. Die höchste Zinne, die große Zinne, erreicht 2999m Höhe. Die Drei Zinnen ziehen seit langem Wanderer und Kletterer magisch an. So ist um sie herum einiges an Infrastruktur für Massentourismus entstanden (breit ausgebauter Rundwanderweg, mehrere Hütten in direkter Umgebung, Buslinie).
Die Erstbesteigung gelang unter der Führung des lokalen Bergführers Franz Innerkofler bereits 1869. Danach haben sich die Drei Zinnen zu einem wahren Kletterparadies mit Routen in verschiedensten Schwierigkeitsgraten entwickelt. Dabei werden die vielen nah beieinander liegenden Routen auch mal aneinandergereiht. 1881 bestieg Demeter Diamantidi z.B. als erster die Gipfel aller Drei Zinnen an einem Tag. Bis heute finden die weltbesten Kletter hier neue anspruchsvolle Routen und Herausforderungen.
Wer noch mehr über die Drei Zinnen wissen will wird in einem umfangreichen Artikel auf Wikipedia fündig. Eines ist auf jeden Fall klar – Kaum jemand kann sich dem Bann dieses Anblicks entziehen.
GPS-Track und Karte
Map Data: © OpenStreetMap Mitwirkende
Papierkarte
- Kompass: Sextner Dolomiten (58), 1:50.000
Höhenprofil
Etappen
- ∎ Auronzohütte – Dreizinnenhütte (↑ 267m → 4,3km ∅ 1h)
- ∎ Variante: Auronzohütte – Büllelejochhütte – Dreizinnenhütte (↑ 500m → 9km ∅ 2,5h)
- ∎ Dreizinnenhütte – Schusterplatte – Auronzohütte (↑ 1300m → 13,5km ∅ 6h)
Achtung: der Weg auf die Schusterplatte ist als T6 (schwieriges Alpinwandern) eingestuft!
(Schwierigkeitsbewertung nach DAV-Wegekategorien, vor der Tour muss der aktuelle Zustand bzw. die aktuelle Schwierigkeitsbewertung eingeholt werden.)
Konditionsstarke Bergwanderer können die Tour sicher auch an einem Tag als Wanderung gehen. Ich würde aber ganz klar eine Übernachtung auf der Dreizinnenhütte mit einplanen. Bei einer frühen Anreise kannst Du auch noch eine Runde über die Büllelejochhütte oder einen Klettersteig, z.B. am Paternkofel, einplanen. Ohne die Abendstimmung und die klare Luft im frühmorgendlichen Aufstieg auf die Schusterplatte wäre die Wanderung nur halb so schön.
An- und Rückreise
Mit öffentlichen Verkehrsmitteln von Toblach mit der Buslinie 444 des Südtiroler Verkehrsverbundes zur Auronzohütte. Das Gebiet ist aber auch darüber hinaus sehr gut erschlossen. Alle aktuellen Informationen zu Anreise mit Bus, Fernbus, Zug, Flugzeug oder Auto findet ihr auf den Seiten der Drei Zinnen.
Tourbericht und Erfahrungen
Die Drei Zinnen standen jahrelang auf meiner Wunschliste. Unzählige Male habe ich Bilder von Ihnen gesehen. In Zeitschriften, Reportagen und Vorträgen. Die Sehnsucht wuchs und so habe ich die kurze Hüttentour an den Drei Zinnen direkt nach meiner Wanderung auf dem Dolomiten-Höhenweg 1 angehängt. So komme ich nach meiner letzten Etappe des Dolomitenhöhenweges mit dem Bus am späten Nachmittag an der Auronzohütte an.
Auronzohütte – Dreizinnenhütte
Der Bus ist leer. Ich wundere mich noch ein wenig, aber letztlich fahre ich für diese Linie einfach atypisch. Es ist später Nachmittag und im Gegenzug warten an der Bushaltestelle an der Auronzohütte unzählige Wanderer auf ihre Rückfahrt. Ich komme also gerade richtig als der Strom der Tagesgäste gerade abebbt. So geht es zwar nicht allein aber doch ohne den ganz großen Trubel östlich um die Drei Zinnen auf einem einfachen Weg an der Lavaredohütte vorbei zur Dreizinnenhütte.
Hier solltest Du auf jeden Fall vorreservieren. Nach der Anmeldung und dem Bezug des Lagers zieht es mich dann unweigerlich noch einmal nach draußen. Ich genieße den Sonnenuntergang und die majestätisch vor mir liegenden Gipfel des Paternkofel und der Drei Zinnen. Dabei spaziere ich stundenlang rund um die Hütte. Auf dem Plateau, an den nahen See und auch an den Wandfuß des nahen Sasso di Sesto wo bis heute die Überreste von Stellungen an den ersten Weltkrieg erinnern.
Dreizinnenhütte – Schusterplatte – Auronzohütte
Früh stehe ich auf. Sehr früh. Das Wetter soll schön werden – also heiß. Vor mir liegen heute 1300 Höhenmeter, davon allein auf die Schusterplatte knapp 800. Durch den frühen Start kann ich weite Teile des anstrengenden Aufstiegs noch im Schatten gehen.
Von der Dreizinnenhütte geht es zum Start westlich um den Toblinger Knoten herum. Nach zwei kurzen Auf- und Abstiegen beginnt dann am Innichriedl (2400m) der anstrengende und anspruchsvolle Aufstieg. Dabei sind dann mehrere leichte Kletterstellen, brüchige Rinnen, Stufen und allgemein steile Abschnitte auf mergeligem Untergrund zu bewältigen. Mehr als einmal nehme ich meine Hände zur Hilfe. Die Stöcke sind dafür den ganzen Aufstieg über am Rucksack verstaut.
Die Schlüsselstelle dann kurz vor dem Ausstieg aus dem Innichriedlkar. Das Kar muss nach links gequert werden worauf dann eine Wandstufe kletternd überwunden werden muss. Ist diese Schlüsselstelle gemeistert geht es leichter werdend auf das leicht abfallenden Gipfelplateau. Dabei wird es um so flacher je näher man dem Gipfel kommt. Der Name „Schusterplatte“ ist damit dann auch recht einfach erklärt.
Der Lohn der Mühe liegt dann am Gipfel der Schusterplatte rings um uns. Die Dreischusterspitze ragt zum greifen nah vor uns nach oben, nach Norden reicht der Blick bis zum karnischen Höhenweg und nach Süden liegen uns die Sextener Dolomiten zu Füßen. Die gestern Abend noch so mächtigen Drei Zinnen, Paternkofel, Toblinger Knoten – von hier oben kleine Bausteine eines gigantischen Bergpanoramas. Ein Bergpanorama dass wir ganz für uns genießen können. Während auf der Drei-Zinnen-Umrundung gerade die Hölle los sein muss haben wir den Gipfel der Schusterplatte für uns alleine. Ich hätte gedacht hier wäre mehr los, aber die anspruchsvolle Tour wird offenbar tatsächlich weniger begangen als angenommen.
Nach dem Abstieg von der Schusterplatte geht es dann noch einmal an der Dreizinnenhütte vorbei. Östlich umrunden wir von hier aus im Strom der vielen Tageswanderer die Drei Zinnen, halten Ausschau nach Kletterern und erreichen schon bald wieder die Auronzohütte wo wir mit dem Bus die Rückfahrt antreten.
Fazit
Ein Traum wurde wahr. Die kleine Hüttentour rund um die Drei Zinnen und auf die Schusterplatte hat meine Erwartungen sogar noch übertroffen. Wieder einmal hat sich gezeigt dass man auch an den bekanntesten Alpen-Hotspots tolle Bergerlebnisse haben kann. Dafür muss man nur ein wenig azyklisch unterwegs sein und auch mal die bekannten Hauptrouten verlassen. Lohn der Anstrengung sind wirklich beeindruckende Aussichten auf die Dolomiten.
Damit sich die weite Anfahrt in dieses beeindruckende Gebiet auch richtig lohnt bietet es sich an die Tour z.B. mit dem nahen karnischen Höhenweg oder dem Dolomiten Höhenweg 1 zu verbinden.